Am Freitag fand ich in meinem Schulpostfach den Runderlass des NRW-Ministeriums für Schule und Weiterbildung zur "Neuregelung der deutschen Rechtschreibung" vor. Dieser bestimmt, dass die Amtliche Regelung ab 1. August für Schulen verbindlich gilt: Und dies: "Bis zum 31. Juli 2007 werden Schreibweisen, die durch die Amtliche Regelung (Stand 2006) überholt sind, nicht als Fehler markiert und bewertet, sondern als veraltet gekennzeichnet."
Die Rechtschreibreform sollte ja vereinfacht werden und allgemeinverständlich sein. Oder doch vielleicht eher allgemein verständlich? Die Frage, ob man das zusammen oder getrennt schreibt, ist nun - nach langem Geschiebe und Gezerre - endlich geklärt: beides ist möglich. Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat sich ganz bewusst für die Möglichkeit verschiedener Schreibweisen entschieden. Irritationen rief die vor kurzem erschienene Neuauflage des Dudens hervor. Denn immer, wenn es verschiedene Schreibweisen gibt, hat die Dudenredaktion eine davon gelb markiert. Das ist dann die so genannte empfohlene Schreibweise. Das gab es noch nie! Trotz der Markierung sollen die Nutzer "eigenverantwortlich entscheiden", so die Empfehlung des Rates!
Doch dem Nutzer bleibt trotz der durchdringenden gelben Markierung die Logik hinter den Empfehlungen verborgen. So empfiehlt der Duden Bindestriche beim "Ein-Euro-Job", aber nicht beim Eineurostück. Er legt auch einen Großbuchstaben bei "Rote Karte" nahe, bevorzugt aber bei "blauer Brief" die Kleinschreibweise. Getrennt schreiben solle man "übel riechen", "wohlriechend" hingegen schreibe man besser zusammen. Da stinkt's doch zum Himmel, oder? "Man muss abwarten, welche Schreibweise sich durchsetzen wird und dann kann man die Regeln anpassen", so eine Sprecherin.
Ganz bewusst ohne Regeln zu schreiben und Fehler zu setzen, davon leben viele kluge Leute in Deutschland recht gut. Richtig schreiben? Pustekuchen! Längst nutzen Werbetexter das Wortspiel. Anfangs setzten Links-Alternative ihre "Statt-Autos" oder "Statt-Führung" von kommerziellem Einheitskram ab. Dann nutzten auch Werbeagenturen den Regelverstoß. Slogans wie die "Die neue Ess-Klasse" und "Mäc love, not war" warben für Hamburger. Als "unkaputtbar" feierte ein Brause-Multi die neue Kunststoffflasche in Anlehnung an die "Unabsteigbaren" vom VFL Bochum. Seit geraumer Zeit bewirbt ein Brauererei, die auch den FC Schalke 04 sponsort, ihre Getränke als "AuVregend exotisch" oder für den "Veirabend". "Das V am falschen Ort - das irritert, das bleibt richtig gut hängen", so die Pressesprecherin.
Sicherlich auch bei unseren Kindern!!
Meine Empfehlung für die "Ess-Klasse" zum heutigen Nachmittagskaffee - ein Windbeutel mit Kirschen und frischer Minze ...smile. Euch allen einen schönen Sonntag!
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Die Schule sei keine Tretmühle, sondern ein heiterer Tummelplatz des Geistes.
Johannes Amos Comenius (1592-1670), Theologe
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