Freitag, 5. Juni 2009
Schlechter Scherz
Da traute ich am frühen Morgen meinen Augen kaum als ich diese Nachricht las:
Kranken- und Lebensversicherer in den USA, Kanada und Großbritannien haben derzeit 4,4 Milliarden Dollar in Aktien von Tabakherstellern investiert.
Laut "New England Journal of Medicine" verlangen sie gleichzeitig für ihre Versicherungen häufig Extragebühren von Rauchern.
Ob die dann als Zahlungsmittel eventuell auch entsprechende Aktien akzeptieren, ist nicht überliefert. Jedenfalls wären die Kneipen und Raucherclubs vielleicht gut beraten, auch in dieses Geschäft um den "Blauen Dunst" einzusteigen.
Schönes Wochenende. Tipp: Wenn's regnet, ein bisschen an der Börse spekulieren ...smile.
..............................................
Wahrheit ist eine widerliche Arznei.
August von Kotzebue (1761-1819)
Dienstag, 5. Mai 2009
Viel Freizeit
Glaubt man einer neuen OECD-Studie so haben die Deutschen im internationalen Vergleich sehr viel Freizeit und sollten gefälligst mit dem Gejammer aufhören. Im Schnitt hat jeder Deutsche 6 Stunden und 34 Minuten Freizeit pro Tag, und wir sind damit leider nur zweiter hinter Belgien geworden. Dort verfügt man über 5 Minuten mehr. Laut der in Paris vorgestellten Studie entfallen auf die Bürger in den untersuchten Staaten durchschnittlich 5 Stunden und 47 Minuten.
Vor allem die Haupterwerbsgruppe, die 25- bis 64-jährigen Deutschen, haben im Vergleich viel Freizeit. Die Werte beziehen sich laut OECD auf die Gesamtbevölkerung ab 15 Jahren, auch Schüler, Rentner und Arbeitslose waren einbezogen. Sicherlich auch aus Hamburg Billstedt und Berlin Neukölln.
Nach dieser Studie verbringen die Franzosen im internationalen Vergleich deutlich mehr Zeit mit Essen und Trinken, und sie schlafen auch länger.
Ich weiß nicht so recht, aber ich liebe solche Studien, weil da jeder hineininterpretieren darf, was er möchte. Für Deutschland hat man die Erhebungen sicherlich hauptsächlich im englischen Garten in München und diversen Biergärten um den Ammersee gemacht. Ja, da hab ich mich auch immer gewundert, woher die Leut so viel Zeit nehmen, um eine ausgiebige Brotzeit zu machen oder bei Grundschullehrerinnen. Die sind auch immer ein beliebtes Publikum/Opfer für solche Umfragen.
Bei den Italienern ist doch das "Dolce Vita" sprichwörtlich, die müssten eigentlich führen. Selbst der ital. Ministerpräsident kümmert sich überwiegend um 'Amore'. Das kostet Zeit. Beim deutschen Michel ist das Freizeit, in Italien wird man dafür gewählt und bezahlt. Ansonsten kommt man auch nicht auf die Idee, hübsche und gut riechende Film- und Showsternchen auf die Liste zur Europawahl zu setzen, nur weil sie bei der Quali für den Pirelli-Kalender durchgefallen sind.
Oder die Franzosen. Die trinken doch den ganzen Tag nur Rotwein und essen an Tischen mit Papiertischtüchern, und wenn sie dann satt sind, gehen sie auf die Straße randalieren.
Noch ein anderen Aspekt der Studie brachte mich ins Grübeln. Ausgerechnet die Menschen in Japan, Mexiko und in der Türkei haben die wenigste Freizeit.
Bei den Japaner sind die ausgiebigen Teepausen während der Arbeitszeit weltbekannt. Kommen sie nach Deutschland fühlen sie sich völlig überfordert, zu viel Arbeitsstress. Das lässt den Umkehrschluss zu, dass sich Japaner schon während der Arbeit erholen. Mexikaner kenne ich nur schlafend unter ihrem Sombrero. Ja und dann die Türkei. Ehrlich gesagt, ich wusste bis zu dieser Studie gar nicht, dass dort überhaupt gearbeitet wird.
In diesem Sinne, nutzt Eure Freizeit und versaut nicht den Schnitt. Es ist doch nett zu wissen, wie viel Freizeit einem eigentlich so zusteht!
.....................................
In Italien sagte man einmal bei einer Grabrede über einen (italienischen!) Verstorbenen:
"Er musste ständig arbeiten - wie ein Deutscher."
Donnerstag, 30. April 2009
In der Nacht kommen die Hexen
Am Donnerstagabend werden in Deutschland ganz viele Hexen nach ihrem Besen greifen. Es ist Walpurgisnacht, die immer zum 1. Mai gefeiert wird.
Mit Beginn der Christianisierung wurde der "heidnische Hokuspokus" zu Treffen finsterer Mächte umgedeutet und die Hagazussen wurden als Hexen, als weibliche Verkörperung des Bösen, die mit dem Teufel im Bunde waren, diffamiert. So wurde in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai weiter um das Feuer getanzt – jetzt allerdings zur Abwehr der Hexen.
Viele Walpurgisriten leben in bäuerlichen Maibräuchen fort. Im Volksbrauchtum schützte man seinen Hof durch nächtliches Peitschenknallen, ausgelegte Besen und Maibüsche. Der Maibaum, meist eine Birke, ist zugleich Fruchtbarkeitssymbol und Darsteller des Weltenbaums. Zu Walpurgis werden traditionell die Maibäume aus dem Wald in den Ort geholt, um sie der Liebsten vor das Haus zu stellen. In der Dorfmitte wird um den Baum getanzt. Der Baum symbolisiert so die Fruchtbarkeit der Natur, die zu den Menschen gebracht wird. Rituelle Liebesakte auf den Feldern in vorchristlicher Zeit sollten angeblich die menschliche Fruchtbarkeit auf den Ackerboden übertragen. (vgl. auch Maibrauchtum)
Heutzutage wird üblicherweise mit Tanzveranstaltungen in den Mai hineingefeiert.
Auch wir haben eine Einladung zu einem Rockevent der "größten Rockband der Welt" in der Emscher-Lippe-Halle - dem Rockorchester Ruhrgebeat. Es lädt zum Maitanz ein mit Hits aus einem halben Jahrhundert Rockgeschichte. Im Repertoire hat das Rockorchester Ruhrgebeat Songs von Elvis bis Tina Turner.

Wie immer auch Ihr in den Mai kommt, wir wünschen Euch viel Spaß und Freude!
Mittwoch, 29. April 2009
Auf und nieder
Dass der Verband der Champagnerhersteller in Lille einen Einbruch beim Champagner-Absatz im ersten Quartal von weltweit 30 Prozent bekannt gibt, das kann ich verstehen. In Krisenzeiten gibt es auch für Firmen kaum einen Grund, das edle Getränk in Strömen zu trinken. Das größte Minus seit 15 Jahren. Man wird also weniger in Champagner baden, vielleicht nur in Prosecco.
Dass die weltgrößte Schnellrestaurantkette Mc*Donalds von der Wirtschaftskrise profitiert und ein Gewinnplus von 3,5 Prozent auf 979,5 Millionen Dollar vermeldet und dies auf die Sparsamkeit der Verbraucher zurückführt, kann ich weniger nachvollziehen. In Asien und Afrika kletterten die Umsätze gar um 5,5 Prozent. Dass ein Schnellrestaurant preiswerter ist als ein teures Restaurant mag einsichtig sein, ist aber nicht vergleichbar. Sparsam ist man meiner Meinung nach doch nur dann, wenn man selbst den Kochlöffel schwingt. Vielleicht ist das Ganze auch noch leckerer, auf jeden Fall macht es mehr Spaß!
..............................................
Das Kochen ist schon der Gesundheit wegen nicht als Nebensache zu betrachten.
Henriette Davidis, Kochbuchautorin (1801-1876)
Donnerstag, 2. April 2009
April, April
Ja, manchmal ist es ganz lustig, auch meine verehrten Leser in den "April zu schicken". Ehrlich gesagt, ich habe versucht, mir Mühe zugeben und auch gute Statisten wie unseren Sohn und meine Frau gefunden, die ich für die Sache begeistern konnte.
Eigentlich ist an dem gestrigen Artikel alles richtig: Die Teilnahme von GE bundesweiten Wettbewerb "Entente Florale", was so viel wie 'Blumenbündnis' heißt, das Wetter, der Palmensonntag und auch der "bunte Sonntag". Nur mit dem Aufstellen von Palmen, da will das in GE nicht so richtig klappen.
Im Frühjahr 2008 wurde versucht, die Mode- und Szenestraße "Arminstraße" in der Neustadt von den Anliegern aufzuhübschen. Sie pflanzten ein halbes Dutzend große Palmen in Kübeln, insgesamt 20 sollten es am Ende werden. Um die einstige Szenestraße neu zu beleben, sollte auch ein neues Lichtkonzept, das Fassaden etwa mit Bodenleuchten illuminiert, kommen. Die Idee kam so gut an, dass das Land und die Stadt für das neue Make-up des Viertels über 60 000 Euro Fördergelder zur Verfügung stellen wollten. Allein: Bäume sind ja schön und gut, sagte die Jury – aber bitte keine Palmen und auch keine Kübel. Heimische Pflanzen wollten die Juroren sehen und diese direkt in der Erde. Um an die Gelder zu kommen mussten die Palmen weichen für Eichen. Notgedrungen poliert nun heimisches Gehölz das Quartier auf. Das Zähneknirschen war bis Buer zu hören;-), aber man wollte die "Kohle"!
Ein Redakteur der WAZ schrieb damals zornig dazu:
"Die Palmen müssen weg", hieß es vom zuständigen Ministerium. Warum? "Weil sie keine deutschen Bäume sind." Ja, man lernt nie aus. Übrigens beantrage ich hiermit die sofortige Umbenennung des Kennedyplatzes (Vorplatz vor dem Musiktheater in GE). Merkelplatz, bitte! ... Und kommen Sie mir nicht mit Altintops, Asamoahs und Kuranyis. Wo kämen wir denn da hin, wenn es uns hier jeder eingeflogene Exot so richtig schön machen könnte?"
Ich muss zugeben, mit Palmen oder unter Palmen würde mir die Gastronomie in Buer noch besser gefallen. Die Idee an sich gefällt mir, aber ich fürchte eine Palmenaktion wird es leider nicht geben.
Genießt den frühlingshaften Nachmittag (in GE z.Zt. 17 Grad), vielleicht unter oder mit der eigenen Palme, im Café oder Garten und nix für ungut;-)!
Mittwoch, 25. März 2009
Pensionen verzockt
EU-Abgeordnete haben sich mit ihrem "freiwilligen Pensionsfonds" an der Börse verspekuliert. Nun soll die EU-Kasse, also der Steuerzahler, für die Verluste gerade stehen.
Meine Frau sagt, sie möchte für ihre nicht richtigen Lottotipps und die entgangenen Verluste auch, dass jemand dafür gerade steht und ihr die möglichen Gewinne nachträglich auszahlt ...smile
Montag, 16. März 2009
Berichterstattung unter aller Würde
Am Wochenende hatte ich ausgiebig Gelegenheit, die Berichterstattung über den Amoklauf in Winnenden genauer zu betrachten. Nehmen wir mein Urteil vorweg: Sie ist unter aller Kanone, gekennzeichnet von Falschmeldungen und Widerrufungen, blutrünstig, gespickt mit Anleitungen für Nachahmungstäter, Sensationsgier und Gülle-Journalismus.
Da werden Fotos von dem Täter veröffentlicht, die den Täter gar nicht zeigen, da wird vom einem Schießkeller berichtet, der gar nicht vorhanden ist, da wird die Einweisung in eine Psychiatrie zitiert, die sich so nicht als haltbar erweist und schließlich auch noch ein Chatprotokoll verbreitet, dass sich als Fake herausstellt, über Computerspiele berichtet, die angeblich zum Amoklauf animieren, von Schützenvereinen, Jägern und Biathleten, die dem Waffenfetichismus erlegen sind und von Schulen, die Schuld am Versagen der Kinder haben und letztlich soll der 17-jährige Täter nicht wie angenommen in einem Schützenverein trainiert haben. Widersprüche über Widersprüche, die den sittlichen wie moralischen Untergang der Print- und der TV- Medien charakterisieren.
Die einzige gesicherte Tatsache ist, dass der Vater des Täters, seine Waffen nicht ordnungsgemäß und wie vom Gesetz vorgeschrieben gesichert hat und somit wesentlich diese Amoktat ermöglicht hat.
Über die Motive des jungen Täters selbst kann nur spekuliert werden. Da sind selbst die Experten wie Psychologen, Soziologen, Jugend- und Gewaltforscher, Lehrer und Kriminalbeamte verunsichert und ratlos. Da reicht das Spektrum von malignem Narzissmus, über mangelnde Anerkennung und einfaches Übersehen bzw. nicht Wahrnehmen der Persönlichkeit, vom Außenseiter zum Ausraster, problematischen Familienstrukturen, Defizite in der Anerkennung, Verzweiflung, Wut und Hass wie auch Störungen in der Persönlichkeitsentwicklung des Jugendlichen, vielleicht auch Psychopharmaka.
Vieles von dem muss zusammenkommen, um einen Amoklauf zu starten. Die Ausführung ist dann eher von langer Hand geplant und nicht spontan. Als Keimzelle ist eindeutig das "Kinderzimmer" auszumachen. Dort wird Aggression aufgebaut und auch dort muss auch die Gewaltprävention beginnen. Warnsignale erkennen können noch am ehesten die Eltern, so sie wollen und sich um ihre Kinder intensiv kümmern und ihnen zuhören.
Doch damit scheinen viele Eltern einfach überfordert zu sein. Berufstätigkeit und Erziehung und andere Engagements lassen kaum noch Raum für eine kindorientierte Erziehung. Nanni gucken ist einfacher als Nanni sein, klar. Deshalb sind auch solche Forderungen an der Tagesordnung wie "Das Schulsystem ist krank, Ganztagsschulen müssen her und die Gesellschaft muss sich um die Kinder kümmern, es herrscht ein Bildungsnotstand".
Ich muss gestehen, ich kenne das anders. Mein Weg war nicht gekennzeichnet von Krippe, Hort, Kindergarten, Ganztagsschule und staatlicher Betreuung. Ich hatte viele Freiräume, die ich sinnvoll nutzen konnte, und meine Eltern konnten auch noch von ihrem Recht Gebrauch machen, ihr Kind selbst zu erziehen. Ich kenne aber umgekehrt Kinder, die die Schule und die Lehrer krank machen, aber das kann oder darf ja nicht sein, zumindest nicht in einer öffentlichen Debatte! Deshalb sollten sich Eltern mal wieder darauf besinnen, Kinder nicht als Produkt zu begreifen, das man vom jüngsten Lebensalter an in die verschiedensten Erziehungsinstitutionen abschiebt. Vielleicht sind sie dann der Gesellschaft auch eine vernünftige Schul- und Berufsausbildung wert. Zu meiner Zeit war auch die Mutter ganztätig eine ständige Ansprechpartnerin! Aber die Zeiten scheinen wohl vorbei oder nicht mehr 'in' zu sein.
Ein respektvoller Umgang zuhause wird sich auch im späteren Leben auszahlen. Nur, dass irgendwelche Schulmodelle den Eltern ihre Verantwortung abnehmen können, ist einfach ein Irrglaube.
Kehren wir noch einmal zum Ausgangspunkt zurück, dann bleibt noch festzuhalten, dass die Medien an all diesem Unheil ein gerüttelt Maß mit dazu beitragen. Wie krank muss man eigentlich sein, um als Entführter, der den Amoklauf überlebt hat, einen Exklusivvertrag mit einer Zeitschrift abzuschließen, um seine Erlebnisse und Eindrücke in bare Münze zu verwandeln und umgekehrt auch solch einen Vertrag anzubieten. Bei derartigen Fällen müsste eine Nachrichtensperre verhängt werden, bei der nur gefilterte Informationen für die Öffentlichkeit bestimmt sind, um Trittbrettfahrern das Leben schwer zu machen. Gerade heute noch wurde in Bottrop ein angekündigter Amoklauf im Internet entdeckt. 1300 Schüler/innen einer Gesamtschule wurden nach Hause geschickt. Ein Scherzbold hat sich diesen Spaß erlaubt!? Nach der Aufdeckung der Tat wird ihm das Lachen sicherlich vergehen. Seit dem Amoklauf von Winnenden hat es an NRW-Schulen rund 70 Hinweise auf Amokdrohungen gegeben.
In Winnenden selbst fühlen sich Schüler wie Bewohner von den Medien belästigt. Selbst das Austeigen aus dem Bus ist dort erschwert, weil in den Parkbuchten die Übertragungswagen der Sender parken. Warum kann man nicht eine Gemeinde in Ruhe trauern lassen? Soviel Pietät sollte doch gewahrt bleiben.






Kommentare