Montag, 29. Januar 2007
Unterm weißen Baume sitzend ...
Unterm weißen Baume sitzend
Unterm weißen Baume sitzend,
Hörst du fern die Winde schrillen,
Siehst, wie oben stumme Wolken
Sich in Nebeldecken hüllen;
Siehst, wie unten ausgestorben
Wald und Flur, wie kahl geschoren;
Um dich Winter, in dir Winter,
Und dein Herz ist eingefroren.
Plötzlich fallen auf dich nieder
Weiße Flocken, und verdrossen
Meinst du schon, mit Schneegestöber
Hab der Baum dich übergossen.
Doch es ist kein Schneegestöber,
Merkst es bald mit freudgem Schrecken;
Duftge Frühlingsblüten sind es,
Die dich necken und bedecken.
Welch ein schauersüßer Zauber!
Winter wandelt sich in Maie,
Schnee verwandelt sich in Blüten,
Und dein Herz es liebt aufs neue.
Heinrich Heine (1797-1856)
Ein Wort, das von Herzen kommt, macht dich drei Winter warm.
(aus China)
Ich wünsche Euch von Herzen einen richtig schönen Wochenanfang. Macht's gut!
Freitag, 26. Januar 2007
Vom Büblein auf dem Eis
Geschneit hat es heute, nicht viel, ja und gefroren auch. Die Seevögel bewegen sich auf sehr dünnem Eis ...
Vom Büblein auf dem Eis
Gefroren hat es heuer
Noch gar kein festes Eis.
Das Büblein steht am Weiher
Und spricht zu sich ganz leis:
Ich will es einmal wagen,
Das Eis, es muß doch tragen. -
Wer weiß?
Das Büblein stapft und hacket
Mit seinem Stiefelein.
Das Eis auf einmal knacket,
Und krach! schon bricht's hinein.
Das Büblein platscht und krabbelt,
Als wie ein Krebs und zappelt
Mit Arm und Bein.
O helft, ich muß versinken
In lauter Eis und Schnee!
O helft, ich muß ertrinken
Im tiefen, tiefen See!
Wär nicht ein Mann gekommen,
Der sich ein Herz genommen,
O weh!
Der packt es bei dem Schopfe
Und zieht es dann heraus.
Vom Fuße bis zum Kopfe
Wie eine Wassermaus.
Das Büblein hat getropfet,
Der Vater hats geklopfet
Zu Haus.
Friedrich Güll (1812 - 1879); entstanden 1827
Ich wünsche Euch ein schnee- und eisfreies Wochenende, kein Eiskratzen und keine durchdrehende Räder. Passt einfach gut auf Euch auf!
Dienstag, 23. Januar 2007
Schneeglöckchen
Von dem einem zum anderen Tag scheint es doch Winter geworden zu sein. Jedenfalls sagen das die winterliche Temperaturen. Bei uns teilwiese -6 Grad in der Nacht, tagsüber -1 Grad und das soll uns zunächst auch erhalten bleiben.
Schneeglöckchen
`s war doch wie ein leises Singen
In dem Garten heute nacht,
Wie wenn laue Lüfte gingen:
"Süße Glöcklein, nun erwacht,
Denn die warme Zeit wir bringen,
Eh's noch jemand hat gedacht."
's war kein Singen, 's war ein Küssen,
Rührt die stillen Glöcklein sacht,
Daß sie alle tönen müssen
Von der künftgen bunten Pracht.
Ach, sie konntens nicht erwarten,
Aber weiß vom letzten Schnee
War noch immer Feld und Garten
Und sie sanken um vor Weh.
So schon manche Dichter streckten
Sangesmüde sich hinab,
Und der Frühling, den sie weckten,
Rauschte über ihrem Grab.
Eichendorff, Joseph Freiherr von (1788-1857)
Kein Breitengrad, der nicht dächte, er wäre Äquator geworden, wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre.
(Autor unbekannt)
Sonntag, 21. Januar 2007
Der wilde Wind
Der wilde Wind
Der Wind schleicht wie ein Räubersmann um unser kleines Haus.
Er klopft an Tür und Fenster an und kommt mit Saus und Braus.
Wir legen alle Riegel für und lassen ihn nicht ein.
Da faucht er wie ein wildes Tier zum Schlüsselloch hinein.
Sei nicht so zornig, lieber Wind, verschon mein kleines Haus!
Im Bettchen liegt ein Wickelkind und horcht zu dir hinaus.
Es summt der Wind um Haus und Herd,
es träumt mein kleiner Mann
von einem flockenweißen Pferd, drauf sitzt ein Reitersmann.
Volksgut
Samstag, 13. Januar 2007
Zum Nachdenken ...
Jederzeit ein Engel sein
Jeder wünscht sich jeden Morgen
irgend etwas - je nachdem
Jeder hat seit jeher Sorgen,
jeder jeweils ein Problem.
Jeder jagt nicht jede Beute.
Jeder tut nicht jede Pflicht.
Jemand freut sich hier und heute.
Jemand anders freut sich nicht.
Jemand lebt von seiner Feder.
Jemand anders lebt als Dieb.
Jedenfalls hat aber jeder,
jeweils irgend jemand lieb.
Jeder Garten ist nicht Eden.
Jedes Glas ist nicht voll Wein.
Jeder aber kann für jeden
jederzeit ein Engel sein.
Ja, je lieber und je länger
jeder jedem jederzeit
jedes Glück wünscht, umso enger
leben wir in Ewigkeit.
James Krüss
Euch allen eine gute Zeit ...
Sonntag, 7. Januar 2007
Das Muttergottesgläschen
Durch die frühlingshaften Temperaturen angeregt, erinnerte ich mich an ein schönes Märchen der Gebrüder Grimm...
Das Muttergottesgläschen
Es hatte einmal ein Fuhrmann seinen Karren, der mit Wein schwer beladen war, festgefahren, so daß er ihn trotz aller Mühe nicht wieder losbringen konnte.
Nun kam gerade die Mutter Gottes des Weges daher, und als sie die Not des armen Mannes sah, sprach sie zu ihm: "Ich bin müd und durstig, gib mir ein Glas Wein, und ich will dir deinen Wagen frei machen." - "Gerne", antwortete der Fuhrmann, "aber ich habe kein Glas, worin ich dir den Wein geben könnte."
Da brach die Mutter Gottes ein weißes Blümchen mit roten Streifen ab, das Feldwinde hieß und einem Glase sehr ähnlich sah, und reichte es dem Fuhrmann. Er füllte es mit Wein, und die Mutter Gottes trank ihn, und in dem Augenblick ward der Wagen frei und der Fuhrmann konnte weiterfahren. Das Blümchen heißt noch immer Muttergottesgläschen.
Euch allen noch einen erholsamen Sonntag.
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Alle glücklichen Familien ähneln einander. Alle unglücklichen Familien sind auf ihre eigene Art unglücklich.
Leo Tolstoi (1828-1910), russischer Dichter
Samstag, 6. Januar 2007
Die Erde träumt ...
Die Erde träumt ...
Die Erde träumt von grünen Feldern,
Von Blättersäusel, Blütenduft,
Von Blumengärten, dichten Wäldern,
Von Sonnenschein und milder Luft.
Sie wachet auf aus ihrem Traume
Und wird von grimmer Kält erschreckt:
Schnee hangt an jedem Strauch und Baume,
Schnee hat das weite Land bedeckt.
Mag auch der Lenz noch länger säumen,
Einst ist der Erde Traum erfüllt.
Ach! meiner Liebe langes Träumen,
Bleibt's nur in Winternacht gehüllt?
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Ja, die Erde träumt, wir auch, dass das Schmuddelwetter bald ein bisschen Zurückhaltung übt: Naßkalt ist ist es seit Tagen bei uns, obowohl die Metereorologen bis Dienstag sogar Temperatursteigerungen von bis zu 14° C angesagt haben. Trauern wir also nicht um unseren Weihnachtsbaum. Draußen gibt es doch immer noch genug Grün, und auf Mallorca sind es auch nur zwischen 4 und 16 Grad und trocken.
In diesem Sinne ein schönes Wochenende.
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Alle Dinge kommen zu dem, der zu warten versteht.
Henry Wadsford Longfellow
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