Dienstag, 25. Mai 2010
Wasser
Wasser
Wasser trägt im Ozeane
Tröstend fernhin den Betrübten,
Spült im Fluss auf leichtem Kahne
Den Geliebten zur Geliebten.
Wasser rauscht aus Felsenklüften
Als Gesang herab zum Tale,
Perlt als Tau aus Morgenlüften
In der Blumen Duftpokale.
Wasser träuft, als milder Regen,
Kühlend in die trockne Erde,
Wasser labt als Quell an Wegen
Wand’rer, Hirten, Wild und Herde.
Ohne dass es Wasser sauge,
Stürb‘ auf Erden alles Schöne,
Ach! und nur im Menschenauge
Ist das Wasser – eine T r ä n e !
Karl Egon Ebert (1801-1882)
Montag, 24. Mai 2010
Pfingsten
Pfingsten
Schöne Zeit von Himmelfahrt
Bis zum nahen Pfingsten,
Wo der Geist sich offenbart
Groß auch im Geringsten.
Glockenklang erschallt vom Dom,
Und zur Lust des Maien
Wallt hinaus der Menschenstrom,
Alles will sich freuen!
Freue sich, wer Gutes tat,
Wer dafür gestritten,
Wer gestreut der Zukunft Saat,
Und auch wer gelitten!
Ja, ich weiß, es wird geschehn,
Was wir jetzt noch hoffen,
Dass zum Glück die Tore stehn
Allen einst noch offen.
Dass man nicht mehr sieht verirrt
Scharen Lebensmüder;
Keine Herde und kein Hirt,
Freie nur, nur Brüder!
Wenn kein Druck den Geist mehr dämpft,
Wenn ein zweites Eden,
Aber schöner, weil erkämpft,
Folgt auf unsre Fehden.
Eines Himmels Erdenfahrt
Und ein andres Pfingsten,
Wo der Geist sich offenbart,
Groß auch im Geringsten.
Hermann von Lingg (1820-1905)
Eine Rose für Xmas
Sonntag, 2. Mai 2010
Jeden Morgen ...
Jeden Morgen in meinem Garten
Jeden Morgen in meinem Garten
öffnen neue Blüten sich dem Tag.
Ãœberall ein heimliches Erwarten,
das nun länger nicht mehr zögern mag
Die Lenzgestalt der Natur ist doch wunderschön,
wenn der Dornbusch blüht und die Erde
mit Gras und Blumen pranget.
Matthias Claudius (1740-1815)
Euch noch einen schönen Sonntag und einen guten Start in die erste Maiwoche.
Donnerstag, 25. März 2010
Frühlingsglaube
Auch der Ginster blüht schon auf der Terrasse
Frühlingsglaube
Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.
Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.
Ludwig Uhland (1787-1862)
Samstag, 20. März 2010
Weidenkätzchen
Traditionell gehören sie als Dekoration in fast jeden Vorosterstrauß. Es gibt sie jedoch als kleine Bäume, mit denen man Balkon oder Terrasse als "Hingucker" verschönern kann - die Weidenkätzchen.
Die Weidenkätzchen
Kätzchen ihr der Weide,
wie aus grauer Seide,
wie aus grauem Samt!
O ihr Silberkätzchen,
sagt mir doch, ihr Schätzchen,
sagt, woher ihr stammt.
Wollen's gern dir sagen:
Wir sind ausgeschlagen
aus dem Weidenbaum,
haben winterüber
drin geschlafen, Lieber,
in tieftiefem Traum.
In dem dürren Baume
in tieftiefem Traume
habt geschlafen ihr?
In dem Holz, dem harten
war, ihr weichen, zarten,
euer Nachtquartier?
Mußt dich recht besinnen:
Was da träumte drinnen,
waren wir noch nicht,
wie wir jetzt im Kleide
blühn von Samt und Seide
hell im Sonnenlicht.
Nur als wie Gedanken
lagen wir im schlanken
grauen Baumgeäst;
unsichtbare Geister,
die der Weltbaumeister
dort verweilen läßt.
Kätzchen ihr der Weide,
wie aus grauer Seide,
wie aus grauem Samt!
O ihr Silberkätzchen,
ja, nun weiß, ihr Schätzchen,
ich, woher ihr stammt.
Christian Morgenstern (1871-1914)
Mittwoch, 17. März 2010
Frühlingsgefühle
Frühlingsgefühle machen sich jetzt nicht nur im Revier breit. Die Wetterfrösche habe ihre Prognosen abgegeben: Es wird wärmer. Heute war es sonnig bei 13 Grad, morgen sollen es sogar 18 Grad werden. Das freut Mensch und Natur gleichermaßen. Auch auf der Ferieninsel Mallorca soll es nach Schnee und Nachtfrösten wärmer werden. Der Frühling ist im Anmarsch. Am Wochenende soll dort die 20 Gradmarke geknackt werden. Dann steht auch der Mandelblüte nichts mehr im Wege ...
Frühlingsbotschaft
Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute.
Klinge, kleines Frühlingslied,
Kling hinaus ins Weite.
Kling hinaus bis an das Haus,
Wo die Veilchen sprießen!
Wenn du eine Rose schaust,
Sag, ich laß sie grüßen.
Heinrich Heine (1797-1856)
Sonntag, 7. März 2010
Freundlich
Auch heute gestaltet sich das Wetter in GE sehr freundlich mit blauem Himmel und Sonnenschein. Dennoch sollte man sich nicht täuschen lassen. Die Temperaturen liegen immerhin noch bei eisigen -7 bis-4 Grad.
Vor dem großen Schneefall konnte man schon ein bisschen den Frühling ahnen als ich hier den grasenden Schimmel fotografierte, der offensichtlich nicht nur die Sonne, sondern auch das frische Gras auf einer Weide genoss. Frühlingsahnungen hat auch Theodor Fontane (1819-1898) in seinem Gedicht ...
Frühling
Nun ist er endlich kommen doch
In grünem Knospenschuh;
"Er kam, er kam ja immer noch"
Die Bäume nicken sich's zu.
Sie konnten ihn all erwarten kaum,
Nun treiben sie Schuß auf Schuß;
Im Garten der alte Apfelbaum,
Er sträubt sich, aber er muß.
Wohl zögert auch das alte Herz
Und atmet noch nicht frei,
Es bangt und sorgt; "Es ist erst März,
Und März ist noch nicht Mai."
O schüttle ab den schweren Traum
Und die lange Winterruh:
Es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag's auch du.
Euch allen einen wunderbaren Sonntag.
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