Wer regelmäßig die Zeitung in den letzten Wochen verfolgt hat , wird festgestellt haben, dass kaum ein Tag vergeht, an dem nicht über Bildung diskutiert und lamentiert wird. Einmal sind es die Schulen, dann die Lehrer, dann die Eltern, dann die Kindergärten und nun die Hochschulen.
Im Sommer beklagt man sich , dass viel zu viele Haupt-und Realschüler vor viel zu wenigen freien Lehrstellen stehn. Die Politik fordert sofort "Ausbildungspakte", und macht die Wirtschaft verantwortlich. Nun hat man zu wenig Studienplätze, und die Politik "reagiert sofort". Den Numerus clausus so anheben, dass die hohe Hürde oder die notwendige Auslese zum Studium nur noch von ein paar Handverlesenen geschafft wird. Der Rest steht draußen vor der Tür. Prima gelöst! Kompliment! Mehr Angebote zu machen und mehr Lehrkräfte zu beschäftigen, kostet ja Geld. Nur ein Beispiel: in Bochum bewerben sich 18.000 Studenten auf 3.500 Studienplätze. Folglich nimmt man die kurzfristig einfache Lösung und jammert dann, wenn nicht nur das Politbarometer fällt.
Vor dem Hintergrund des Fachkräfte- und Akademikermangels insgesamt eine ungeheure Sache. Da braucht man keine OECD-Studien oder internationale Rankings, um zu wissen, dass etwas faul ist, nicht im Staate Dänemark, sondern hier bei uns.
Bedenkt man zusätzlich, dass Lehrbeauftragte und Privatdozenten an den Universitäten zu Dumping-Preisen arbeiten (müssen) z.B. bekommt ein Lehrbeauftragter für 2 Semesterwochenstunden für sämtliche Vorbereitungen, Sprechstunden, Klausuren, Fahrten, etc. insgesamt 700 Euro; einer Münchener Eliteuniversität ist seine ganze Arbeit im Semster nur 300 Euro wert. Ein Privatdozent, der immerhin habilitiert und promoviert hat, für zwei Semsterwochenstunden, die er ableisten muss, um sich überhaupt auf eine mögliche freie Professorenstelle bewerben zu können, keinen Cent, dann versteht man die Welt nicht mehr. Hinzu kommt noch, dass der Bundesrechnungshof auch noch Empfehlungen für diese "Sklavenarbeit" ausspricht. Ein Lohnniveau unter Hartz IV, das macht nur noch sprachlos. Wenn dann noch erklärt wird, dass nur gut bezahlte Kräfte geradezu nur im Nebenjob Lehraufträge annehmen, um vielleicht ihren Lebenslauf aufzupolieren, da hat man berechtigte Zweifel an einem gesunden Menschenverstand und der Amtsschimmel wiehert!
Politiker nehmen Appelle entgegen, machen Versprechungen, man kümmert sich halt. Das war's dann. Deshalb schämt man sich, noch einmal aufzuschreiben: Bitte, liebe Politiker, investiert in Bildung. Es ist wirklich kurz vor zwölf!
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