Samstag, 12. November 2005
Deutschlands Kinder lernen in 16 Welten
Eigentlich wollte ich heute über so vieles geschrieben haben, aber irgendwie fand ich dann die Themen doch nicht so interessant. Ãœber die gegenwärtigen politischen Entscheidungen zu schreiben oder diese zu kommentieren, ich weiß nicht, lohnt sich das überhaupt? Jeden Tag ereilen uns neue Botschaften von unterschiedlichen "Zumutungen und Einschränkungen" die uns Bürgern auferlegt werden sollen, wie und wo die Allgemeinheit zur Kasse gebeten werden soll, das ist nichts Neues. Immer noch ist einem kaum wirklich klar geworden wie denn nun der Aufschwung in Deutschland klappen soll, welche Reformen denn nun positive Tendenzen bringen werden; wir lernen nur wie man mit anderer Leute Geld Haushaltslöcher stopfen will, und das bringt dem "deutschen Michel" nur Verdruss.
Mich persönlich betrifft ja auch die Föderalismusreform, zumindest was die Bildungsreformen angeht. Bis jetzt sieht es so aus, dass die Länder ihre alleinige Bildungshoheit haben wollen. Vom Kindergarten bis zum Uni-Examen soll der Bund nichts mehr mitzureden haben. Experten befürchten, dass dadurch Deutschland weit in der Bildung zurückfallen wird, in eine bildungspolitische Kleinstaaterei. Die Konsequenzen dieses politischen Eigensinns werden am Ende Schüler und Studenten ausbaden müssen.
Von "vergleichbaren Lebensbedingungen" beim Lernen kann die föderale Republik nur träumen: über sechs Jahrzehnte hat jedes der 16 Bundesländer seine eigne Schulpolitik entwickelt. Ergebnis: 16 Schulsysteme und über 1000 Lernpläne.
Ein paar krasse Beispiele: in NRW sollen 2006 wieder die Kopfnoten eingeführt werden, die über das gewissenhafte Arbeiten, die Pünktlichkeit und das Verhalten der Schüler Auskunft geben sollen; in Bayern werden diese gerade wieder für die Grundschüler abgeschafft, Begründung: sie haben sich nicht bewährt. In Bayern ist man nun stolz, dass das Schulsystem dort durchlässiger wird. Weil dort zu wenig junge Leute das Abitur machen, sollen gute Real- und Hauptschüler künftig über das Berufskolleg zum Hochschulstudium gelangen. In NRW ist der 2. Bildungsweg schon lange ein alter Hut.
Leider entscheiden politische Mehrheiten über Inhalte und Reformen, nicht aber Experten, die wissen, wie Lernen und Lehren funktioniert. So darf man sich dann über die "Erfolge" wie bei den Pisa-Studien nicht wundern. Die Gewerkschaften sind fassungslos darüber, dass zukünftig auch jedes Land je nach Kassenlage sein eigenes Besoldungsrecht hat. Man befürchtet, dass der reiche Süden die besten Lehrer lockt. Kann ein Land wie NRW finanziell nicht mithalten, drohen Lehrerabwanderungen und eine bildungspolitische Talfahrt ist abzusehen. Trauriges Fazit: Deutschlands Kinder lernen in 16 Welten, die Bildung wird zerpflückt.
Niemand ist weiter von der Wahrheit entfernt als derjenige, der alle Antworten weiß.
Chuang Tsu
Samstag, 5. November 2005
Pisaerkenntnis
"Fällt Ihnen bei der Pisa-Studie was auf? In Deutschland am besten lesen und schreiben können die Schüler in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen - also lauter Länder, in denen gar kein Deutsch gesprochen wird!"
Ottfried Fischer, Ottis Schlachthof (BR)
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