Der Adventssonntag begann für mich recht früh. Nein, nicht damit ich an dem extra vorgezogenen Gottesdienst in Hassel teilnehmen konnte, sondern um pünklich alle Absperrung passiert zu haben, um dann auf dem Gelände des ehemaligen Kraftwerks Westerholt in Buer Hassel mit meinen Kameras Stellung zu beziehen. Der Grund: die Sprengung eines der höchsten Schornsteine Europas. Der 300 m hohe und 20.000 Tonnen schwere Schornstein war das letzte Bollwerk des Eon-Kraftwerks in Gelsenkirchen. An seiner Stelle soll ein Park mit 150 Wohnungen entstehen.
Richtig idyllisch schimmerte der Riese bei meiner Ankunft in der Morgensonne ...
Nach 25 Jahren hieß es Abschied nehmen von dem Koloss. Die umliegenden Anwohner in Hassel wurden evakuiert. Hunderte Schaulustige waren angereist, um das Spekatakel zu beobachten. Einige waren sichtlich traurig, dass nun ein langjähriges Wahrzeichen des Stadtteils geräumt wurde, andere wiederum besorgt, ob der Turm nun auch richtig fällt und keinen Schaden an ihren Häusern anrichten wird. Um 10.54 Uhr, ein paar Minuten früher als geplant, wurde dann die Sprengfaltung gezündet. Für manche überraschend, da die Kameras noch nicht schussbereit oder entsprechend ausgerichtet waren und selbst beim WDR-Fernsehen zeigte man sich sichtlich überrascht als der erste Knall zu hören war.
"Optimal" fiel der Turm aus Sicht des Sprengmeisters aus Thüringen. Er selbst habe zwar daran geglaubt, aber nicht gedacht, dass der Schornstein so gerade fallen würde. Dabei war ja alles sorgfältig geplant. In einer Höhe von 54 m wurde dafür ein Sprengpaket angebracht, auf 183 m ein weiteres. Die einzelnen Abschnitte sollten dabei in verschiedene Richtungen fallen und ein kleiner Stumpf von 50 m zurückbleiben, um ihn später mit Baumaschinen abzutragen. Doch daraus wurde nichts. Der obere Teil fiel so glücklich auf den Stumpf, so dass dieser gleich mit zertrümmert wurde.
Viele hatten sich das Ganze wuchtiger, lauter und actionreicher vorgestellt, aber nach nur knapp 10 Sekunden war die Faltung des Stahlbetonriesen abgeschlossen. Aufgelöst in Staub! Zwei gesteuerte Explosionen und eine große Staubwolke, das war der "leise Abschied" eines gefällten Riesen.
Eine Traumsprengung - so zogen die Verantwortlichen von Eon Engineering und Gelsenwasser, die den Staub mit einer Wasserwand auffingen, Bilanz. Damit war auch der Staub der durch die Terminverschiebung [wir berichteten hier] aufgewirbelt worden war, restlos beseitigt.
Größere Bilder der Sprengung könnt Ihr auf der GE.larie sehen.
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"Den Abschied muss man nehmen, nicht erdulden."
unbekannter Verfasser
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