Samstag, 17. Juni 2006
Weltmeisterliches & Beflaggung
Hab ich gestern den Topfavoriten für den Weltmeistertitel gesehen? In Gelsenkirchen blamierte Argentinien die Serben mit 6:0. Ein völliges Debakel für die Mannschaft aus Serbien/Montenegro, die auch zum letzten Mal bei einer WM zusammen aufgetreten ist. Demütigend! Die Anhänger von Schalkes Mladen Krstajic & Co konnten einem wirklich Leid tun. Das Team von Trainer Pekermann gehört nun zu den heißesten Anwärtern auf den Titel.
Beim Spiel der Niederlande gegen die Elfenbeinküste (2:1) war ich ein bisschen parteiisch für die Mannschaft der Elfenbeinküste. Sie waren für eine Ãœberraschung gut genug. Leider war das Glück nicht auf ihrer Seite. Ein klarer Elfmeter wurde ihnen versagt. Dennoch spielten sie zu naiv und waren bei der Chancenausnutzung nicht abgeklärt genug. Holland hingegen sollte noch diesem mühsamen und glücklichen Sieg viele Kerzen anzünden und Gebete zum Himmel schicken. Ihre Fußballkünste waren mehr als depremierend und erinnerten and das alte 'Kick and Rush'-System. Mit weiten Pässen machte man das gesamte gut besetzte Mitttelfeld arbeitslos, und von der ehemaligen Kombinationsstärke und Brillianz war nichts zu spüren.
Zu Mexiko gegen Angola (0:0)Â bleibt mir nur ein Kurzkommentar. Angola hatte eigentlich keine Chance und diese haben sie genutzt.
Freundliche Fußball-WM-Stimmung in ganz Gelsenkirchen, die Welt wird wirklich mit offenen Armen aufgenommen. Die Stadt hat sich herausgeputzt. Ãœberall Deutschland-Fahnen und-Fähnchen, auch von den teilnehmenden Ländern: an Häusern, Fahnenmasten, in Straßen, Gassen, auf T-Shirts, Kopfbedeckungen, Pkw, Lkw, Motorrädern und Fahrrädern.
Wirklich überall? Nein, eine größere Gruppe von Fahrzeugen, die sich sonst immer bei Schützen- und Stadtfesten oder beim Sommerfest mit Fähnchen schmückt, ist kahl und ohne Schmuck: die Busse und Bahnen des öffentlichen Nahverkehrs. Welch eine Provinzposse! Gerade wenn die Welt zuschaut und zu Gast ist, sollte auch der Personennahverkehr seine Gäste mit fröhlichen Fähnchen begrüßen und befördern.
Oder sind die Wimpel nur für Schützenfeste reserviert?
Wat armselig!
Noch schlimmer, aber sicherlich wieder typisch deutsch, ist eine aus dem Fahnenschmuck abgeleitete Patriotismusdiskussion. Wie bescheuert muss man da eigentlich sein. Die Fähnchen sind einfach rührend, herzlich und schlicht und einfach schön, weil sie zu einem Fest wie die Fußball-WM dazugehören. Selbst in den Augen ausländischer Journalisten und Intellektueller sind sie nichts weiteres als der Ausdruck von Freude, Fest und Partylaune. Nicht mehr und nicht weniger.
Heute las ich, dass der CSU Abgeordnete Johannes Singhammer sogar auf einen entsprechenden Erlaß des Innenministers drängt, dass die Bundesregierung bis zum Ende der WM eine einheitliche Staatsbeflaggung öffentlicher Dienstgebäude anordnet.
Euch allen noch ein sonniges Wochenende und viel Spaß bei allen Euren Unternehmungen. Bleibt gesund und passt auf Euch auf!
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O selig der, dem aus dem Nachklang goldener Tage die Tröstung blühet für die Gegenwart.
Friedrich Schiller
Freitag, 16. Juni 2006
Achtelfinale & kontroverse WM-Diskussionen
Nach dem 3:0 von Ecuador gegen Costa Rica steht Deutschland im Achtelfinale, muss aber gerade gegen diesen Gegner die Plätze 1 und 2 in dieser Gruppe unter sich ausmachen. Wer dann der Gegener im Achtefinale sein wird, wird sich dann daraus ergeben, entweder England oder Schweden.
Heute spielen in Gelsenkirchen Argentinien gegen Serbien/Montenegro. Als Gäste werden wieder Franz Beckenbauer, Diego Maradonna, Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und der serbische Staatspräsident erwartet. Da das Spiel bereits um 15 Uhr angepfiffen wird, waren heute nur vereinzelt ein paar Fans in Buer zu sichten. Aufgefallen war mir jedoch eine verstärkte Polizeipräsenz und dass nun auch zum Vergnügen der Stadtbesucher eine Musikgruppe mit Latin-Rhythmen aufspielte. Es scheint, die Beschwerden der buerschen Werbegemeinschaft hat schon seine ersten Früchte getragen.
WM oft aggressiv & militant diskustiert....
Was mir aber zudem aufgefallen ist, dass in vielen Blogs auch in den Kommentaren recht aggressiv und militant über die WM diskutiert wird, vor allem von Frauen. Gerade aber die sehe ich in den verschiedenen Stadien in großer Vielzahl, in den Landesfarben geschmückt oder geschminkt, fröhlich bis ausgelassen, begeistert, so dass ich doch glaube, dass dies kein typisches Frauenphänomen ist. Ein bisschen mehr Toleranz und Fairplay könnte man schon an den Tag legen, auch wenn man nicht gerade ein bekennender Fußballfan ist. Man muss nicht alles schlecht reden, nur weil es in die eigene Interessenlage nicht passt. Deutschland feiert zur Zeit ein rauschendes Fußballfest. Das ist alles. Ich bin auch kein Katzenhasser, nur weil ich einen Hund als Haustier halte. Und so ein sportliches Großereignis, auf das die ganze Welt schaut und wir auch noch Gastgeber sind, dauert gerade mal vier Wochen. Bleibt also noch genug Zeit im Jahr über andere Dinge zu diskutieren. Zur Zeit gibt es nun mal kaum eine Fifa-Fußball-WM-freie Zone, selbst nicht einmal in den Nachrichten. Dennoch muss ich mich jetzt nicht gerade mit Browns "Da Vinci Code-Sakrileg" beschäftigen, auch nicht weil der Religionsthriller mit Tom Hanks ein Millionenerfolg ist und in Ägypten und China ein Leinwandverbot erhalten hat, mit der Begründung: in dem Bestseller wird Jesus beleidigt. Am 9. Juli ist alles vorbei, und das Leben geht wieder seinen Weg. So isses!
Euch allen noch einen schönen Tag, und wer nicht TV sehen will, kann sich ja zum Küchendienst oder zum Chef(in) vom Grill melden...smile
Musik beschwingt...Latin Rock
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Glück bekommt man oft geschenkt, wenn man sich mit unglücklichen Situationen auseinandersetzt.
Roland Leonhardt
Donnerstag, 15. Juni 2006
Nachlese
Heute ist das Wetter in GE so Grau in Grau. Gestern haben ein paar Wärmegewitter die Luft ein bisschen erträglicher gemacht.
Heute wäre auch mein Vater 85 jahre alt geworden. Da er aber vor zehn Jahren von uns gegangen ist, haben wir heute mit mit Mutter, die gerade eine Herzgefäßerweiterung über sich ergehen lassen musste, einen kurzen Besuch zum Grab meines Vaters gemacht. Für Mutter immer ein bewegender Moment, und man muss im Moment aufpassen, dass sie alles ruhig angeht und Aufregungen vermieden werden. Aber alles verlief positiv, und Papa bekam sowohl einen schönen Naturrosenstrauß aus unserem Garten als auch noch noch einen zusätzlichen als Grabschmuck. Mutter versicherte, dass sie lieber heute einen Geburtstagskuchen gebacken hätte. Leider wollte es das Schicksal damals anders.
Natürlich habe ich auch gestern die WM-Spiele im TV verfolgt. Ãœberzeugt hat mich die Leistung Spaniens, das sich sicherlich mit dem 4:0 gegen die Ukraine in den Favoritenkreis gespielt hat. Auch das Spiel der Saudis gegen Tunesien verlief ganz munter und ein Remis (2:2)Â war durchaus gerechtfertigt.
Der Krimi des Abends war natürlich das Deutschlandspiel gegen Polen. Man kann ruhig von einem Zitterspiel bis zur letzten Sekunde sprechen. Es war jedoch temporeich, spannend , mit guten Torszenen, die unsere Elf aber nicht verwerten konnte, bis Oliver Neuville in der Nachspielzeit mit einem Last Minute Tor den befreienden Jubel auslösen konnte. Späte Erlösung und die Party geht weiter. Am Rande - und auch das sollte nicht unerwähnt bleiben - störten ein paar Hooligans das friedliche Fußballfest in der Innenstadt von Dortmund. Die Polizeikräfte konnten aber über diese Störenfriede schnell Herr werden. Toll fand ich die Geste des DFB, den bei der Weltmeisterschaft in Frankreich von deutschen Hooligans zusammengeschlagenen Polizisten Daniel Nivel als Ehrengast einzuladen und erfahren zu haben, dass sich der Verband ehrenvoll um ihn und seine Familie kümmert und sogar für ihn eine Stiftung gegründet hat. Hut ab!
Was mich aber auch noch interessiert: wo ist eigentlich unser Maskottchen Goleo mit seinem Kumpel Pille geblieben? Ich habe beide noch bei keinem offiziellen Spiel gesehen. Haben die Ausgehverbot?
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Der Frohgemute hat ständig Feiertag.
Die Bibel, Buch der Sprüche
Mittwoch, 14. Juni 2006
WM Splitter
Die gestrigen WM-Spiele standen alle nicht unter günstigen Sternen. Im bisher schwächsten Spiel dieser Weltmeisterschaft hat Südkorea beim 2:1-Erfolg über Neuling Togo einen Fehlstart nur knapp vermieden. Das Chaos um Togos Trainer Pfister reißt nicht ab. Und bezeichnenend für diese Partie war, dass vor der WM-Partie im Frankfurter Stadion zunächst zweimal die Nationalhymne Südkoreas gespielt. Immerhin wurde die Panne nach wenigen Momenten bemerkt und so kam Togo dann doch zu seiner Hymne.
Im zweiten Spiel zeigte die namhafte Rentnerband Frankreich "Les Bleus" gegen die Schweiz, dass sie beim 0:0 noch ein paar Dollars in ihre Pensionskasse spielen wollte und kam mit einem blauen Auge davon.
Der eigentliche Knaller am Abend wurde mehr zu einem Rohrkrepierer. Kroatien machte über weite Strecken das Spiel gegen den Topfavoriten unterlagen dann aber knapp den Brasilianern mit 0:1, deren Spielweise man wohl als pragmatisch bezeichnen konnte, aber ohne Glanz und Gloria. "Superstar" Ronaldo bewegte sich wie ein Elefant am Wasserloch, man konnte es getrost auch unverschämte Arbeitsverweigerung nennen. Da fragt man sich : Wo ist der Zauber der "Seleçao"? Kroatien war trotz der Niederlage der Sieger der Herzen.
Was gibt es aus GE zu vermelden:
Am Sonntag gähnende Leere, und auch Montag am zweiten WM-Spieltag in der Arena äußerst flauer Fanbesuch: Bei den buerschen Wirts- und Kaufleuten schrillen immer heftiger die Alarmglocken. Jetzt will man in einer Blitzaktion gegensteuern: Shuttle-Bus, großflächiges und zielgerichtetes Verteilen des buerschen WM-Kneipen-Flyers und Musik an den Spieltagen sind geplant. Gestern Abend gab's ein Krisengespräch. Manch einer vermutet Strategie hinter dem Ausbleiben der "Freunde": Zielgerichtet würde das WM-Publikum nach Gelsenkirchen geleitet, so die Kritik. Ein buerscher Kaufmann berichtet, er sei selbst Montag nach dem Spiel von Volunteers "bewusst" in Richtung Gelsenkirchen geschickt worden. Folge: "Die Bahnhofstraße ist voll, während die Hochstraße leer ist", wundert sich der kommissarischer Chef der Werbegemeinschaft Buer.
Vielleicht haben auch die Bueraner zuviel über mögliche Risiken diskutiert als über Dinge wie man die Fans auch mit einer Großbildleinwand und Musik Anreize zum Besuch dieses Stadtteils bieten könnte. Gute Möglichkeiten einfach verpennt.
Wünschen wir unserem eigenen WM-Team am heutigen Abend viel Glück!
Dazu passen auch folgende Verse ...
Glück
Glück ist jeder neue Morgen,
Glück ist bunte Blumenpracht
Glück sind Tage ohne Sorgen,
Glück ist, wenn man fröhlich lacht
Clemens v. Brentano (1778-1842)
Hier unser "WM-Dachterrassen-Studio" ...smile
Dienstag, 13. Juni 2006
GE gut organisiert
Im Fifa-WM-Stadion Gelsenkirchen spielten die USA gestern gegen die Tschechen. Und in welche Farben hüllt sich ein Fan der tschechischen Nationalmannschaft? Richtig: in Rot, Weiß und Blau. Gut, bei den Tschechen sind diese Farben ein wenig anders angeordnet. Da gibt's keine Sterne - stattdessen so ein blaues Dreieck, dazu einen weißen und einen roten Balken. Aber die Grundfarben sind nun mal identisch - und sorgten gelegentlich für ein wenig Verwirrung. Bei aller Verwunderung, wie viele Amerikaner den Weg nach Gelsenkirchen gefunden haben - die tschechischen Fans stellten gestern eindeutig die Mehrheit in der Innenstadt. Am Abend dann ein Superspiel mit fulminanten Auftritten der "tschechischen Oldies". Diese erinnerten mich an ihre eigentlich souveräne Spielweise bei der Europameisterschaft in Portugal. Das ist ein Geheimfavorit. Alle anderen Favoritenteams brachten ihr Spiel nicht immer souverän, manchmal auch recht glücklich über die Runden. Die Afrikaner finde ich insgesamt recht stark, doch irgeneiner muss denen mal einer erklären, dass beim Fußball Tore zählen, wobei man dasselbe gelegentlich auch mal trefffen muss. Schade eigentlich bei so manch genialer Spielweise.
...und Gelsenkirchen konnte mit der guten Organisation wieder einmal punkten. 2:0 für GE! Selbst kleinere Verkehrsprobleme konnten schnell entwirrt werden, so dass alle rechzeitig im Stadion waren.
Tschechische Fans feierten schon siegessicher vor dem Spiel in der Arena ...
Die Amerikaner verhielten sich recht unauffällig, zumindest in Buer und suchten bei ihrer Vorbereitung auf das Spiel die Ruhe bei einem gemütlichen Lunch an beschaulichen Orten...
Montag, 12. Juni 2006
Tolle Stimmung bei Kaiserwetter
Auch wenn sich die Favoriten schwer tun bei der WM, so sind die Fans in fantastischer Stimmung. Trotz Streit um die begehrten Karten und den horenden Preisen, werden an fast allen WM-Orten tolle Feste rund um König Fußball gefeiert. Vergessen sind auch die Aufgeregtheiten um die Sicherheit in den Stadien, und selbst das Wetter ist strahlend dabei. Hoffentlich lacht die Sonne weiter so.
In Gelsenkirchen ist anlässlich des heutigen WM-Auftritts der Amerikaner gegen die Mannschaft aus Tschechien mit einem hohen Standard an Sicherheit zu rechnen.
Wieviele Anhänger aus den jeweiligen Lagern dabei sein werden, ist noch unklar. Für das Spiel um 18 Uhr haben sich jedenfalls der Päsident Tschechiens Vaclav Klaus, der Botschafter der USA, Verkehrsminister Tiefensee, Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher, Franz Beckenbauer und Maradonna auf die Promi-Liste setzen lassen. Hoffen wir auf ein munteres Spiel.
Der Verkaufsboom in den Fanshops ist jedenfalls noch ungebrochen.
Das Gesicht verrät die Stimmung des Herzens.
Dante Aligheri, (265-1321) italienischer Dichter
Sonntag, 11. Juni 2006
Geschmacksache
Die Spiele am gestrigen Nachmittag England : Paraguay 1:0 und Trinidad und Tobago : Schweden 0:0 waren für den WM-Fan sicherlich abtörnend. Kein Feuer und auch kein Titelanwärter war bei diesem langweiligen Gekicke zu sehen. Ganz anders am Abend . Das Spiel Argentinien - Elfenbeinküste 2:1 war aufregend, schnell, abwechslungsreich, auf technisch hohem Niveau und prickelnd, ganz nach dem Geschmack der Fußballfreunde. Leider gingen die Ivorer nach großem Kampf traurig vom Platz. In dieser Gruppe C wird aber sicherlich noch tüchtig gerangelt werden.
Bei meinem Stadtrundgang hat meine Kamera wieder ein paar WM-Besonderheiten in GE- Buer eingefangen.
Ein bisschen geschmacklos finde ich, wenn eine Metzgerei einen Fußball und Fußballschuhe inmitten seiner Wurstwaren drapiert, auch wenn diese recht neu aussahen, man weiß ja nie...smile.
Ansprechend fand ich einen Obststand der seine Zelte mit den Fahnen der WM-Teilnehmer aufgebaut hatte.
Was mich wirklich wunderte, war die Tatsache das ein bekanntes Sporthaus in der City ihre WM-Dekoration ausgerechnet mit dem Bild eines nicht WM-Teilnehmers dekorierte. Das wird sicherlich das Geheimnis der Marketing-Abteilung bleiben. Vielleicht, weil Kevin Kuranyi bei Schalke kickt? Ich kann mir sonst keinen Reim darauf machen. Alternativen gibt's doch genug, und ob dieses Bild verkaufsfördernd ist, lasse ich mal dahingestellt. Geschmacksache!
Ich wünsche Euch noch einen schönen, sonnigen Sonntag und den weniger Sportinteressierten viel Spaß bei allen Euren Unternehmungen. Das Wetterchen lädt ja förmlich dazu ein.
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