Mir ist in Erinnerung:Tagesthemen-Moderator Hanns-Joachim Friedrichs, der weißhaarige Grandseigneur des deutschen Fernsehens begann die Sendung vor 20 Jahren mit den Worten. "Guten Abend, meine Damen und Herren. Im Umgang mit Superlativen ist Vorsicht geboten, sie nutzen sich leicht ab. Aber heute Abend darf man einen riskieren: Dieser 9. November ist ein historischer Tag. Die DDR hat mitgeteilt, dass ihre Grenzen ab sofort für jedermann geöffnet sind. Die Tore in der Mauer stehen weit offen."
Heute wird an vielen Orten Europas insbesondere in Berlin dieses Jubiläum ausgelassen gefeiert, Partystimmung. Ohne Zweifel ist der heutige Tag, der "bewegende Fall der Mauer"einer der wichtigsten Punkte in der jüngsten Deutschen Geschicht. Ist er auch der "glücklichste"? Ich wage es zu bezweifeln. Die Jugendlichen von heute, auch unsere Immigranten interessiert dieser Tag genauso wenig wie die Reichsprogromnacht - die Verfolgung der Juden in Deutschland 1938, die auch an einem 9. November statt fand. Hat man bei uns vielleicht auch deshalb so wenig Mut, diesen Tag als Feiertag zu erklären. Ansonsten braucht man nicht solche Events wie sie in Berlin und anderswo heute veranstaltet und medial aufbereitet werden. Auch dann nicht, wenn diese Mauern noch zu 26 % in den Köpfen von West- und Ostdeutschen existieren, das ehemalige Regime zwar gestürzt wurde, aber die Gesellschaft gespalten ist. Noch immer empfinden sich Ostdeutsche als Verlierer, die von der Marktwirtschaft überrollt wurden und als "Ost-Auswanderer" die "neuen Bundesländer" in Strömen verlassen, um anschließend die ehemalige DDR "als Hort der Geborgenheit" zu verklären. Doch eins hat uns die Geschichte gelehrt: Mauern sind ein Zeichen von Schwäche, und Freiheit ein hohes Gut, das man behüten und bewahren sollte.
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Man muß die Menschen zur Freiheit und zu einem geläuterten Willen wecken. Tun müssen sie es selbst, durch eigene Kraft. Es gibt keine andere.
Henrik Ibsen (1828-1906), norwegischer Dramatiker
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