Leider war auch gestern so ein Tag, der mir anzeigte, dass mein seelisches Gleichgewicht doch Schaden genommen hat, obwohl ich während meiner Krankheitsgeschichte gerade das durch meine Unternehmungen vermeiden wollte. Es schien für mich zumindest, dass ich bisher recht erfolgreich war.
Es ist zwar auch unangenehm, wenn man sich beobachtet fühlt, aber ich hoffe, mit innerer Kraft und Mut, damit fertig zu werden. Man kennt ja zumindest die "Andersdenkenden".
Für heute habe ich eines der schönsten Gedichte von Rainer Maria Rilke ausgesucht – der Panther. Bei diesem Gedicht von Rainer Maria Rilke handelt es sich um ein Dinggedicht, da hier eine Person (das Wesen des Panthers), die im Mittelpunkt steht, enthüllt wird. Gerühmt wird es auch wegen seines Rhythmus und Klangbildes, welche Inhalt und Rezeption verstärken. Gleichsam ist es beispielhaft für die Epoche des Symbolismus - eine vom Ende des l9. Jh. von Frankreich ausgehende literarische Bewegung. Symbolisten versuchten, den Zusammenhang zwischen Idee, Mensch und Ding in der dichterischen Aussage zu formen.
Das Gedicht beschreibt einerseits Unmenschlichkeit, andererseits jedoch auch die Bedeutung der Individualität und der Freiheit. Der Panther - äußerlich ein starkes und stolzes Tier - ist gefangen. Der triste, sich wiederholende Tagesablauf ist beschrieben. Das Gedicht ist eingeteilt in 3 Strophen zu je 4 Zeilen. Der Kreuzreim unterstreicht die Gefangenschaft und die ständige, ausweglose Wiederholung. Es wechseln sich betonte und unbetonte Silben ab. Das symbolisiert die gleichmäßigen Schritte des Tieres und macht die Wiederholung von Perspektiven sichtbar. Auch ist ein fünfhebiger Jambus zu finden, der die Hebung auf bewusst ausgewählte Wörter legt. Der Gebrauch des Wortes "Panther" ist an und für sich eine Metapher für ein äußerlich starkes und unantastbares Wesen. Die Metaphern, Zweideutigkeiten und sprachlichen Bilder geben dem Gedicht einen nachdenklichen Charakter.
Eine weitere Interpretation überlasse ich lieber meinen geneigten Lesern selbst.
Ich liebe dieses Gedicht, weil es die Ängste von Menschen so detailliert beschreibt und vielleicht auch meine augenblickliche Situation, so dass ich mich gut mit der Resignation, Apathie und sozialen Isolation identifizieren kann.
Rainer Maria Rilke hat das Gedicht im September 1903 nach einem Besuch im Jardin des Plantes, Paris, geschrieben, und es hat, so finde ich, seitdem nicht an Aktualität verloren.
Der Panther (Im Jardin des Plantes, Paris)
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.
Rainer Maria Rilke, September 1903
Mit Panther oder Panter (verdeutlichend auch "Schwarzer Panther") bezeichnet man gemeinhin einen Leoparden (Panthera pardus) oder einen Jaguar (Panthera onca), dessen Fell eine durchgehend schwarze Färbung aufweist, statt wie üblich schwarze Rosetten auf einem gold-gelben Grund. Es gibt jedoch auch von anderen Raubkatzen Melano-Formen, wenn auch oft meist seltener. Unter günstigen Lichtverhältnissen ist die eigentliche gefleckte Fellzeichnung aber immer noch zu erkennen. Es handelt sich daher bei den Panthern jeweils nicht um eine eigene Art, sondern um eine Form des Melanismus. (gelesen bei wikipedia)
Bild: Credit: U.S. Fish and Wildlife Service, Ron Singer
Ich wünsche Euch allen ein schönes, erholsames Wochenende mit Momenten, an die Ihr Euch gerne erinnert.
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