Dienstag, 31. Januar 2006
Kufenflitzer
Schön war es im TV anzusehen wie am Wochenende viele Spaziergänger, Rodler und Schlittschuläufer über den sonnenüberfluteten Königssee bei Berchtesgaden gingen. Das hatte es schon lange nicht mehr gegeben.
Ein Wintervergnügen, das es auch jahrelang auf den hiesigen Teichen in den Stadtparks lange nicht mehr gab. Das kann aber auch sehr gefährlich sein, so warnt die städtische Feuerwehr. Man solle abwarten bis die Behörden Teiche und Seen zum Betreten freigegeben haben. Die Tragfähigkeit der Eisdecke sei nicht mit dem bloßen Auge zu erkennen. Zudem bewegen sich die Tagestemperaturen seit Sonntag wieder über dem GEfrierpunkt. Also Vorsicht ist geboten.
Vom Büblein auf dem Eis
Gefroren hat es heuer
Noch gar kein festes Eis.
Das Büblein steht am Weiher
Und spricht zu sich ganz leis:
Ich will es einmal wagen,
Das Eis, es muß doch tragen. -
Wer weiß?
Das Büblein stapft und hacket
Mit seinem Stiefelein.
Das Eis auf einmal knacket,
Und krach! schon bricht's hinein.
Das Büblein platscht und krabbelt,
Als wie ein Krebs und zappelt
Mit Arm und Bein.
O helft, ich muß versinken
In lauter Eis und Schnee!
O helft, ich muß ertrinken
Im tiefen, tiefen See!
Wär nicht ein Mann gekommen,
Der sich ein Herz genommen,
O weh!
Der packt es bei dem Schopfe
Und zieht es dann heraus.
Vom Fuße bis zum Kopfe
Wie eine Wassermaus.
Das Büblein hat getropfet,
Der Vater hats geklopfet
Zu Haus.
Friedrich Güll (1812 - 1879); entstanden 1827
Ich wünsche Euch einen schnee- und eisfreien Wochenstart, kein Eiskratzen und durchdrehende Räder. Passt einfach gut auf Euch auf!
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Niemand kann ehrlichen Herzens versuchen, einem anderen zu helfen, ohne sich selbst zu helfen.
Ralph Waldo Emerson (1803-1882)
Sonntag, 29. Januar 2006
Winterspaziergang
Wie an fast jedem Sonntag , so auch heute, machen wir immer zur Mittagszeit einen kleinen Spaziergang. Die Sonne scheint zwar heute wunderschön, der Himmel zeigt ein strahlendes Blau, dennoch gibt es Minusgrade, die aber noch gut zu ertragen sind. Und so ein kleiner Rundgang tut Mensch und Tier immer recht gut. Nur gut verpackt sollte man schon sein.
Winter
Die Kälte kann wahrlich brennen
Wie Feuer. Die Menschenkinder
Im Schneegestöber rennen
Und laufen immer geschwinder.
Oh, bittre Winterhärte!
Die Nasen sind erfroren,
Und die Klavierkonzerte
Zerreißen uns die Ohren.
Weit besser ist es im Summer,
Da kann ich im Walde spazieren,
Allein mit meinem Kummer,
Und Liebeslieder skandieren.
Heinrich Heine
Nun die Klavierkonerte zerreißen uns nicht die Ohren. Im Mozartjahr läuft heute auf dem Plattenteller eine CD von den schönsten Werken von W.A. Mozart (Jubiläumsusgabe). Sie erinnert mich sehr an meine Klavierstunden vor mehr als vierzig Jahren. Mozart gehörte einfach zum Repertoire jedes Pianisten.
Schneebedeckt kann man die Landschaft im Revier nicht nennen, aber so eine kleine dünne Decke ist hier und dort, vor allem im geschützten Wald noch immer zu sehen und die Seen sind zum Teil zugefroren.
Euch allen noch einen schönen Sonntag, vielleicht zieht's Euch ja auch an die winterliche Luft. Bei uns gibt es nachher zwar kein typisches Sonntagsessen , sondern einen zünftigen Grünkohleintopf. Das schmeckt bei diesen Temperaturen und wärmt gut auf.
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Liebe ist der Kompass zum Glück.
Deutsches Sprichwort
Sonntag, 15. Januar 2006
Die Füße im Feuer
Wann immer ich an einem offenen Kamin sitze, wie am letzten Sonntag noch in unserem Romantikhotel im Sauerland, muss ich zwangsläufig an die Ballade von C. F. Meyer "Die Füße im Feuer " denken, die zu den Standardballladen des damaligen Deutschunterrichts gehörte. Eine Erklärung dafür habe ich nicht, das ist einfach so. Wenn ich mich nicht ganz irre, mussten wir sogar solche Gedichte auswendig lernen ...
Das Wort Ballade stammt ursprünglich aus dem früher in Südfrankreich gesprochenen Provenzalischen bzw. Okzitanischen, wo es als "ballada" ein Tanzlied bezeichnete. Es wurde dann um 1250 in der Form "ballade" ins Französische übernommen. Nach einer französischen Definition aus dem 13. Jahrhundert ist eine Ballade ein strophisches gesungenes Tanzlied, das der Tanzende selbst vorträgt, eine erzählende, rhythmisch gestaltete Schilderung eines vergangenen Geschehnisses, mitunter romantisch, oftmals mit einem als unvermeidlich charakterisierten katastrophalen Ende. Spätestens im 14. Jahrhundert wird die französische Ballade zu einem Gedicht beliebigen Inhalts (obwohl das Thema Liebe überwiegt), aber mit fester Form. Sie umfasst drei Strophen mit sich wiederholendem Reimschema (z. B. abbaacc abbaacc abbaacc), an die häufig eine Geleitstrophe (frz. envoi) angehängt ist, die das Reimschema der zweiten Hälfte der vollen Strophen hat (hier aacc). Die letzte Zeile c kehrt in der Regel als Refrain (Kehrreim) wieder.
Die Ballade kann aber, wenn sie nicht singend vorgetragen wird, auch ein erzählendes Gedicht sein. Ihre Grundhaltung ist die Epik, das Erzählende. Dem Balladendichter stehen jedoch alle drei Formen der Poesie offen - die Epik, die Lyrik (Form) und die Dramatik (Dialog). Deswegen nannte Goethe die Ballade das Urei der Dichtung. Er kann sie nach Belieben einsetzen und so die Ballade zu einer äußerst vielseitigen, vielschichtigen Kunstform erheben.
Die Erzählstruktur von Balladen ist häufig schlicht, klar und leicht lesbar. Die formale Struktur ähnelt der von Gedichten.
(vgl. Ballade gelesen bei wikipedia)
Conrad Ferdinand Meyer (* 11. Oktober 1825 in Zürich; †28. November 1898 in Kilchberg bei Zürich) war ein Schweizer Dichter des Realismus, der insbesondere historische Novellen, Romane und Lyrik verfasst hat. Er gehört mit Gottfried Keller und Jeremias Gotthelf zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schweizer Dichtern des 19. Jahrhunderts. Seine Novellen und Balladen haben zumeist einen historisch-religiösen Hintergrund; sie spielen in Zeiten großer konfessioneller Spannungen (Reformation, Gegenreformation, Dreißigjähriger Krieg) oder behandeln Personen in religiösen Auseinandersetzungen. Unter Meyers Lyrik nimmt der Gedichtzyklus `Huttens letzte Tage' einen besonderen Rang ein: die insgesamt 15mal erschienene frühe Gedichtsammlung wurde wiederholt erweitert und überarbeitet, wobei die Darstellung des Protagonisten sich dem historischen Vorbild immer weiter annäherte. So auch die 'Füße im Feuer'.
Die Füße im Feuer von Conrad Ferdinand Meyer (1825-98) ist eine der bekanntesten Balladen der deutschen Sprache und behandelt den Zusammenprall zweier extrem unterschiedlicher Weltsichten.
Ein Kurier des Königs von Frankreich sucht vor einem Unwetter in einem Schloss Zuflucht, wo man ihn als Gast aufnimmt, speist und ihm eine Schlafkammer zuweist. Die Stimmung ist eigentümlich, und nach und nach bemerkt er zu seinem immer größeren Grauen, dass er damit in die Gewalt einer der von seinem katholischen König blutig verfolgten Hugenottenfamilien geraten ist, und er selbst vor einigen Jahren anlässlich eines Pogroms in diesem Haus eine Frau zu Tode gefoltert hat. Er ahnt, erkannt worden zu sein. Das ganze damalige Bild, als Episode längst abgetan, muss er sich über Nacht zu seinem Entsetzen in Todesangst immer lebendiger vergegenwärtigen: die Füße im Feuer. Damit tut Meyer dar, dass diesen Täter sein Verbrechen nun nie wieder verlassen wird. Mit knappsten Mitteln wird hingegen gezeigt, wie schwer seine Verschonung den Gastgebern fällt. Im Abritt erdreistet der Verbrecher sich noch, es anzusprechen: Man habe wohl daran getan, einen Mann des Königs zu verschonen. Im Schlusssatz bekommt er die Quintessenz der Religion der Verfolgten zu hören: Mein ist die Rache, redet Gott. ('Die Rache in der Dichtung' gelesen bei wikipedia)
Die Füße im Feuer
Wild zuckt der Blitz. In fahlem Lichte steht ein Turm.
Der Donner rollt. Ein Reiter kämpft mit seinem Ross,
Springt ab und pocht ans Tor und lärmt. Sein Mantel saust
Im Wind. Er hält den scheuen Fuchs am Zügel fest.
Ein schmales Gitterfenster schimmert goldenhell
Und knarrend öffnet jetzt das Tor ein Edelmann . . .
- "Ich bin ein Knecht des Königs, als Kurier geschickt
Nach Nîmes. Herbergt mich! Ihr kennt des Königs Rock!"
- "Es stürmt. Mein Gast bist du. Dein Kleid, was kümmert's mich?
Tritt ein und wärme dich! Ich sorge für dein Tier!"
Der Reiter tritt in einen dunkeln Ahnensaal,
Von eines weiten Herdes Feuer schwach erhellt,
Und je nach seines Flackerns launenhaftem Licht
Droht hier ein Hugenott 1) im Harnisch 2), dort ein Weib,
Ein stolzes Edelweib aus braunem Ahnenbild . . .
Der Reiter wirft sich in den Sessel vor dem Herd
Und starrt in den lebendgen Brand. Er brütet, gafft ...
Leis sträubt sich ihm das Haar. Er kennt den Herd, den Saal ...
Die Flamme zischt. Zwei Füße zucken in der Glut.
Den Abendtisch bestellt die greise Schaffnerin
Mit Linnen blendend weiß. Das Edelmägdlein hilft.
Ein Knabe trug den Krug mit Wein. Der Kinder Blick
Hangt schreckensstarr am Gast und hangt am Herd entsetzt ...
Die Flamme zischt. Zwei Füße zucken in der Glut.
- "Verdammt! Dasselbe Wappen! Dieser selbe Saal!
Drei Jahre sind's ... Auf einer Hugenottenjagd
Ein fein, halsstarrig Weib . . . 'Wo steckt der Junker? Sprich!'
Sie schweigt. 'Bekenn!' Sie schweigt. 'Gib ihn heraus!' Sie schweigt.
Ich werde wild.  Der Stolz! Ich zerre das Geschöpf ...
Die nackten Füße pack ich ihr und strecke sie
Tief mitten in die Glut ... 'Gib ihn heraus!' ... Sie schweigt ...
Sie windet sich ... Sahst du das Wappen nicht am Tor?
Wer hieß dich hier zu Gaste gehen, dummer Narr?
Hat er nur einen Tropfen Bluts, erwürgt er dich."
Eintritt der Edelmann. "Du träumst! Zu Tische, Gast ..."
Da sitzen sie. Die drei in ihrer schwarzen Tracht
Und er. Doch keins der Kinder spricht das Tischgebet.
Ihn starren sie mit aufgerissnen Augen an -
Den Becher füllt und übergießt er, stürzt den Trunk,
Springt auf: "Herr, gebet jetzt mir meine Lagerstatt!
Müd bin ich wie ein Hund!" Ein Diener leuchtet ihm,
Doch auf der Schwelle wirft er einen Blick zurück
Und sieht den Knaben flüstern in des Vaters Ohr ...
Dem Diener folgt er taumelnd in das Turmgemach.
Fest riegelt er die Tür. Er prüft Pistol und Schwert.
Gell pfeift der Sturm. Die Diele bebt. Die Decke stöhnt.
Die Treppe kracht .. . Dröhnt hier ein Tritt? ... Schleicht dort ein Schritt? ...
Ihn täuscht das Ohr. Vorüberwandelt Mitternacht.
Auf seinen Lidern lastet Blei, und schlummernd sinkt
Er auf das Lager. Draußen plätschert Regenflut.
Er träumt. "Gesteh!" Sie schweigt. "Gib ihn heraus!" Sie schweigt.
Er zerrt das Weib. Zwei Füße zucken in der Glut.
Aufsprüht und zischt ein Feuermeer, das ihn verschlingt ...
- "Erwach! Du solltest längst von hinnen sein! Es tagt!"
Durch die Tapetentür in das Gemach gelangt,
Vor seinem Lager steht des Schlosses Herr - ergraut,
Dem gestern dunkelbraun sich noch gekraust das Haar.
Sie reiten durch den Wald. Kein Lüftchen regt sich heut.
Zersplittert liegen Ästetrümmer quer im Pfad.
Die frühsten Vöglein zwitschern, halb im Traume noch.
Friedsel'ge Wolken schwimmen durch die klare Luft,
Als kehrten Engel heim von einer nächt'gen Wacht.
Die dunkeln Schollen atmen kräft'gen Erdgeruch.
Die Ebne öffnet sich. Im Felde geht ein Pflug.
Der Reiter lauert aus den Augenwinkeln: "Herr,
Ihr seid ein kluger Mann und voll Besonnenheit
Und wisst, dass ich dem größten König eigen bin.
Lebt wohl. Auf Nimmerwiedersehn!" Der andre spricht:
"Du sagst's! Dem größten König eigen! Heute ward
Sein Dienst mir schwer ... Gemordet hast du teuflisch mir
Mein Weib! Und lebst! ... Mein ist die Rache, redet Gott."
Conrad Ferdinand Meyer (Erscheinungsjahr: 1892)
1)Â Hugenotten: frz. Protestanten kalvinistischen Glaubens, in Frankreich seit 1562 vom Katholizismus verfolgt und getötet; daher 1685 massenhafte Auswanderung, z.B. nach Brandenburg-Preußen
2)Â Harnisch: Rüstung
Euch allen noch einen harmonischen Sonntag. Die Sonne lädt sicherlich auch bei eisiger Kälte zu einem Winterspaziergang ein, und man kann anschließend sich die Füße am Kamin ein bisschen erwärmen. Einen geruhsamen und erholsamen Sonntag Euch allen.
Mittwoch, 4. Januar 2006
Unterm weißen Baume sitzend
Unterm weißen Baume sitzend
Unterm weißen Baume sitzend,
Hörst du fern die Winde schrillen,
Siehst, wie oben stumme Wolken
Sich in Nebeldecken hüllen;
Siehst, wie unten ausgestorben
Wald und Flur, wie kahl geschoren;
Um dich Winter, in dir Winter,
Und dein Herz ist eingefroren.
Plötzlich fallen auf dich nieder
Weiße Flocken, und verdrossen
Meinst du schon, mit Schneegestöber
Hab der Baum dich übergossen.
Doch es ist kein Schneegestöber,
Merkst es bald mit freudgem Schrecken;
Duftge Frühlingsblüten sind es,
Die dich necken und bedecken.
Welch ein schauersüßer Zauber!
Winter wandelt sich in Maie,
Schnee verwandelt sich in Blüten,
Und dein Herz es liebt aufs neue.
Heinrich Heine (1797-1856)
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Ein Wort, das von Herzen kommt, macht dich drei Winter warm.
(aus China)
Dienstag, 3. Januar 2006
Schneeglöckchen
Schneeglöckchen
`s war doch wie ein leises Singen
In dem Garten heute nacht,
Wie wenn laue Lüfte gingen:
"Süße Glöcklein, nun erwacht,
Denn die warme Zeit wir bringen,
Eh's noch jemand hat gedacht."
's war kein Singen, 's war ein Küssen,
Rührt die stillen Glöcklein sacht,
Daß sie alle tönen müssen
Von der künftgen bunten Pracht.
Ach, sie konntens nicht erwarten,
Aber weiß vom letzten Schnee
War noch immer Feld und Garten
Und sie sanken um vor Weh.
So schon manche Dichter streckten
Sangesmüde sich hinab,
Und der Frühling, den sie weckten,
Rauschte über ihrem Grab.
Eichendorff, Joseph Freiherr von (1788-1857)
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Kein Breitengrad, der nicht dächte, er wäre Äquator geworden, wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre.(Autor unbekannt)
Montag, 2. Januar 2006
Neujahrswunsch
Neujahrswunsch
Ich möchte so gerne Lichter anzünden,
überall, wo Finsternis ist,
Wärme, verbreiten, wo Kälte herrscht.
Wege freilegen möchte ich
und Brücken bauen,
Schranken entfernen, grenzenlos.
Ich möchte helfen,
wo Fäuste drohen
und Willen erlischt.
Keine Wunder vollbringen,
nur Mensch sein
will ich.
Karl Haberstich
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Schweigen zeugt von Kraft, schweigen wollen von Nachsicht, schweigen müssen vom Geist der Zeit.
Karl Julius Weber (1767-1832), deutscher Jurist und Schriftsteller
Sonntag, 1. Januar 2006
Ein neues Buch, ein neues Jahr
Ein neues Buch, ein neues Jahr
Was werden die Tage bringen?
Wird's werden, wie es immer war,
Halb scheitern, halb gelingen?
Ich möchte leben, bis all dies Glühn
Rücklässt einen leuchtenden Funken.
Und nicht vergeht, wie die Flamm' im Kamin,
Die eben zu Asche gesunken
Theodor Fontane
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