Mittwoch, 27. Februar 2008
Zwischenbilanz
Die Bochumer Staatsanwaltschaft hat eine Zwischenbilanz in der Liechtensteiner Steueraffäre gezogen, die sich inzwischen zu einem globalen Problem entwickelt hat. Es ist nicht verwunderlich, dass durch die Fahnder und Selbstanzeigen inzwischen 28 Mio Euro zurückgezahlt wurden, immerhin schon eine kleine Anzahlung für die 2 Milliarden, die die IKB dem Steuerzahler kostet, bei der WestLB sind es noch weitere 2 Milliarden, die durch Fehlspekulationen in den Sand gesetzt wurden. Dazu noch ca. 2000 Arbeitsplätze.
Was mich bei der gesamten Affäre stört, ist nicht die Gier nach mehr Wohlstand ein paar Reicher oder Volkes Empörung über "Schwarzgeld", sondern dass Steuerhinterziehung eine Art Volkssport geworden ist. Das beginnt mit Schwarzarbeit, da wird das Auto ohne Rechnung repariert, die Putzhilfe kriegt ihren Lohn "bar auf Tatze", beim Wohnungsbau lässt man das eine oder andere "unter der Hand" machen und jeder freut sich, dass er durch kleine Betrügereien dem Staat ein Schnippchen geschlagen hat. Alltagsbewältigung kann man das auch nennen. Appelle an die Moral gelten immer nur für andere.
Das sagen die reichen Edelmänner der Wirtschaft auch. Selten werden sie mit Gefängnisstrafen belegt. Ob die Millionen für den Informanten eine tolle "Rendite" sind, bleibt abzuwarten. Ob Hehlerei oder oder ein legitimes Handeln vorlag, das wird die Gerichte noch beschäftigen. Der Vorsitzende des Schweizer Bankenverbandes, Pierre Mirabaud, hat das Vorgehen der Deutschen bei der Suche nach Steuersündern mit Methoden verglichen, "die jenen der Gestapo würdig sind". Rechtfertigung hin oder her, es bleibt ein fader Nachgeschmack. In diesem Zusammenhang ist es sicherlich auch lohneswerter über die Steuerverschwendungen unserer Bürokraten nachzudenken, die jährlich so schön vom Bundesrechnungshof fein säuberlich aufgelistet werden.
Was die Steuermoral angeht, so wäre der Staat gut beraten über niedrige Abgaben oder ein anderes Steuermodell nachzudenken (unseres steht im Ranking hinter der "Bananenrepublik" Tahiti). Erfahrungsgemäß nimmt man dann mehr ein. Die Mehrwertsteuererhöhung war jedenfalls überflüssig, wie sich schon herausstellte, und ein "Vitaminschub" für die Schattenwirtschaft.
Ein Kampf gegen den Steuerbetrug ist für den Staat nicht zu gewinnen. Liechtenstein und auch die Schweiz werden an ihrem Bankgeheimnis festhalten, und für die "Reichen" werden sicherlich neue perfide Steuermodelle erdacht und neue "Oasen" geschaffen. Das ist wie mit der Geschichte von dem Hasen und dem Igel.
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Ziel und Mittel der Demokratie: möglichst vielen Unabhängigkeit schaffen.
Friedrich Wilhelm Nietzsche, (1844-1900), deutscher Philosoph, Essayist
Montag, 11. Februar 2008
Fasten und Verzicht
Fasten heißt sich weigern, in Materie zu ersticken; sich von allem Ãœberflüssigen lächelnd zu befreien.
Phil Bosman
Bisher war ich auch immer im Glauben, dass Fasten immer mit einem Ernährungsverzicht/-verboten einhergeht. Nun lese ich heute in einem Artikel von dem Sprecher der katholischen Stadtkirche in Essen, dass das Fasten so etwas wie Wellness bedeutet. Auf etwas verzichten, damit man sich dadurch besser und zufriedener fühlt und dass dies nicht zwangsläufig etwas mit Ernährung oder Abnehmen zu tun hat. "Fasten", so schreibt der Autor, "kann unter anderem bedeuten, dass ich einen Abend aufs Fernsehen verzichte und diese Zeit, die ich gewinne, mit Familie und Freunden verbringe." Er selbst verzichte in der Fastenzeit auf Notlügen.
Ich bin zwar nicht kirchlich engagiert, aber verzichten könnte ich auch z.B. auf Bemerkungen zu dem Auftritt des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan in Köln und Ludwigshafen. Verzichten werde ich auf jeden Fall darauf, einen Dortmunder Fußball-Fan "Zecke" zu nennen.
Wenn also das Essen beim Fasten nicht so im Vordergrund steht, für den hätte ich für den Valentinstag eine kulinarische Idee, die ich [hier] gefunden habe: Das Liebesmenü - Aperitif, Amuse Bouche, Wachtelsalat, Hummer-Mandelcreme-Suppe, Chateaubriand an glasierten Schalotten, Mango-Rosenwasser-Sorbet und Petit Fours. Wer es live serviert bekommen möchte, der muss seine große Liebe nach Mallorca entführen und dort im Restaurant Es Castell im Schlosshotel Son Vida in Palma das Menú de Amor bestellen.Â
Dann kommt mal alle gut in die neue Woche!
Samstag, 9. Februar 2008
Rauchen, Statistik & Toleranz
Ach ist das ein wunderbarer Tag heute, etwa so wie ein "gefühltes Mallorca", einfach herrlich.
Da passt das Thema, über das ich eigentlich schreiben möchte, gar nicht so recht hin, vielleicht nur insofern, dass draußen nur blauer Himmel und kein "blauer Dunst" zu sehen ist.
5,4 Millionen Menschen, so las, sterben jährlich weltweit nach Angaben der WHO (Weltgesundheitsbehörde) durch Rauchen. Die Schlussfolgerung, die daraus gezogen wurde war die, dass Rauchen zu den weltweit führenden Todesursachen gehört. Von einer Schock-Studie ist die Rede. Ich frage mich warum mich das schocken sollte, denn das sind nur 5,4 Prozent der weltweit Verstorbenen pro Jahr. 1,2 % sterben weltweit durch Verkehrsunfälle pro Jahr. Auf jeden verstorbenen Raucher kommen 15 Neugeborene, was doch wiederum sehr erfreulich ist, oder? Man kann auch froh sein in Deutschland zu leben, da hier die Sterblichkeitsrate bei 10,57 liegt und nicht in Swasiland, dort liegt sie bei 29,74. Noch besser wäre, man lebe in Kuwait mit einer Sterblichkeitsrate von 2,41 oder gar in Vatikanstadt, dort ist sie gar nicht messbar! Immerhin tröstend ist doch, dass die Lebenserwartung in Deutschland bei 78,8 Jahre liegt, in Russland nur bei 67,08. Liegt wohl an dem Wodkakonsum!
Warum nun dieser Statistikwirrwahr. Nun es gibt auch eine Studie, die belegt: Nichtraucher belasten das Gesundheitssystem. Gesunde, schlanke Menschen kosten das Gesundheitswesen mehr als Raucher und Ãœbergewichtige, so die in der Fachzeitschrift "Public Library of Science Medicine" veröffentlichte Studie. Fazit der Untersuchung: "Letztendlich fielen für die gesunde, schlanke Gruppe Behandlungskosten von rund 417.000 Dollar (281.000 Euro) ab einem Alter von 20 Jahren an. Bei den Ãœbergewichtigen wurde ein Betrag von 371.000 Dollar (250.000 Euro) ermittelt, bei Rauchern nur rund 326.000 Dollar (220.000 Euro)."
Warum nun die ganze Aufregung und die Verbote? Dies versteht auch der Autor des folgenden Artikels nicht: Rauchverbot? Schluss mit dem Gesundheitswahn! er beklagt, dass der Staat auf Hexenjagd gehe und den Bürgern unter dem Deckmantel der Gesundheitsvorsorge die einst so mühsam errungene Freiheit stehle. Er zweifelt auch an der Wissenschaftsgläubigkeit als Rechtfertigung zur Ausgrenzung von Rauchern. Solche Krankheiten, so der Autor, seien immer multifaktoriell bedingt.
Studien, wie oben schon dargestellt, operieren mit Statistiken. Statistiken aber wiederum können nur Korrelationen beschreiben, niemals Kausalitäten. So kam auch Sir Winston Churchill zu der geistreichen Formulierung, dass die Statistik die Mutter der Lüge ist. Wir kennen ja auch das geflügelte Wort: Glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast.
Ja, ich höre die Nichtraucher schon wieder husten. Natürlich muss man am Arbeitsplatz nicht rauchen, auch im Restaurant ist das nicht zwingend erforderlich, aber der Eckkneipe kann man doch das Zugeständnis machen wie sie das handhaben will, so denn ihre Gäste mehrheitlich von Rauchern besucht wird. Wogegen ich mich auch persönlich wehre, ist einfach die "fürsorgliche Ãœberregulierung" meiner persönlichen Entscheidungen durch den Staat, durch die  "europäische Brüsseler Weitsicht" und die permanente Einflussnahme der "Gutmenschen" ob bei Feinstaubplaketten, Kaminöfen, beim Rauchen oder sonstwo.
Die Widersinnigkeit von solchen Verbotserlassen wird mir täglich immer wieder vor Augen geführt, wenn unsere Schüler wie Lemminge den Schulhof verlassen, um sich direkt nach der "Schulgrenze" auf den Bürgersteigen die Zigaretten anzuzünden. Die Schulhofaufsicht wird weiterhin durchgeführt, obwohl sich kein Mensch mehr dort in den Pausen aufhält, und das Schulcafé beklagt immense Einkommensdefizite, weil sich die Schüler nun auch außerhalb mit Getränken und Esswaren versorgen. Das schlägt wiederum auch ein erhebliches Leck in die Kasse des Fördervereins, die durch die fehlenden Einnahmen des Schulcafés leidet. Wem ist hier nun geholfen? Macht es einen Unterschied, ob ich einen Meter vor oder hinter dem Schultor rauche? Der Feinstaub lässt sich auch nicht durch Plaketten aufhalten, die Richtung gibt der Wind vor;-) Ja man kann auch über Autoanfahrtsverbote (AAV) zu Sportstätten nachdenken und ob man die Currywurst besser durch Tofufrikadellen ersetzt, da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt ...
Was mir fehlt ist Augenmaß und Toleranz bei all solchen Entscheidungen oder besser solcher "Machtarroganz".
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