Mit dem Karneval in Rio oder Köln darf man den mallorquinischen Fasching nicht vergleichen. Und dennoch: Auch hier holen die Jecken jedes Jahr im Februar zum großen Finale der närrischen fünften Jahreszeit aus. Die heiße Phase der mallorquinischen Fastnacht beginnt mit dem Schülerfasching am Dijous Llarder. Am Nachmittag des "Fetten Donnerstags" ziehen ab 15 Uhr die Schulklassen durch die Dörfer, kollektiv verkleidet als Marienkäfer, Blumen oder Elfen. Am Abend versammeln sich die Erwachsenen, und wenn sie als einheitliche Gruppe maskiert sind, sei es als Banditen oder Cowgirls, bekommen sie in den Bars einen klaren Schnaps (chupito).
Seit einigen Jahren ist es unter Mallorcas Männern beliebt, sich als Frauen zu verkleiden. Und auch bei den Kindern gibt es einen klaren Trend- Fuguren aus harry Potter. Höhepunkt des närrischen Treibens auf Mallorca ist der Karnevalsumzug in Palma am Faschingssonntag, Sa Rua genannt (Rua heißt eigentlich "Straße, Fahrweg"). 1979 fand er zum ersten Mal nach dem Verbot während der Franco-Zeit wieder statt. Zwischen 15.000 und 20.000 Zuschauer säumen die Straßen, wenn Tanzgruppen, Musikkapellen und bunt dekorierte Themenwagen durch die Balearen-Hauptstadt ziehen.
Wie in den Faschingshochburgen dieser Welt ergreifen die Karnevalisten auch hier die Gelegenheit, in närrischem Gewand ihre Meinung zu strittigen Themen kundzutun: In den vergangenen Jahren protestierten sie gegen den Bau der Autobahn oder die angebliche Vernachlässigung der katalanischen Sprache. Nach dem Umzug kürt eine Jury den besten Beitrag.
Wer Karneval gepflegt begehen will, kann auf einen der Maskenbälle gehen. Im Gran Casino de Mallorca bei Magaluf zum Beispiel werden am Faschingssamstag rund 300 Gäste nach einem edlen Menü um das schönste Kostüm wetteifern. Der erste Preis ist eine Reise in die Karibik.
Wenn in Deutschland am Faschingsdienstag der Weingott Bacchus zu Grabe getragen wird, zelebriert man auf Mallorca die Beerdigung der Sardine. Schwarz gekleidete Gestalten ziehen mit einem Sarg und einer Sardine darauf durch die Straßen oder zünden auf dem Dorfplatz einen Haufen Sardinen an. Viele nutzen die Gelegenheit, noch einmal richtig ausgelassen zu feiern - denn am Aschermittwoch ist alles vorbei.
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