Nein, der heutige Tag war keine große Freude. Ein typisch verregnter Novembertag und dennoch ein Grund zur Freude. Vor 250 Jahren wurde Friedrich Schiller geboren, einer der berühmtesten deutschen Dramatiker. Schaut man auf die deutschen Bühnenprogramme, dann wird man entdecken, dass Schillers Werke dort kaum zu finden sind. Vielleicht keine Zeit für klassische Kunst. Das heroische Bild von Friedrich Schiller entstand im 19. Jahrhundert, und kein Geringerer als Goethe hat daran stark migewirkt. Schiller selbst war in der Tat auch eine schillernde Persönlichkeit. Er war ein begnadeter Dramatiker, der mit seinem Leben Raubbau getrieben hat. Alholexzesse waren an der Tagesordnung, seine Gedichte vielleicht deshalb auch mit etwas Nachlässigkeit produziert. Für manche benötigte er nicht mehr als vier Stunden. Workoholic, Nacharbeiter, Säufer und dennoch einer der bedeutensten Dichter deutscher Klassik. Seine Sicht auf die Politik (Die Räuber, Wallenstein), seine Analysen von Intrigen, Karrieren, Auf- und Abstieg, auch seine menschlichen Schurken haben an Aktualität kaum verloren. Sie passen sogar gut zum "Fest der Freiheit", das gestern in Berlin gefeiert wurde.
Freiheit kann man einem zwar lassen, aber nicht geben.
Ich hab hier bloß ein Amt und keine Meinung. (Wallenstein)
Wer besitzt, der lerne verlieren. (Die Braut von Messina)
Und es herrscht der Erde Gott, das Geld. (An die Freude)
Die 9. Sinfonie in d-Moll op. 125 ist die letzte vollendete Sinfonie des Komponisten Ludwig van Beethoven. 1972 wurde das Hauptthema des letzten Satzes mit dem Text von Schillers "An die Freude" offiziell zur Europahymne bestimmt und 1985 von der Europäischen Gemeinschaft als deren offizielle Hymne angenommen.
An die Freude
Freude, Schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuer-trunken,
Himmlische, dein Heiligtum!
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng geteilt;
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.
Friedrich Schiller (1759-1805)
"An die Freude", erste Strophe
Ob Schiller jemals das Format von Goethe erreicht hat? Da scheiden sich die Geister. Im Drama sicherlich, als Poet wohl weniger.
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