Sonntag, 20. Januar 2008
Ich habe gelernt ...
Eigentlich schaue ich persönlich mit Zuversicht wieder in die neue Woche, aber aus der vergangenen habe ich viel gelernt ...
... das Ruhrgebiet lebt weiterhin in einem großen Strukturwandel, der auch Arbeitslosigkeit beschert, Betroffene verzweifeln lässt, Hoffnungen und Zukunftsperspektiven raubt und nur selbst ernannte "Arbeiterführer" an eine glorreiche Rettung glauben,
... Wettbewerbsfähigkeit, Kostenersprarnis, Kosteneffizienz, Wachstum, Profitmaximierung Argumente der "Global Player" sind, die auf menschliche Schicksale, Naivität und Vertrauen keine Rücksicht nehmen, Abzocke oder Sauerei dafür ein falsches/schlechtes Wort ist, nur weil solide (Er-)Kenntnisse eines BWL-oder Jurastudiums zur Anwendung kommen,
... ich habe neue Begriffe wie Subventionsheuschrecke, Manchesterkapitalismus, Karawanenkapitalismus kennengelernt,
... ich habe gelernt, dass die Schließung von Nokia in Bochum viele zornig und wütend macht, weil es gerade diese Region getroffen hat, im rumänischen Cluj man jedoch hocherfreut ist über die finnische Unternehmensstrategie, die hierzulande mit Subventionsabzocke beschrieben wird,
... dass Begriffe wie Anstand, Ethik, Kaufmannsehre keinen Platz mehr haben in einer "Geiz ist geil"-Mentalität,
... dass Nokia sich in guter Gesellschaft mit Karawanen wie BenQ/Siemens, Continental, AEG, VW etc. befindet. Die Textilindustrie inklusive aller Markenlables hat es schon lange vorgemacht,
... dass "made in Germany" nur noch in den Geschichtsbüchern als Markenzeichen Erwähnung findet wird,
... dass eine Bielefelder Baufirma aus NRWÂ das neue Nokia-Werk in Rumänien errichtet (hat),
... dass man aus Hass der Telekommunkationsfirma einen großen Imageverlust an die Backe reden will. (nur am Rande: Apple produziert an allen möglichen Standorten, nur nicht in Amerika, haben die ein Image-Problem?)
... dass vor unseren Haustüren auch gute japanische Autos stehen und in unseren Wohnzimmern Fernseher, Computer und andere Technologien aus Fernost,
... dass wir alle es normal empfinden, wenn wir Preise vergleichen und beim Einkauf günstige Angebote wählen und dabei auch kein schlechtes Gewissen haben, kein heimisches Produkt zu erwerben, um damit mögliche Arbeitsplätze zu sichern,
... das Leute, die zum Boykott aufrufen, indem sie ihr Nokia-Handy zurückgeben, irgendwie bescheuert sind, "weil sie sich über ihr Büro" ein anderes anschaffen lassen,
... das Deutschland kein guter Standort für die Monatage von Telekommunikationsgeräten durch leicht anzulernende Hilfskräften ist,
... bald auch das Silicon Valley (AMD)Â in Sachsen betroffen sein wird
und dass ich heute aus den Nachrichten weiß, dass morgen wieder 2000 Mitarbeiter entlassen werden, weil die WestLB durch Fehlspekulationen und die US-Immobilienkrise am Ende ist. Das ist aber wiederum alles ganz anders und eine andere Geschichte...
Nennt man das Spiel "Gute Zeiten, schlechte Zeiten"?
... denn da gab es ca. 600 km von Bochum entfernt in Dresden über 2000 Gäste und über 10.000 Dresdener, die den SemperOpernball mit einer rauschenden Ballnacht feierten und wo der "Sächsische Dankorden" mit dem Motiv des "Heiligen Georg zu Pferde" (das Original befindet sich im Grünen Gewölbe) verliehen wurde. Dieser verkörpert in langer Tradition den Kampf des Guten gegen das Böse in der Welt. Auf der Vorderseite des aus purem Gold handgearbeiteten Ordens ist das Motto "Adverso Flumine" (Gegen den Strom) eingraviert. Ob der etwas von der Logik der Marktgesetze geahnt hat?Â
Festzuhalten bleibt auch, dass die Stimmung im Revier und auch in GE , wo ebenfalls viele ehemlaige Nokia-Mitarbeiter wohnen, nachhaltig arg getrübt ist, das Wetter trägt mit dazu bei. Es bleibt abzuwarten, wer den Titel der regenreichsten Stadt für sich entscheidet.
An die Bäume im Winter
An die Bäume im Winter
Gute Bäume, die ihr die starr entblätterten Arme
Reckt zum Himmel und fleht wieder den Frühling herab!
Ach, ihr müßt noch harren, ihr armen Söhne der Erde,
Manche stürmische Nacht, manchen erstarrenden Tag!
Aber dann kommt wieder die Sonne mit dem grünenden Frühling
Euch; nur kehret auch mir Frühling und Sonne zurück?
Harr geduldig, Herz, und bringt in die Wurzel den Saft dir!
Unvermutet vielleicht treibt ihn das Schicksal empor.
 Johann Gottfried von Herder, (1744–1803)
Ein Wintertag auf dem buerschen Friedhof
Ein neuer Tag
Mit dem Lied "The Only Ones" interpretiert von Reamonn und Lucie Silvas, das auf der Hitliste meiner Frau momentan ganz oben steht, wünsche ich Euch einen frühlingshaften Start in den Sonntagmorgen ...
It’s a brand new day
We’ll take it as it comes
....
And if the lights go out
We’ll be the burning sun
....
And there’s just you and me
We are the only ones.
Kommt gut in den Tag ... der Kaffee ist fertig ...
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