Eigentlich begann ja alles als harmloser Spaß. Auf der Rückfahrt von der Keramikscheune bei Rees in der letzten Woche - vielleicht erinnert sich noch der ein oder andere an den Opa-Tag - sagte Enkelin Marie mit tiefen Seufzern: "Opa ...mir ist langweilig." Nun gut, dachte ich, so eine Rückfahrt auf der Autobahn ist nicht gerade prickelnd, weder für mich noch für das Kind. Auch die Musik vermochte sie nicht zu beeindrucken. Nach dem dritten "Opa, mir ist langweilig." Schaute ich zu meiner Frau Brigitte rüber. "Erzähl dem Kind doch mal eine Geschichte..". ""Opa, erzähl du doch lieber..." Nun Opa musste sich auf den Verkehr konzentrieren und hatte eine vermeintlich glänzende Idee. "Ihr habt doch im Kindergarten schon St. Martin's Lieder gelernt, sing doch mal eins vor. " ...und schon ging's los : "St. Matin, Matte Matin, Matte Matin, Mantel warm und gut ...."Den Rest konnte ich nicht so recht verstehen, entsprang es doch gerade der Textfantasie des Kindes, die Melodie hatte Ähnlichkeit. "Ach, sagte ich beiläufig, "der St. Martin kommt doch auch immer auf einer Gans geritten". Schweigen. "Falsch, Opa, Pferd!" "Nee, Gans, die heißen doch auch Martinsgänse." "Nein, Pferd, Opa, kannst Du sehen wennn Du mitkommst." "Matte Matin..." Nun, dachte ich, frag doch mal, ob das Kind noch ein anderes Lied kennt. " Ja, Laterne, Laterne, rabimmel, rabammel, rabumm". "Rabimm, heißt das am Schluss", sagte ich. "Nein, Opa, rabimmel, rabammel, rabumm". Nun schaltete sich auch die liebste aller Omas ein. "Opa, die Marie hat doch Recht."...und nun sangen beide die Martinslieder rauf und runter...
Sankt Martin, Sankt Martin, Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind, sein Ross, das trug ihn fort geschwind. Sankt Martin ritt mit leichtem Mut, sein Mantel deckt ihn warm und gut.
und ...
Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir. Dort oben leuchten die Sterne und unten, da leuchten wir. Mein Licht geht aus, ich geh nach Haus! Rabimmel, rabammel, rabumm.Â
...nur Opa störte mit falschen Texteinwürfen wie "nee, das Licht geht nicht aus, denn dann kann man doch nichts sehen etc" und wurde jedes Mal mit einer neuen Strophe belehrt. Herrlich!!;-))
Der Zweck war jedenfalls erreicht. Es war nicht mehr langweilig im Auto!!! ...und nach einer halben Stunde war das Kind in ihrem Sitz vor Erschöpfung eingeschlafen.
Die Sache war für mich soweit erledigt, wenn nicht gestern ein Anruf gekommen wäre mit dem Inhalt ...Opa, Marie träumt nun schon die ganze Woche von dem St. Martin, singt pausenlos, hat eine wunderschöne Laterne gebastelt und wünscht sich nichts Sehnlicheres als mit Opa auf den Laternenumzug zu gehen und ihm auch das Pferd zu zeigen etc. Natürlich mit eigener Laterne. Alles andere wäre eine riesige Enttäuschung. ...Ja, nee, iss klar!
Da stand ich nun. Wat nu? Kobra übernehmen Sie, geht nicht. "Laterne, Laterne, Sonne, Mond etc.." Wo kriegste jetzt eine Laterne her? Ah, Blitzgedanke - irgendwo im Keller müssten noch Lampions liegen, davon könnte ich einen nehmen. Brenne auf, mein Licht! Von wegen! Weder Stab, noch Glühbirne im Haus und woher nehmen? Ab in die Stadt, Vollsortimenter, Kaufhäuser, Papierwarengeschäfte abgeklappert, nix. Entweder nicht im Programm oder ausverkauft. Nun kam ich arg in Zeitnot.
Ich griff nach einem rettenden Strohhalm, ...meine Frau Brigitte, weiß in solchen Fällen immer, wo man noch so "ein Schnäppchen am späten Abend" machen kann. Und ich hatte Glück. Triumphierend kehrte sie zurück mit einem Plastiklaternenstab, den sie quasi so unterm Ladentisch von einer Verkäuferin aus einem ihr bekannten Lädchen erstanden hatte. Dazu noch eine bunte Laterne! Kaum auszumalen, welche Enttäuschung heute gedroht hätte, wenn der "liebste aller Opas" versagt hätte...smile
So werde ich gleich mit Marie und eigener Laterne fröhlich am Start sein ... Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir.
Aber für die Sache von wegen .."mir ist langweilig", da muss ich mir nächstens etwas Besseres einfallen lassen, um kein Eigentor zu kassieren ...lach.
Marie mit Gans Susi und Vater Didi auf dem St. Martin's Umzug 2007 in GE-Resse
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