Mittwoch, 8. März 2006
Vorfrühling
Vorfrühling
Stürme brausten über Nacht,
und die kahlen Wipfel troffen.
Frühe war mein Herz erwacht,
schüchtern zwischen Furcht und Hoffen.
Horch, ein trautgeschwätz'ger Ton
dringt zu mir vom Wald hernieder.
Nisten in den Zweigen schon
die geliebten Amseln wieder?
Dort am Weg der weiße Streif -
Zweifelnd frag' ich mein Gemüte:
Ist's ein später Winterreif
oder erste Schlehenblüte?
Paul Heyse (1830-1914)
Wir beide schauen schon mal nach, ob das auch klappt mit dem Vorfrühling ... Marie, unser Enkelkind, und Xmas.
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"Alles regelt sich nach einem Gesetz des Gegensatzes, das zugleich ein Gesetz des Ausgleichs ist."
Theodor Fontane (1819-1893) deutscher Journalist und Erzähler
Dienstag, 7. März 2006
Neue Liebe
Auf meinen täglichen Blogtours war es auffällig zu lesen, dass sich viele nach wärmerem Wetter und dem Frühling sehnen. Ob in diesen Wünschen auch die Sehnsucht nach einer neuen Liebe zum Ausdruck gebracht wurden, die bekannten "Frühlingsgefühle", vermochte ich nicht auszumachen. Der Dichter Joseph Freiherr von Eichendorff hat sich dieser Sache angenommen ...
Neue Liebe
Herz, mein Herz, warum so fröhlich,
So voll Unruh und zerstreut,
Als käm über Berge selig
Schon die schöne Frühlingszeit?
Weil ein liebes Mädchen wieder
Herzlich an dein Herz sich drückt,
Schaust du fröhlich auf und nieder,
Erd und Himmel dich erquickt.
Und ich hab die Fenster offen,
Neu zieh in die Welt hinein
Altes Bangen, altes Hoffen!
Frühling, Frühling soll es sein!
Still kann ich hier nicht mehr bleiben,
Durch die Brust ein Singen irrt,
Doch zu licht ist's mir zum Schreiben,
Und ich bin so froh verwirrt.
Also schlendr' ich durch die Gassen,
Menschen gehen her und hin,
Weiß nicht, was ich tu und lasse,
Nur, daß ich so glücklich bin.
Joseph Freiherr von Eichendorff

Dieses Bild habe ich am 29. März 2002 in Buer am Busbahnhof aufgenommen. Ob bis dahin noch der Frühling so aufspielt, wag ich momentan zu bezweifeln, aber mal soll ja die Hoffnung nie aufgeben. Wer sich ein bisschen auf den Frühling einstimmen möchte, dem empfehle ich die [Frühlingsseite] von mari.
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Alle Hoffnungen sind naiv, aber wir leben von ihnen.
Primo Levi
Donnerstag, 2. März 2006
Christrosen im März
Lange fristete sie ein kümmerliches Dasein auf dem Grab meines Vaters. Die Friedhofsgärtner gingen nicht immer behutsam mit ihr um und beschädigten bei der Grabbepflanzung ein ums andere Mal die Wurzeln dieses Winterblühers. In den letzten Tage entfaltete sie dann doch mal ihre schönen Blüten - die Christrose. Im Altertum galt sie als Mittel zur Erhaltung der ewigen Jugend. Zu Pulver verarbeitet, auf den Boden gestreut, sollte sie gar unsichtbar machen. Sie ist auch unter dem Namen Helleborus niger, Christblume, Schneerose oder Schwarze Nieswurz bekannt, sie gehört zu den Hahnenfußgewächsen und hat folglich nichts mit Rosen zu tun. Die Heimat der Christrose sind in Kälte und Schnee die Ost- und Südostalpen und die Karpaten. Einige Arten und Sorten gehören auch zu den ersten Duftlieferanten des winterlichen Gartens.
Die Christrose beflügelte auch Eduard Mörike (1804-1875) zu dem Gedicht...
Auf eine Christblume
Die Schönste bist du,
Kind des Mondes,
nicht der Sonne.
Dir wäre tödlich
andrer Blumen Wonne.
Dich nährt,
den keuschen Leib
voll Reif und Duft,
himmlischer Kälte
balsamsüße Luft.

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Die Natur schenkt nichts, sie leiht bloß und hätte nur säumige Schuldner, wäre sie keine so unerbittliche Mahnerin.
Emanuel Werthmeier
Samstag, 25. Februar 2006
Venezianischer Morgen
Venezianischer Morgen
Fürstlich verwöhnte Fenster sehen immer,
was manchesmal uns zu bemühn geruht:
die Stadt, die immer wieder, wo ein Schimmer
von Himmel trifft auf ein Gefühl von Flut,
sich bildet ohne irgendwann zu sein.
Ein jeder Morgen muß ihr die Opale
erst zeigen, die sie gestern trug, und Reihn
von Spiegelbildern ziehn aus dem Kanale
und sie erinnern an die andern Male:
dann giebt sie sich erst zu und fällt sich ein
wie eine Nymphe, die den Zeus empfing.
Das Ohrgehäng erklingt an ihrem Ohre;
sie aber hebt San Giorgio Maggiore
und lächelt lässig in das schöne Ding.
Aus: Der neuen Gedichte anderer Teil
von Rainer Maria Rilke (1875-1926)

Nicht nur einen sonnigen Morgen wünsche ich Euch, nein, ein ganz tolles sunshine weekend, auch mit Sonne im Herzen.
Freitag, 24. Februar 2006
Auf die Hände
Die "Bützchen" im Karneval erinnnern mich an dieses Gedicht ...
Auf die Hände
küßt die Achtung,
Freundschaft auf die offne Stirn,
auf die Wangen Wohlgefallen
sel'ge Liebe auf den Mund;
aufs geschlossene Aug die Sehnsucht,
in die hohle Hand Verlangen,
Arm und Nacken die Begierde;
überall sonsthin Raserei!
Franz Grillpazer
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In der Kunst wie im Leben ist alles möglich, wenn es auf Liebe gegründet ist.
Marc Chagall
Montag, 20. Februar 2006
Im Schnee
Wie naht das finster türmende
Gewölk so schwarz und schwer!
Wie jagt der Wind, der stürmende,
Das Schneegestöber her!
Verschwunden ist die blühende
Und grüne Weltgestalt;
Es eilt der Fuß, der fliehende,
Im Schneefeld naß und kalt.
Wohl dem, der nun zufrieden ist
Und innerlich sich kennt!
Dem warm ein Herz beschieden ist,
Das heimlich loht und brennt!
Wo, traulich sich dran schmiegend, es
Die wache Seele schürt,
Ein perlend, nie versiegendes
Gedankenbrauwerk rührt!
Gottfried Keller

Freitag, 17. Februar 2006
Zum 150. Todestag von Heinrich Heine
Er wurde bewundert und verehrt, verboten und missverstanden: Heinrich Heine ist einer der größten deutschen Dichter - vor 150 Jahren ist er im Pariser Exil gestorben. Noch heute pilgern ganze Gesangsvereine zu Heines Grab nach Paris, um dem Verfasser der "Loreley" zu huldigen.
Er war ein politischer Vordenker, der durch seine liberalen, pazifistischen und anti-nationalistischen Schriften einer ohnehin brodelnden Gesellschaft zusätzlichen Zündstoff bot. Viele seiner Bücher waren zu seiner Zeit in Deutschland verboten. Auf der anderen Seite schmückten sich die Deutschen aber auch gerne mit dem Liebeslyriker und Poeten, der die Ironie liebte und so schöne Pointen fand:
Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.Mein Fräulein! sein Sie munter
Das ist ein altes Stück
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück.
1831 Reise nach Paris zum endgültigen Aufenthalt. 1835 Verbot seiner Schriften in Deutschland. Hier entstanden auch jene berühmten Zeilen...
"Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht, ich kann nicht mehr die Augen schließen, und meine heißen Tränen fließen."
Heine starb am 17.2.1856 in Paris.
Links im WWW:
Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf
Zentrum der internationalen Heine-Forschung
Das Heinrich-Heine-Portal
Umfassende Informationen der Universität Trier
Poesie, Prosa und Politik
Heines Texte zum Nachschlagen beim Gutenberg-Projekt
Euch allen ein nicht verregnetes Wochenende, den Erkrankten gute Besserung und passt auf Euch auf!
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- Die Freiheit der Meinung setzt voraus, daß man überhaupt eine hat.
- Es ist mehr Verwandtschaft zwischen Opium und Religion als sich die meisten Menschen träumen lassen.
- Die Ehe ist eine stürmische See, wofür es noch keinen Kompaß gibt.
Heinrich Heine, (1797 - 1856)






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