Freitag, 18. November 2005
Das Rennpferd des Bergmanns
In keiner Region gibt es mehr Taubenfreunde als im Ruhrgebiet. Wenn Außenstehende die Menschen im Ruhrgebiet charakterisieren sollen, erwähnen sie meist ihr besonderes Verhältnis zur Taube. Dabei wurden sie zuerst von den Kumpln in den belgischen Kohlerevieren gezüchtet. Sie brachten die Tiere mit an die Ruhr, als die Industrie im letzten Jahrhundert begann. Für die Bergleute, die ständig in der Dunkelheit arbeiteten, war das Aufsteigen in den Himmel und das Fliegen ein Symbol der Freiheit. Und wer konnte besser diese Träume verwirklichen als die Taube. Zu damaliger Zeit waren die Tauben preiswert und anspruchslos. Das Tier selbst – ein Gemeinschaftstier – ermöglichte auch die Gemeinschaft der Bergleute nach der Arbeit. Taubenvereine wurden gegründet, sogar ausgeklügelte Wettsysteme für den Wettkampf in den Lüften wurden erfunden. In damaligen Zeiten als die Not groß und die Einkünfte gering waren, da landeten die Tauben auch in den Kochtöpfen und wurden somit zu einer wichtigen Facette der Kochkultur im Ruhrgebiet. Heute werden Tauben speziell für den Verzehr gezüchtet. Sie sind jung, das Fleisch ist zart und der Geschmack fein. Berühmt sind z.B. die Bresse-Tauben aus Frankreich.
Gestern brachte der Trainer unserer Terrierhündin Xmas zwei küchenfertige Taubenexemplare aus eigener Zucht zur weiteren Verarbeitung vorbei. Das ist schon eine große Ehre, denn Taubenväter rücken so schnell keine Tauben raus.
Da mein Freund Heinrich und ich momentan an einem Kochbuch mit regionalen Gerichten aus dem Revier arbeiten, war das natürlich ein gefundenes Fressen für unsere Rezeptideen. Folglich wurden die beiden Exemplare flugs in der Küche verarbeitet und anschließend photographisch in Szene gesetzt. Einmal als Taubensuppe und dann noch einmal im Backofen gegart mit Rahmwirsing, fast wie ein klassisches Pot-au-Feu (Pot-au-feu wird in zwei Gängen serviert. Zum Auftakt wird die heiße Bouillon mit getoastetem Weißbrot und anschließend das Fleisch mit dem Gemüse serviert). Gegessen haben wir das natürlich auch und der Geschmack war vorzüglich, nur satt werden kann man davon wirklich nicht...smile
Essen ist wie moderne Musik, man muss die Partitur lesen, um es zu verstehen.
Euch allen noch einen schönen Freitag und ein verdientes sonniges Wochenende, auch wenn es nun etwas kälter wird. Bleibt gesund!...und den Kranken kann ich nur empfehlen: Taubensuppe, damit man wieder zu Kräften kommt. Das wussten schon die Krankenhäuser in den dreißiger Jahren, die eine solche Suppe zur Stärkung der Kranken kochten.
Dienstag, 8. November 2005
Gourmetnachtisch
Gestern brachte mir meine Frau aus der Stadt einen Gourmet-Brenner mit. Ja, was ist das denn? Das ist ein Gerät, dass momentan in den Filialen eines großen Kaffeeherstellers vertrieben wird und zum Karamellisieren von Oberflächen wie bei der Crema Catalana, Baisers und Eis gebraucht wird oder aber auch, um eine schöne goldbraune Zuckerschicht auf eine Crème brûlée zu zaubern.
Die Crème brûlée ist in Frankreich eigentlich ein Standardnachtisch, erfreut sich aber auch in den letzten Jahren in den hiesigen Restaurants großer Beliebtheit. Das Dessert ist vom Prinzip ganz einfach herzustellen, der Clou ist wie gesagt die knusprige Karamellkruste.
Zutaten für 6 Personen: ¼ l süße Sahne, ¼ l Milch, 1 Vanilleschote, 40 g feinsten Zucker, 4 Eigelb, 2 ganze Eier, 80 g braunen Zucker für die Kruste.
Zubereitung: Sahne, Milch und das ausgekratzte Mark der Vanilleschote aufkochen, vom Herd nehmen und den feinen Zucker einrühren. Die Sahnemilch etwas auskühlen lassen, anschließend mit Eigelb und Eiern verquirlen. Nun die Mischung in flache, feuerfeste Förmchen füllen und diese dann in ein heißes Wasserbad stellen (z.B. ein tiefes Backblech) und die Crème ca. 45 Minuten bei 150 Grad im Backofen sanft garen. Die Förmchen auskühlen lassen und in den Kühlschrank stellen. Kurz vor dem Servieren erhält dieses köstliche Dessert die unwiderstehliche Karamellkruste. Dazu wird die Oberfläche gleichmäßig dünn mit braunem Zucker bestreut und mit dem Gourmet-Brenner karamellisiert. Die Zuckerschicht sollte nicht zu dick sein, sonst dauert es zu lange bis diese schmilzt. Sobald der Zucker goldgelb verläuft zum nächsten Schälchen übergehen, da der Zucker immer noch ein wenig nachkaramellisiert.
Na dann gutes Gelingen, vielleicht ist der Brenner auch ein möglicher Geschenktipp.
Kommentare