Montag, 26. Dezember 2005
Der Heilge Christ
Der Heilige Christ aus "Bergkristall" von Adalbert Stifter
Unsere Kirche feiert verschiedene Feste, welche zum Herzen dringen. Man kann sich kaum etwas Lieblicheres denken als Pfingsten und kaum etwas Ernsteres und Heiligeres als Ostern. Das Traurige und Schwermütige der Karwoche und darauf das Feierliche des Sonntags begleiten uns durch das Leben. Eines der schönsten Feste feiert die Kirche fast mitten im Winter, wo beinahe die längsten Nächte und kürzesten Tage sind, wo die Sonne am schiefsten gegen unsere Gefilde steht und Schnee alle Fluren deckt: das Fest der Weihnacht. Wie in vielen Ländern der Tag vor dem Geburtsfeste des Herrn der Christabend heißt, so heißt er bei uns der Heilige Abend, der darauf folgende Tag der Heilige Tag und die dazwischen liegende Nacht die Weihnacht. Die katholische Kirche begeht den Christtag als den Tag der Geburt des Heilandes mit ihrer allergrößten kirchlichen Feier, in den meisten Gegenden wird schon die Mitternachtsstunde als die Geburtsstunde des Herrn mit prangender Nachtfeier geheiligt, zu der die Glocken durch die stille, finstere, winterliche Mitternachtsluft laden, zu der die Bewohner mit Lichtern oder auf dunklen, wohlbekannten Pfaden aus schneeigen Bergen an bereiften Wäldern vorbei und durch knarrende Obstgärten zu der Kirche eilen, aus der die feierlichen Töne kommen und die aus der Mitte des in beeiste Bäume gehüllten Dorfes mit den langen beleuchteten Fenstern emporragt.
Mit dem Kirchenfeste ist auch ein häusliches verbunden. Es hat sich fast in allen christlichen Ländern verbreitet, dass man den Kindern die Ankunft des Christkindleins - auch eines Kindes, des wunderbarsten, das je auf der Welt war - als ein heiteres, glänzendes feierliches Ding zeigt, das durch das ganze Leben fortwirkt und manchmal noch spät im Alter bei trüben, schwermütigen oder rührenden Erinnerungen gleichsam als Rückblick in die einstige Zeit mit den bunten schimmernden Fittichen durch den öden, traurigen und ausgeleerten Nachthimmel fliegt. Man pflegt den Kindern die Geschenke zu geben, die das heilige Christkindlein gebracht hat, um ihnen Freude zumachen. Das tut man gewöhnlich am Heiligen Abend, wenn die tiefe Dämmerung eingetreten ist. Man zündet Lichter, und meistens sehr viele, an, die oft mit den kleinen Kerzlein auf den schönen grünen Ästen eines Tannen- oder Fichten-bäumchens schweben, das mitten in der Stube steht. Die Kinder dürfen nicht eher kommen, als bis das Zeichen gegeben wird, dass der Heilige Christ zugegen gewesen ist und die Geschenke, die er mitgebracht, hinterlassen hat. Dann geht die Tür auf, die Kleinen dürfen hinein, und bei dem herrlichen schimmernden Lichterglanze sehen sie Dinge auf dem Baume hängen oder auf dem Tische herumgebreitet, die alle Vorstellungen ihrer Einbildungskraft weit übertreffen, die sie sich nicht anzurühren getrauen und die sie endlich, wenn sie sie bekommen haben, den ganzen Abend in ihren Ärmchen herumtragen und mit sich in das Bett nehmen. Wenn sie dann zuweilen in ihre Träume hinein die Glockentöne der Mitternacht hören, durch welche die Großen in die Kirche zur Andacht gerufen werden, dann mag es ihnen sein, als zogen jetzt die Englein durch den Himmel oder als kehre der Heilige Christ nach Hause, welcher nunmehr bei allen Kindern gewesen ist und jedem von ihnen ein herrliches Geschenk hinterbracht hat.
Wenn dann der folgende Tag, der Christtag, kommt, so ist er ihnen so feierlich, wenn sie frühmorgens, mit ihren schönsten Kleidern angetan, in der warmen Stube stehen, wenn der Vater und die Mutter sich zum Kirchgange schmücken, wenn zu Mittag ein feierliches Mahl ist, ein besseres als in jedem Tag des ganzen Jahres, und wenn nachmittags oder gegen den Abend hin Freunde und Bekannte kommen, auf den Stühlen und Bänken herumsitzen, miteinander reden und behaglich durch die Fenster in die Wintergegend hinausschauen können, wo entweder die langsamen Flocken niederfallen oder ein trübender Nebel um die Berge steht oder die blutrote, kalte Sonne hinabsinkt.
An verschiedenen Stellen der Stube, entweder auf einem Stühlchen oder auf der Bank oder auf dem Fensterbrettchen, liegen die zauberischen, nun aber schon bekannteren und vertrauteren Geschenke von gestern Abend herum. Hierauf vergeht der lange Winter, es kommt der Frühling und der unendlich dauernde Sommer - und wenn die Mutter wieder vom Heiligen Christe erzählt, dass nun bald sein Festtag sein wird und dass er auch diesmal herabkommen werde, ist es den Kindern, als sei seit seinem letzten Erscheinen eine ewige Zeit vergangen und als liege die damalige Freude in einer weiten nebelgrauen Ferne.
Weil dieses Fest so lange nachhält, weil sein Abglanz so hoch in das Alter hinaufreicht, so stehen wir so gerne dabei, wenn Kinder dasselbe begehen und sich darüber freuen.
Aus "Bergkristall" von Adalbert Stifter
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Jeder hat sein eigenes Glück unter den Händen wie der Künstler eine rohe Materie, die er zu einer Gestalt umbilden will.
Johann Wolfgang von Goethe
Samstag, 24. Dezember 2005
Heilige Nacht & Fröhliche Weihnachten
Heilige Nacht
Der Mensch war Gottes Bild.
Weil dieses Bild verloren,
wird Gott, ein Menschenbild,
in dieser Nacht geboren.
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Andreas Gryphius
Wir wünschen Euch allen ein friedvolles Weihnachtsfest und eine "schöne Bescherung".
Vielen Dank für Eure treue Leserschaft, und freuen wir uns gemeinsam....
Hirt und König,
Groß und Klein,
Kranke und Gesunde,
Arme, Reiche lädt er ein,
freut euch auf die Stunde!
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aus Tschechien
Dienstag, 20. Dezember 2005
Frohes Fest!
Frohes Fest!
"114 bitte 7, hundertvierzehn bitte!" Ich konnte mir ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen. Niemand bemerkte es. Jeder war auf die Fahrt mit der Rolltreppe fixiert, Taschenbehangen.
Plötzlich ein kleiner Ruck. Die Treppe hielt. Stromausfall im ganzen Kaufhaus. Ich spürte, wie sich rückwärts eine Rolle Geschenkpapier zwischen meine Füße schob und jemand "tschuldige, DU" murmelte. Oh Gott, ein Sozialpädagoge.
Na, suuuper, dachte ich. Heiliger Abend, 12 Uhr mittags. High Noon in den Kaufrauschtempeln. Ich war nicht der einzige, ohne Weihnachtsgeschenk. Da es stockfinster war, von der Notbeleuchtung abgesehen, schallte es wieder aus den Lautsprechern. Diesmal wurden keine Nummern gesucht, die enigermäßig verschlüsselt waren, wobei ich wusste, dass die "17" Toilette bedeutete. "Bin mal 17", hatte ich zu einem weit erfreulicheren Anlass gehört. Nein es hieß: "liebe Kundinnen und Kunden, wir haben ein kleines technisches Problem und bitten Sie, den Leuchtspuren der Auslegeware zu den nächstgelegenen Treppenhäusern zu folgen. Bitte bewahren Sie Ruhe!" Beim Wort "Bitte" ging das Licht wieder an, die Rolltreppe setzte sich in Bewegung und übergangslos ertönte erneut eine nicht mehr so freundliche, sondern etwas angenervte Frauenstimme "114 bitte SIEBEN!"
Wer war sie oder er also, die "114"? Keine Ahnung, irgendjemand, der gerade Mittagspause machte? Egal, dachte ich mir. Nicht egal war mir, dass die Rolltreppen nicht mit leuchtspurenbehafteter Auslegeware ausgestattet waren. Ein eklatanter Verstoß gegen fundamentale Sicherheitsbestimmungen? Ich verwarf den Gedanken, dem Kaufrausch-Manager des Kaufhauses mein Bedauern darüber zum Ausdruck zu bringen, um im Anschluss zu fragen: "wie bitte soll dies technisch funktionieren?!"
Meines Wissens schließt dieser "gefährliche" Laden um 12 Uhr 30. Nur noch wenige Minuten. Vorbei an der Fleischtheke: "Putenschnitzel" im Angebot. "Schnutenpitzel" sagt ein Kollege immer, der es zum Tränenlachen beherrscht, derartige Wortverdrehungen zu erfinden, und zwar Jahre bevor eine drittklassige Comedy-Truppe des Kommerzfernsehens dies für "sich" entdeckte und bis zum Erbrechen ausschlachtete...
Nur noch wenige Meter: die Haushaltswaren-Abteilung. Der einzige Bereich, der noch Waren im Ãœberfluss feilbot, wo also noch ein wenig Auswahl bestand.
Ich steuerte ein Regal mit Messerblöcken an, griff zu und gab ungewollt einem ebenfalls danach Greifenden die Hand. "Mensch Kaya", fuhr es aus mir heraus. Ein alter Schulfreund. "Bitte!" sagte er, nach dem obligaten "give me five". "Nimm du ihn, wir haben scheinbar das gleiche Problem", sagte er lächelnd. "Es sind ja noch mehr da."
Wir einigten uns, auf ein Glas Bier irgendwo einzukehren, sobald die Einkäufe beendet waren. Bloß raus hier! Auf dem Weg zum Ausgang hielten wir an einem prachtvoll geschmückten Stand inne, um dem Treiben des engagierten Weihnachtsmannes (vermutlich ein Student der Informatik im 71. Semester) beizuwohnen.
Ein kleines Mädchen stand kerzengerade und mit ehrfurchtsvollem Blick, erwartungsvoll vor dem Weihnachtsmann. Es fragte zum allgemeinen, aber zurückhaltenden Vergnügen der Anwesenden "du, lieber Weihnachtsmann, kannst du meine Lisa heile machen?" Lisa war eine sehr zarte und sehr alte Stoffpuppe, der beim Spiel wohl versehentlich der linke Arm abgerissen wurde. Der Weihnachtsmann blickte auf seine für Weihnachtsmänner untypische Swatch-Uhr, schaute sich flüchtig die beiden Puppenteile an, gab sie dem Mädchen zurück und sagte so unpassend, wie nur eben möglich: "Nein, aber deine Mutti kann das bestimmt!" - dann schob er die Kleine hastig beiseite, um seinen "wohlverdienten" Feierabend in Angriff zu nehmen.
Die meisten der Anwesenden folgten dem Beispiel des bezahlten Bescherers, suchten und fanden schnell das Weite. Zurück blieben der Weihnachtsmann, Kaya und ich.
Die Mutter des kleinen Mädchens, das zu Recht ein wenig enttäuscht vom Kundenkontaktverhalten neuzeitlicher Himmels-Angestellter war, brachte Lisa & Co tröstend zur Rolltreppe.
Kaya sah mich an, ich sah ihn an. Wir sahen den Weihnachtsmann an. Und zwar genau. Kaya ergriff den Rauschebart, ich die rote Zipfelmütze. Sehr langsam und genussvoll zog er den Bart so lange, bis die Gummibänder rissen, während ich, ebenso genussvoll, die Mütze tief in das verblüffte Gesicht unseres Studiosos zog.
"Frohes Fest!" riefen wir, wie aus einer Kehle.
Um kurz nach 21 Uhr verließen wir beide, herrlich über alte Zeiten lästernd, "weisst du noch auf Klassenreise in Berlin?" die Kneipe unserer Wahl. Aus einem Bierchen wurden mehrere. Der Abend war heilig, aber total im Eimer. Jedenfalls familiär gesehen.
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© 2002 Michael Kurz, Hamburg; früher www.arts-only.de [offline]
Montag, 19. Dezember 2005
Was zu verzollen ?
Was zu verzollen ?    Â
In Hamburg gibt es wie jeder weiß, an der Elbe einen großen Hafen. Und mittendrin liegt der so genannte Freihafen, das Zollgebiet. Wie an einer ausländischen Grenze gibt es auch hier einen Schlagbaum und die Zöllner kontrollieren die Menschen, die Richtung Innenstadt wollen.
Es ist kurz vor Weihnachten. Zöllner Fred schiebt Dienst und hat es sich in seiner kleinen Wachstube gemütlich gemacht. Um diese Zeit ist nicht mehr viel los. Ab und zu mal ein Taxifahrer, der einen Seemann bestimmt nicht zu einer Weihnachtsfeier fährt. Man kennt sich und winkt ihn kurz grüssend durch. Gerade als er sich seinen frisch gebrühten Tee einschenken will, stört ihn lautes Motorengeräusch. Schnell die Mütze gerade gerückt und schon steht ein großer, alter Lastwagen vor seiner Schranke. "Guten Abend, Zollkontrolle, darf ich mal ihre Ladepapiere sehen ?" Am Steuer sitzt ein älterer Herr mit Bart und schmunzelt: "Ich habe keine Ladepapiere, nur Wunschzettel. Ich bin der Weihnachtsmann". "Ja, ja und ich der Kaiser von China", antwortet noch beherrscht Zöllner Fred. Er macht hinten die Ladeluke auf und sieht Unmengen von Spielsachen und Süßigkeiten. "Von welchem Schiff sind die denn geschmuggelt?"
Der alte Herr hat inzwischen das Führerhaus verlassen. Gekleidet in einer alten Jeanshose und Weste sieht er wirklich nicht wie der Weihnachtsmann aus. "Wir hatten dieses Jahr Transportprobleme mit den Schlitten und da haben wir alle Geschenke für die Hamburger Kinder per Schiff kommen lassen". "Folgen sie mir bitte in mein Büro", kommt nun schon etwas unfreundlicher die Aufforderung vom Zöllner. "Bitte weisen sie sich aus".
 Der alte Herr nestelt einen alten, vergilbten Zettel aus seiner Hosentasche. Name: Weihnachtsmann, Geburtsort: Nordpol. So langsam reicht es Fred, ist es die versteckte Kamera oder war schon wieder einer aus der Psychiatrie entflohen. Irgendwie war ihm unwohl. Aber gut, denkt er, spiele ich ein wenig mit. "Wieso haben sie ihre Dienstkleidung nicht an, so läuft doch kein Weihnachtsmann rum?" "Nun, beim Verladen der Geschenke wäre mein schöner roter Mantel doch recht unansehnlich geworden.
"Ich verrate ihnen ein Geheimnis, in der großen Kirche am Hafen, dem Michel, habe ich in den unteren Gewölben meine Geheimkammer, dort ziehe ich mich immer um und gebe dann vom Turm meinen Rentieren das Zeichen zum Aufbruch." Langsam muss der Zöllner nun doch schmunzeln, soviel Unsinn hatte er an einem Tag noch nicht gehört. "Weißt du noch Fred, wie ich vor vielen Jahren deinen größten Wunsch nicht erfüllt habe?"
Der Zöllner stutzt, woher kannte er seinen Namen? "Du wohntest mit deinen Eltern und Geschwistern in der Stresemannstrasse, die Zeiten waren schlecht und dein größter Wunsch war ein Teddybär. Dein Vater konnte nicht jeden Wunsch erfüllen und so schriebst du mir einen Wunschzettel. Aber auch bei uns waren die Möglichkeiten begrenzt." Der Zöllner kratzt sich verlegen am Hinterkopf, die Daten stimmten, woher wusste der alte Herr das. Der Weihnachtsmann schmunzelt und holt einen alten, verstaubten Aktenordner hervor.
"Auch wir haben eine gute Buchführung, sehen wir doch mal nach." Er blättert die Jahrgänge durch und sein Gesicht strahlt. "Hier haben wir ihn ja", mit diesen Worten hält er Fred seinen alten Wunschzettel unter die Nase. Sprachlos starrt Fred auf den Zettel. Tatsächlich, sein alter noch mit krickeliger Kinderschrift beschriebener Wunschzettel. "Nun wenn das so ist, dann mal los, wollen wir die Hamburger Deerns und Jungs nicht warten lassen." "So ist es recht mein Guter, wünsche dir frohe Weihnachten."
Wie in Trance öffnet Fred den Schlagbaum, der alte Herr winkt ihm noch einmal freundlich zu und biegt rechts zur Stadt ab. "Das darf ich auch keinem Kollegen erzählen", brummelt der Zöllner und geht nachdenklich zurück in die warme Wachstube. Als er sich gerade setzten will, fällt sein Blick auf einen braunen Teddybär.
© Heinz Bornemann/Hamburg
Sonntag, 18. Dezember 2005
Die Legende von der Christrose
Die Legende von der Christrose
Vor langer Zeit, als noch der Norden im Bann des Heidentumes lag,
und schrittweise nur die neue Lehre durch fromme Priester Bahn sich brach,
da thront auf stolzem Edelsitze, umringt von seinem Hofgesind
éin mächt´ger Fürst, german´schen Stammes, mit Helga, seinem holden Kind.
Verhaßt war ihm der Christenglaube, schwertlosen Mann hielt er nicht wert.
Doch Helga, der die fromme Amme vom Christuskinde hat erzählt,
hat sich den stillen, sanften Jesus zum Herzenskönig auserwählt.
Mit Stürmen geht das Jahr zu Ende. Es türmet sich der Schnee zu Hauf
da sieht das Mädchen am Kamine zum finstern Vater fröhlich auf.
"Oh Vater, morgen ist Weihnachten," sie streicht das blonde Haar zurück
"Ja, morgen ist das Fest der Freude!" Ihr Stimmchen bebet schier vor Glück.
"Schweig´mir mit deinen Ammenmärchen, der weise Gott gefällt mir nicht,
der immer nur von Feindesliebe, von Frieden und Versöhnung spricht.
In meinem Gau gilt noch die Regel: Der starke Herr, der schwache Knecht.
Ein König ohne Schmuck und Waffen, von dem man nichts gewisses weiß,
der steht bei uns nicht hoch im Preis.
Wo ist sein Land? Wo seine Leute? Mit Dornen hat man ihn gekrönt.
Am Schandpfahl mußt´er schmählich enden." Klein Helgas Vater grimmig höhnt:
"Eh`ich dem Christengott mich beugte und unterm Kreuze sollte knie`n,
eh müßten hier vor meinem Auge die Rosen unterm Schnee erblüh`n."
Klein Helgas Augen stehn in Tränen, Ihr Herz zuckt bei dem schlimmen Wort.
Es zieht sie aus des Vaters Nähe zum dichtverschneiten Walde fort.
Dort, wo das Reh nur leise schreitet, kniet nieder sie in ihrer Not.
Sie faltet fromm die kleinen Hände und betet zu dem Christengott:
"Herr Jesus in der Herrlichkeit, dein Reich ist groß, dein Arm reicht weit.
Du hast mit deiner Wundermacht viel größeres dereinst vollbracht.
Erhöre eines Kindes Flehn, laß auch ein Wunder heut`geschehn,
daß Vater deine Allmacht schaut und an dich glaubt und dir vertraut.
Schaff Rosen, Herr, wie er begehrt, daß sich sein Fluch in Segen kehrt.
Ich weiß`, du kannst`s, ich glaube fest, daß du Herr, dein nicht spotten läßt."
Getröstet geht das Kind nach Hause. Bald bricht die Heilige Nacht herein.
In weißer Hülle liegt die Erde, vom Himmel flattert Sternenschein.
Da tritt ein Engel in die Kammer, in der das Mädchen friedlich schlief.
Er trug ein Pflänzchen in den Händen und grub es in die Erde tief.
"Du sollst ein Zeugnis sein des Höchsten, dass fromme Glaube Wunder schafft.
Blüh`denn zum Preis des Jesuskind um Weihnacht stets mit neuer Pracht."
Am Morgen, als der Graf erwachte, wollt`er den Augen nimmer traun, denn unter Helgas Fenster waren die schönsten Rosen anzuschaun.
Da schmilzt sein Trotz wie Schnee im Frühling, Anbetend sinkt er in die Knie, und Helga schlingt um ihn die Arme: "Christrosen, Vater!", jubelt sie!Â
Weihnachten von Peter Rosegger
Weihnachten
von Peter Rosegger
Ein bisschen mehr Freude und weniger Streit,
ein bisschen mehr Güte und weniger Neid,
ein bisschen mehr Liebe und weniger Hass,
ein bisschen mehr Wahrheit, das wäre doch was!
Statt soviel Unrast ein bisschen mehr Ruh',
statt immer nur ich ein bisschen mehr du,
Statt Angst und Hemmung ein bisschen mehr Mut
und Kraft zum Handeln, das wäre gut.
Kein Trübsal und Dunkel, ein bisschen mehr Licht,
kein quälend Verlangen, ein froher Verzicht,
und viel mehr Blumen, solange es geht,
nicht erst auf den Gräbern, denn da blüh'n sie zu spät.
Euch allen noch einen geruhsamen, kuscheligen und nicht so veschneiten 4. Adventssonntag.
Samstag, 17. Dezember 2005
Die Weihnachtsmaus
Ein Gedicht von James Krüss
Die Weihnachtsmaus ist sonderbar
(sogar für die Gelehrten),
denn einmal nur im ganzen Jahr
entdeckt man ihre Fährten.
Mit Fallen oder Rattengift
kann man die Maus nicht fangen.
Sie ist, was diesen Punkt betrifft,
noch nie ins Garn gegangen.
Das ganze Jahr macht diese Maus
den Menschen keine Plage.
Doch plötzlich aus dem Loch heraus
kriecht sie am Weihnachtstage.
Zum Beispiel war vom Festgebäck,
das Mutter gut verborgen,
mit einem Mal das Beste weg
am ersten Weihnachtsmorgen.
Da sagte jeder rundheraus:
"Ich hab es nicht genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
die über Nacht gekommen."
Ein andres Mal verschwand sogar
das Marzipan von Peter,
was seltsam und erstaunlich war,
denn niemand fand es später.
Der Christian rief rundheraus:
"Ich hab es nicht genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
die über Nacht gekommen."
Ein drittes Mal verschwand vom Baum,
an dem die Kugeln hingen,
ein Weihnachtsmann aus Eierschaum
nebst andern leckren Dingen.
Die Nelly sagte rundheraus:
"Ich habe nichts genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
die über Nacht gekommen."
Und Ernst und Hans und der Papa,
die riefen: "Welche Plage!
Die böse Maus ist wieder da,
und just am Feiertage!"
Nur Mutter sprach kein Klagewort.
Sie sagte unumwunden:
"Sind erst die Süssigkeiten fort,
ist auch die Maus verschwunden!"
Und wirklich wahr:
die Maus blieb weg, sobald der Baum geleert war,
sobald das letzte Festgebäck
gegessen und verzehrt war.
Sagt jemand nun, bei ihm zu Haus -
bei Fränzchen oder Lieschen -
da gäb es keine Weihnachtsmaus,
dann zweifle ich ein bisschen!
Doch sag ich nichts, was jemand kränkt!
Das könnte euch so passen!
Was man von Weihnachtsmäusen denkt,
bleibt jedem überlassen!
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SMS-Nachricht: "Zu Weihnachten gibt's Schnee."
Antwort: "Mist -Â schon wieder keine Geschenke??!"
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