Dienstag, 6. November 2007
Gut und Böse
Ach, irgendwie wurde ich durch meine satirische Blickweise auf die Diätenerhöhung an dieses Gedicht erinnert ...
Gut und Böse
Tugend will, man soll sie holen,
Ungern ist sie gegenwärtig;
Laster ist auch unbefohlen
Dienstbereit und fix und fertig.
"Gute Tiere", spricht der Weise,
"Mußt du züchten, mußt du kaufen,
Doch die Ratten und die Mäuse
Kommen ganz von selbst gelaufen."
Wilhelm Busch
Sonntag, 4. November 2007
Novembertag
Novembertag
Nebel hängt wie Rauch ums Haus,
drängt die Welt nach innen;
ohne Not geht niemand aus;
alles fällt in Sinnen.
Leiser wird die Hand, der Mund,
stiller die Gebärde.
Heimlich, wie auf Meeresgrund,
träumen Mensch und Erde.
Christian Morgenstern (1871 - 1914)Â

Die Nacht ist mild, der Tag ist naß, das macht weder Xmas noch Lucki Spaß! Draußen ist wieder so eine trübe Suppe, es wird kaum hell, ich sollte das Lied "Laterne, Laterne ..." anstimmen. Vielleicht könnt Ihr ja mehr aus einem solchen Sonntag machen, zu wünschen wär's.
Freitag, 2. November 2007
Allerseelen
Allerseelen
Die Männlein, Weiblein, traurige Gesellen,
Sie streuen heute Blumen blau und rot
Auf ihre Grüfte, die sich zag erhellen.
Sie tun wie arme Puppen vor dem Tod.
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O! wie sie hier voll Angst und Demut scheinen,
Wie Schatten hinter schwarzen Büschen stehn.
Im Herbstwind klagt der Ungebornen Weinen,
Auch sieht man Lichter in der Irre gehn.
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Das Seufzen Liebender haucht in Gezweigen
Und dort verwest die Mutter mit dem Kind.
Unwirklich scheinet der Lebendigen Reigen
Und wunderlich zerstreut im Abendwind.
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Ihr Leben ist so wirr, voll trüber Plagen.
Erbarm' dich Gott der Frauen Höll' und Qual,
Und dieser hoffnungslosen Todesklagen.
Einsame wandeln still im Sternensaal.
Georg Trakl

Das Leben großer Menschen erinnert uns daran, dasss wir beim Abschied unseren Fußabdruck im Sand der Zeit hinterlassen.
Henry Wadsworth Longfellow (1807-1882)
Sonntag, 28. Oktober 2007
Und es leuchten Wald und Heide
Na, alle ausgeschlafen, alle Uhren schon umgestellt? Herzlich willkommen in der Winterzeit.
HERBST
Schon ins Land der Pyramiden
Flohn die Störche übers Meer;
Schwalbenflug ist längst geschieden,
Auch die Lerche singt nicht mehr.
Seufzend in geheimer Klage
Streift der Wind das letzte Grün
Und die süßen Sommertage
Ach, sie sind dahin, dahin!
Nebel hat den Wald verschlungen,
Der dein stillstes Glück gesehn;
Ganz in Duft und Dämmerungen
Will die schöne Welt vergehn.
Nur noch einmal bricht die Sonne
Unaufhaltsam durch den Duft,
Und ein Strahl der alten Wonne
Rieselt über Tal und Kluft.
Und es leuchten Wald und Heide,
Daß man sicher glauben mag,
Hinter allem Winterleide
Lieg‘ ein ferner Frühlingstag.
Theodor Storm

Liebe kann nicht blind sein - sie sieht die Welt in mehr Farben als es gibt.
aus Frankreich
Euch allen noch einen fröhlichen, farbenfrohen Sonntag.
Donnerstag, 25. Oktober 2007
Trost
Trost
Tröste Dich, die Stunden eilen,
Und was all Dich drücken mag,
Auch die schlimmste kann nicht weilen,
Und es kommt ein andrer Tag.
In dem ew'gen Kommen, Schwinden,
Wie der Schmerz liegt auch das Glück,
Und auch heitre Bilder finden
Ihren Weg zu Dir zurück.
Harre, hoffe. Nicht vergebens
Zählest Du der Stunden Schlag:
Wechsel ist das Los des Lebens,
Und... es kommt ein andrer Tag.
Theodor Fontane (1819-1899)
Ich habe dies Gedicht mal ausgewählt, um allen meinen erkrankten Bloggerleser/innen Mut zuzusprechen, es kommen gewiss auch wieder schöne Zeiten! Der Schmerz vergeht, und es gibt dann wieder neue Augenblicke des Glücks. Das lehrt uns die Erfahrung! Euch allen gute Besserung!

Das Brot ist das Leben, die Blume ist der Sinn des Lebens.
Japanisches Sprichwort
Freitag, 19. Oktober 2007
Ich sah den Wald sich färben
Ich sah den Wald sich färben
Ich sah den Wald sich färben
Die Luft war grau und stumm;
Mir war betrübt zum Sterben
Und wußt' es kaum, warum
Durchs Feld vom Herbstgestäude
Hertrieb das dürre Laub;
Da dacht' ich: deine Freude
Ward so des Windes Raub.
Dein Lenz, der blütenvolle,
Dein reicher Sommer schwand;
An die gefrorne Scholle
Bist du nun festgebannt.
Da plötzlich floß ein klares
Getön in Lüften hoch:
Ein Wandervogel war es,
Der nach dem Süden zog.
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Ach, wie der Schlag der Schwingen,
Das Lied ins Ohr mir kam,
Fühlt' ich's wie Trost mir dringen
Zum Herzen wundersam.
Es mahnt' aus heller Kehle
Mich ja der flücht'ge Gast:
Vergiß, o Menschenseele,
Nicht, daß du Flügel hast.
Emanuel Geibel

Kommt gut ins herbstliche Wochenende und zieht Euch warm an. Es wird deutlich kühler. An solchen Aussichten können sich eigentlich nur Reifen- und Glühweinhändler erwärmen. Meine Erkältung klingt langsam ab. Das ist aber nicht nachahmenswert. Macht's gut!
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Donnerstag, 11. Oktober 2007
Ewig jung ist nur die Sonne
Ewig jung ist nur die SonneÂ
Heute fanden meine Schritte mein vergeßnes Jugendtal,Â
Seine Sohle lag verödet, seine Berge standen kahl.Â
Meine Bäume, meine Träume, meine buchendunkeln Höhn -Â
Ewig jung ist nur die Sonne, sie allein ist ewig schön.
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Drüben dort in schilf'gem Grunde, wo die müde Lache liegt,Â
Hat zu meiner Jugendstunde sich lebend'ge Flut gewiegt,Â
Durch die Heiden, durch die Weiden ging ein wandernd Herdgetön -Â
Ewig jung ist nur die Sonne, sie allein ist ewig schön.
Conrad Ferdinand Meyer

Die leichte Naturtrübung, sprich Morgennebel, ist nur vorübergehend. Am Wochenende soll es wieder heiter werden. Euch noch einen sonnigen Nachmittag!






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