Dienstag, 22. August 2006
Wissen Sie, dass zwischen "Okeee" und "Okay" Welten liegen?
Okay, das wusste ich bisher auch nicht, ließ mich jedoch durch eine Glosse eines anderen belehren. Der Sprachgebrauch und die Betonung eines Wortes, ob 'Okeee' oder ob Sie in traditioneller Manier nur 'Okay' sagen, das macht schon den feinen Unterschied aus, ob Sie zum alten Eisen, dem selbst nicht mehr mit Antifalten-Öl zu helfen ist, gehören oder eher zu den jungen coolen Megatypen. Aber, so versprach der Autor, das kann man üben und lernen und gab dazu folgende Trainingsanleitung: "Stellen Sie sich locker hin, hüftbreit. Fegen Sie sich einmal cool (das Wort kennen Sie, wenn nicht: so ähnlich wie "leger", sprich läschär!) durchs Haar, ziehen Sie ihr T-Shirt etwas über den Nabel. Kein Bachnabel-Ohrring? Macht nichts, ein Gummibärchen tut’s auch. Jetzt tun Sie so, als hätte man sie gefragt, ob sie vielleicht zu einem dollen Dinner wollen: Okeee. Oder ob Sie nicht mal eine Bank zu überfallen gedenken. Okeee. Was sagen Sie jetzt. Es geht doch. Jau." Okeee, auch bei mir klingt das doch jetzt schon viel besser - so ganz jugendlich, oder?
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Die Jugend ist meist so allwissend, dass sie alles weiß, bis auf eines: dass auch einmal die Alten allwissend waren, bis sie wirklich etwas wussten.
Ernest Hemingway (1899 - 1961)Â
Montag, 21. August 2006
Urteile
Lehrer muss Bücher nicht selbst kaufen ...
Lehrer an öffentlichen Schulen müssen ihre Schulbücher nicht selbst bezahlen. Die Lehrerbesoldung sei auch nicht in Teilen zur Beschaffung von Arbeitsmitteln bestimmt, hat das Verwaltungsgericht Münster in einem Eilbeschluss entschieden. Eine Verfügung der Bezirksregierung Münster, die einen Lehrer zum Kauf der Unterrichtsmaterialien verpflichten will, sei rechtswidrig, erklärte das Gericht. Hintergrund der Entscheidung ist, dass Schulbuchverlage und Buchhändler mehr und mehr darauf verzichten, Lehrern kostenlose Buchexemplare zur Verfügung zu stellen. Bis zur Entscheidung in der Hauptsache müsse der Lehrer die Bücher nicht selbst kaufen, so das Gericht. (Az.:4 L 471/06)
Da hab ich doch also 30 Jahre was verkehrt gemacht. Wem darf/muss ich denn nun meine Quittungen einreichen, um Erstattung zu erbeten??
Kein Geld für Unfall auf Toilette ...
Die gesetzliche Unfallversicherung schützt Arbeitnehmer - und zwar im Job sowie auf dem Weg in die Firma und zurück. Der Schutz greift außerdem noch auf dem Hin- und Rückweg zur Toilette. Doch was dazwischen geschieht, ist reine Privatsache. Rutscht z.B. jemand bei der Benutzung der Toilette aus, zahlt die Versicherung nicht für eine notwendige Klinikbehandlung. (LSG Bayern, L 3 U 323/01 - 10/03)
Also Augen auf beim "Geschäftchen machen" ;-))
Donnerstag, 10. August 2006
Schule hat begonnen
Eigentlich schon gestern, aber da ist man viel mit Organisatorischem beschäftigt, auch als Einschulung bekannt. Listen auf Vollständigkeit überprüfen, korrigieren, ergänzen, überprüfen wo die ausgeliehenen Schulbücher aus der letzten Saison abgeblieben sind, schauen, dass die Klassen ihre Stundenpläne bekommen, diese dann auch die Räume finden, den Aufbau der Schule erklären, einen Rundgang machen und viele Dinge mehr. Einzelne Probleme und Dinge werden sich erst sicherlich im Verlauf der nächsten Woche auflösen oder abgeklärt werden können. Nur eins war sicher: bei dem Wetter brauchte keiner auf hitzefrei hoffen ...smile.
Ob es für die 2,9 Millionen Kinder in NRW der Schulanfang ein guter oder schlechter Tag war, das wird sich nun zeigen. Die Schulen insgesamt zeigen sich jedenfalls gut gerüstet. 7159 unbefristete Neueinstellungen von Lehrkräften hat es in NRW gegeben, so viele wie noch nie. Grund ist die steigende Zahl der Pensionierungen. Aufhorchen lässt auch die stetig sinkende Schülerzahl. Bis 2020 soll die Zahl der Schulkinder um rund 500.000 sinken, aber von einem Schulsterben will die Landesriegierung nichts wissen. Man will mit Ganztagsangeboten und Systemveränderungen dem Trend entgegenwirken. Die steigenden Schülerzahlen an den Berufskollegs und den Oberstufen der Gymnasien und Gesamtschulen führt das Ministerium auf den Lehrstellenmangel zurück.
Rund 200.000 I-Dötzchen aus NRW streben auch heute ihrem ersten Schultag entgegen, die Schultüte bzw. die Zuckertüte aus der guten alten Zeit ist ihr Begleiter. Ihren Ursprung fand ein Hamburger Brauchtumsforscher heraus. Der war in Thüringen und Sachsen. Hier spendierten stolze Eltern erstmals ihren Sprösslingen eine mächtige Tüte Konfekt zum Schulstart oder eine heimlich beim Bäcker gekaufte Tüte mit Kuchen. 1852 entstand das erste Bilderbuch zur "Zuckertüte".
Gespannt sein darf man, ob die Schultüte von heute zum "Statussymbol" aufgeppept wird, gefüllt mit Handy oder I-Pod. Der Schulstart ist auch für die Eltern nicht gerade preiswert. Addiert man den Eigenanteil der Lehrbücher und die Kosten für Hefte, Federmappe, Zeichenblock, Stifte, Füllhalter, Schultasche, Sporttasche, Sportschuhe und- bekleidung, Kopiergeld etc., so kommt man schnell auf einen Betrag von 350 Euro, ungefähr so viel wie mancher Jahresbeitrag einer KFZ-Versicherung.
Aber wie sagte schon Konfuzius (551-479 v Chr.):
"Wer das Lernen liebt, der ist dem Wissen nahe."
Den I-Dötzchen und Euch noch einen schönen, entspannten Tag. bei den Wetteraussichten am heutigen Tag kommt sicherlich so manch einer in die Versuchung, heimlich nach der Nummer des Heizölhändlers zu kramen.:-)
Montag, 7. August 2006
Trotz Ferien erster Arbeitstag
Richtig gelesen. In NRW sind noch Ferien, dennoch war an unserem Berufskolleg heute der erste Arbeitstag mit einer Lehrerkonferenz und einer Bildungsgangkonferenz. Die diente nicht als Alibifunktion, dass Lehrer auch in den Ferien arbeiten, sondern war zum ersten Mal an unserer Schule ein Experiment zur Entzerrung während des normalen Schulalltags zu Schuljahresbeginn, da diese Konferenzen erst immer nach 15 Uhr (nach dem normalen Unterricht) stattfanden und sich bis in die frühen Abendstunden hinzogen. Insgesamt fand diese Regelung positiven Anklang.
Während ich so am ersten Arbeitstag in unserem Kollegium (91 Lehrkräfte)Â herumschaute, stellte ich fest, dass ein Großteil inzwischen mit mir alt geworden ist....smile.
Das Durchschnittsalter der aktiven Lehrer, so eine Zeitungsmeldung, beträgt in NRW fast 50 Jahre. So unterrichten mit 49,4 Jahren die ältesten Lehrer an Hauptschulen. An der Grundschule ist der Durchschnittslehrer 46,5, an der Realschule 47,4, am Gymnasium 48,9 und an den Berufskollegs 47,2 Jahre alt. Die jüngsten Lehrer mit durchschnittlich 46,8 Jahren arbeiten an Gesamtschulen.
Auch beim Berufseinstieg waren die 4167 neuen Lehrer 2005 relativ alt. So zählte ein neuer Lehrer an der Gesamtschule im Durchschnitt bereits 35,2 Jahre - ein Grundschullehrer 29,5. Im Vergleich dazu war ich bei meinem Berufseinstieg mit 27 Jahren recht jung.
Jeder dritte pensionierte Lehrer in NRW geht aus Krankheitsgründen vorzeitig in Rente.
Laut Schulminsterin Barbara Sommer (CDU) verließen 2005 wegen Dienstunfähigkeit 1299 Lehrer den Schuldienst. Mit 60,5 Jahren lag das Durchschnittsalter der pensionierten Lehrer an Gymnasien am höchsten. An den Grund- und Hauptschulen quittierten Lehrer durchschnittlich mit knapp 60 den Schuldienst, an Berufskollegs mit 59, an Realschulen mit 58,4 und an Gesamtschulen mit 57,7 Jahren.
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...wenn einer hat Schule gehalten ungefähr zehen Jahr, so mag er mit gutem Gewissen davon lassen, denn die Arbeit ist zu groß und man hält sie geringe.
Martin Luther, (1483 - 1546), deutscher Theologe und Reformator
Sonntag, 6. August 2006
Rechtschreibreform - Runderlass & neuer Ärger
Am Freitag fand ich in meinem Schulpostfach den Runderlass des NRW-Ministeriums für Schule und Weiterbildung zur "Neuregelung der deutschen Rechtschreibung" vor. Dieser bestimmt, dass die Amtliche Regelung ab 1. August für Schulen verbindlich gilt: Und dies: "Bis zum 31. Juli 2007 werden Schreibweisen, die durch die Amtliche Regelung (Stand 2006) überholt sind, nicht als Fehler markiert und bewertet, sondern als veraltet gekennzeichnet."
Die Rechtschreibreform sollte ja vereinfacht werden und allgemeinverständlich sein. Oder doch vielleicht eher allgemein verständlich? Die Frage, ob man das zusammen oder getrennt schreibt, ist nun - nach langem Geschiebe und Gezerre - endlich geklärt: beides ist möglich. Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat sich ganz bewusst für die Möglichkeit verschiedener Schreibweisen entschieden. Irritationen rief die vor kurzem erschienene Neuauflage des Dudens hervor. Denn immer, wenn es verschiedene Schreibweisen gibt, hat die Dudenredaktion eine davon gelb markiert. Das ist dann die so genannte empfohlene Schreibweise. Das gab es noch nie! Trotz der Markierung sollen die Nutzer "eigenverantwortlich entscheiden", so die Empfehlung des Rates!
Doch dem Nutzer bleibt trotz der durchdringenden gelben Markierung die Logik hinter den Empfehlungen verborgen. So empfiehlt der Duden Bindestriche beim "Ein-Euro-Job", aber nicht beim Eineurostück. Er legt auch einen Großbuchstaben bei "Rote Karte" nahe, bevorzugt aber bei "blauer Brief" die Kleinschreibweise. Getrennt schreiben solle man "übel riechen", "wohlriechend" hingegen schreibe man besser zusammen. Da stinkt's doch zum Himmel, oder? "Man muss abwarten, welche Schreibweise sich durchsetzen wird und dann kann man die Regeln anpassen", so eine Sprecherin.
Ganz bewusst ohne Regeln zu schreiben und Fehler zu setzen, davon leben viele kluge Leute in Deutschland recht gut. Richtig schreiben? Pustekuchen! Längst nutzen Werbetexter das Wortspiel. Anfangs setzten Links-Alternative ihre "Statt-Autos" oder "Statt-Führung" von kommerziellem Einheitskram ab. Dann nutzten auch Werbeagenturen den Regelverstoß. Slogans wie die "Die neue Ess-Klasse" und "Mäc love, not war" warben für Hamburger. Als "unkaputtbar" feierte ein Brause-Multi die neue Kunststoffflasche in Anlehnung an die "Unabsteigbaren" vom VFL Bochum. Seit geraumer Zeit bewirbt ein Brauererei, die auch den FC Schalke 04 sponsort, ihre Getränke als "AuVregend exotisch" oder für den "Veirabend". "Das V am falschen Ort - das irritert, das bleibt richtig gut hängen", so die Pressesprecherin.
Sicherlich auch bei unseren Kindern!!
Meine Empfehlung für die "Ess-Klasse" zum heutigen Nachmittagskaffee - ein Windbeutel mit Kirschen und frischer Minze ...smile. Euch allen einen schönen Sonntag!
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Die Schule sei keine Tretmühle, sondern ein heiterer Tummelplatz des Geistes.
Johannes Amos Comenius (1592-1670), Theologe
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