Samstag, 27. Januar 2007
Boah, ich bin am Sterben, ey
Wenn man ein Restaurant besucht, kommt man manchmal nicht umhin, dass man die Gespräche am Nachbartisch auch mitkriegt, besonders wenn sie laut geführt werden.
Da saßen zwei Männer, einer von ihnen telefonierte lautstark und hörbar mit einem Taxiunternehmen (...ich hasse Handies). Eine Beschwerde sei das, ließ er die Dame wissen. Der böse Taxifahrer sei einen Umweg gefahren. "Isch hab' immer gesagt, der soll links fahren - und iss nach rechts gefahren." Damit seine Gesprächspartnerin es auch ja nicht vergisst, hat er es gut und gerne sechsmal wiederholt und in den Hörer gebellt. Selbst unser Hund hatte sich erschrocken. Irgendwie blieb das Telefonat des verärgerten Herren aber ergebnislos.
Der Ärger war aber dennoch nicht verflogen. So was sei ihm doch schon mal passiert, erzählte er seinem Freund - und auch allen im Restaurant. Da habe er Magenkrämpfe gehabt und der Taxifahrer wäre die ganze Zeit nur 20 oder 30 gefahren. "Und ich hab immer gesagt, fahr schneller, boah, ey, isch bin am Sterben, ey."
Meiner Frau und mir ging's genauso - aber vor Lachen...
Unser Winter taut schon wieder auf und lässt uns am Wochenende im Schneeregen stehen. Kommt gut ins Wochenende!
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"Dem Vogel ein Nest, der Spinne ein Netz, dem Menschen Freundschaft."
William Blake (1757-1827), englischer Dichter und Maler
Freitag, 19. Januar 2007
Sturmnacht
Orkantief "Kyrill" verursachte gestern in NRW ein Chaos. Windböen von fast 200km/h ließen Masten, Bäume und Schirme knicken. Und der frühere Werbespruch der DB: "Alle reden vom Wetter, wir nicht!" zog auch nicht mehr: Am Abend verkündete Bahnchef Hartmut Mehdorn: "Wir liegen still." Selbst einige Schulen in GE schickten die Kinder frühzeitig nach Hause. Die Wochenmärkte waren leer, und die Straßenbahngesellschaft "Bogestra ließ ab 20 Uhr fast alle Busse und Bahnen in den Depots. Auch im Zoo in GE blieben die Tiere in ihren Behausungen. Polizei und Feuerwehr im Dauerstress. Erst heute wird das Ausmaß der Schäden so richtig erkennenbar. Jedenfalls hat "Kyrill" das Leben in Gelsenkirchen gestern schlagartig verändert und vierlerorts zum Ausnahmezustand gezwungen. Im Augenblick ist man dabei die abgerissenen Oberleitungen zu reparieren, Bäume zu fällen und alles wieder in geordnete Bahnen zurückzuführen. Das wird noch eine Weile dauern, und Bahn- und Busbenutzer müssen viel Geduld mitbringen.
Da passt doch das Gedicht von Th. Storm ..., und Euch zum Wochenende alles Gute und eine "sturmfreie Bude".
Sturmnacht
Im Hinterhaus, im Fliesensaal
Ãœber Urgroßmutters Tisch' und Bänke,
Ãœber die alten Schatullen und Schränke
Wandelt der zitternde Mondenstrahl.
Vom Wald kommt der Wind
Und fährt an die Scheiben;
Und geschwind, geschwind
Schwatzt er ein Wort,
Und dann wieder fort
Zum Wald über Föhren und Eiben.
Da wird auch das alte verzauberte Holz
Da drinnen lebendig;
Wie sonst im Walde will es stolz
Die Kronen schütteln unbändig,
Mit den Ästen greifen hinaus in die Nacht,
Mit dem Sturm sich schaukeln in brausender Jagd,
Mit den Blättern in Ãœbermut rauschen,
Beim Tanz im Flug
Durch Wolkenzug
Mit dem Mondlicht silberne Blicke tauschen.
Da müht sich der Lehnstuhl, die Arme zu recken,
Den Rokokofuß will das Kanapee strecken,
In der Kommode die Schubfächer drängen
Und wollen die rostigen Schlösser sprengen;
Der Eichschrank unter dem kleinen Troß
Steht da, ein finsterer Koloß.
Traumhaft regt er die Klauen an,
Ihm zuckt's in der verlornen Krone;
Doch bricht er nicht den schweren Bann. -
Und draußen pfeift ihm der Wind zum Hohne
Und fährt an die Läden und rüttelt mit Macht,
Bläst durch die Ritzen, grunzt und lacht,
Schmeißt die Fledermäuse, die kleinen Gespenster,
Klitschend gegen die rasselnden Fenster.
Die glupen dumm neugierig hinein -
Da drinn' steht voll der Mondenschein.
Aber droben im Haus
Im behaglichen Zimmer
Beim Sturmgebraus
Saßen und schwatzten die Alten noch immer,
Nicht hörend, wie drunten die Saaltür sprang,
Wie ein Klang war erwacht
Aus der einsamen Nacht,
Der schollernd drang
Ãœber Trepp' und Gang,
Daß drin in der Kammer die Kinder mit Schrecken
Auffuhren und schlüpften unter die Decken.
Theodor Storm
Sonntag, 14. Januar 2007
Schau mir in die Augen, Kleines
Das ist einer der berühmtesten Sätze der Filmgeschichte. Humphrey Bogart spricht ihn zu seiner Filmpartnerin Ingrid Bergman in "Casablanca". Der kantige Charme beider führte immer wieder zu der Frage: Ist er ein smarter Macho – oder doch ein hoffnungsloser Romantiker? Bei Blaine wird die Frage in "Casablanca" gelöst: Er entscheidet sich für die Liebe.
Bogey hieß eigentlich DeForest Bogart, wurde am 25.12.1899 in New York geboren und starb am 14.01.1957 in Los Angeles. Heute vor 50 Jahren starb wohl der "männlichste" aller männlichen Filmstars. Mit seinen Darstellungen harter, erfahrener, oftmals zynischer und konsequent einem inneren Moralkodex folgender Charaktere wurde er zu einer der schauspielerischen Ikonen des Zwanzigsten Jahrhunderts. 1999 wählte ihn das American Film Institute zum "größten männlichen amerikanischen Filmstar aller Zeiten". Der Kultfilm "Casablanca" war sicherich sein großer Durchbruch. Gegen Ende seines Lebens fand Bogart zu großen Charakterrollen in aufwändigen Produktionen. 1952 bekam er für seine Rolle in John Hustons klassischem Abenteuerfilm "African Queen" den Oscar. 1955 folgte seine letzte Nominierung für die Darstellung des psychotischen Kapitäns in "Die Caine war ihr Schicksal".
Was können wir als Männer von ihm lernen?
Nun er hatte jede Menge Charisma, Rollen als Softie wie in "Sabrina" waren eigentlich grauenhaft. Cool? Nein cool war Bogey eigentlich auch nicht. Er hatte immer einen weichen Kern, siehe Casablanca. Und genau da scheint unser Problem zu liegen. Frauen fordern zwar sensible Männer, lieben aber die harten Typen. Bogey würde man heute als Macho-Relikt belächeln, ein Typ ähnlich wie John Wayne oder auch Clint Eastwood. Qualmend und dauerdurstig erinnert er an das bürgerliche Leben des Ruhrpotts in den härtesten Tagen. Von sich behauptete er auch: "Was ich habe, ist Charakter in meinem Gesicht. Hat mich 'ne Menge langer Nächte und Drinks gekostet, das hinzukriegen." Gern ließ er sich über Frauen aus: "Ein kluger Mann widerspricht nie einer Frau. Er wartet, bis sie es selbst tut." Und: "Frauen, die lange ein Auge zudrücken, tun es am Ende nur noch, um zu zielen".
Heute sind unsere Stars irgendwie kuscheliger, ob Brat Pitt oder Leonardo Di Caprio. Die sind allesamt weichgespült und würden heute nicht mehr in das Bild eines Humphrey Bogart passen -Â hart, meistens gerecht und mit der Faust nicht geizend.
Man(n) hat sich spürbar verändert. Auch wenn wenn wir nur Whiskey trinken und schwarze Zigarren rauchen würden, es wäre nur ein stummer Schrei nach Liebe.
Aber einen anderen Punkt möchte ich nicht unerwähnt lassen. Es ist der historische Zusammenhang. Casablanca entstand im Sommer 1942, noch auf dem Höhepunkt des Dritten Reiches mit seiner Macht und seiner territorialen Ausdehnung. Ohne die Kriegswirren wäre eine solche (Liebes-)Geschichte wohl kaum möglich gewesen.
Auch das Thema "Afrika" scheint immer wieder Stoff für die Filmindustrie zu bieten. Zur Zeit zeigt das ZDF "Afrika, mon amour" ein Melodrama aus dem ersten Weltkrieg. Eine bewegende Lebens- und Liebesgeschichte einer jungen Frau (Iris Berben), die sich zu Zeiten des ersten Weltkrieges gegen alle gesellschaftlichen Konventionen stellt und sich völlig mittellos nach Afrika durchschlägt, wo sie ihre große Liebe findet. Afrika - ein Stoff aus dem die Träume sind.?
Doch kehren wir zurück zu Bogey, der Legende und dem Macho. Es gibt Set-Fotos da steht der große Bogart auf Holzklötzchen unter den Schuhen, weil ihm die Partnerin über den Kopf gewachsen ist und hätte da besser sagen können: "Ich kann dir in die Augen schauen."
Trotzdem Danke, Humphrey und Euch noch einen schönen, entspannten Sonntag.
Freitag, 5. Januar 2007
Regentropfen
Irgendwie war der gestrige Tag so richtig uselig. Strömender Regen, den ganzen Tag, nasse Kälte, Wind und Matsch, kurzum eigentlich ein Tag 'um hinter dem Ofen zu sitzen' oder sich mit einer Ayurveda-Massage verwöhnen zu lassen, die Sauna aufzusuchen oder ein Wellnessbad zu genießen. Bei dem Wetter, da jagt man ja nicht mal einen Hund vor die Tür, außer man hat einen Terrier wie Xmas, der es auch noch Spaß macht, über klatschnasse Wiesen zu toben, die dreckigen Pfötchen an Herrchens Hosen abzureiben, um dann schnell wieder loszudüsen. Da sieht man wieder... Mensch und Hund sehen manches mit anderen Augen und letzterer fühlt sich selbst bei so einem miesen Wetter sprichwörtlich 'pudelwohl'. Bei den Golfern gibt es auch so ein Sprichwort: 'Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung'. Egal!
Und mir ging komischerweise den ganzen Tag die alte Melodie, die einst das Orchster Ludwig Rüth (Berlin 1935) spielte und später auch von Margot Eskens interpretiert wurde, nicht aus dem Kopf....
Regentropfen, die an Dein Fenster klopfen,
das merke Dir: die sind ein Gruss von mir.
Sonnenstrahlen, die an dein Fenster fallen,
das merke Dir: die sind ein Kuss von mir.
Abends aber dann im hellen Mondschein
komm' ich selbst zu dir und will belohnt sein.
Regentropfen, die an dein Fenster klopfen,
das merke Dir: die sind ein Gruss von mir!
Blumen rot und blau, Vöglein auf der Au'
sagen gemeinsam: Wirklich einsam bist du nie!
Jeder Vogel singt, jede Glocke klingt
nur die eine wunderfeine Melodie:
Regentropfen...
Manche sind nur bei schönem Wetter Atheisten.
(aus England)
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