Donnerstag, 20. Dezember 2007
Der Stern
Der Stern
Hätt einer auch fast mehr Verstand
als wie die drei Weisen aus Morgenland
und ließe sich dünken, er wär wohl nie
dem Sternlein nachgereist wie sie;
dennoch, wenn nun das Weihnachtsfest
seine Lichtlein wonniglich scheinen läßt,
fällt auch auf sein verständig Gesicht,
er mag es merken oder nicht,
ein freundlicher Strahl
Des Wundersternes von dazumal.
Wilhelm Busch

Die mit Lichtersternen geschmückte Hochstrasse in Buer.
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Das Christkind fragt, warum auf vielen Wunschzetteln "Garage" steht. Laternenparker wissen es.
Montag, 17. Dezember 2007
Elli Michlers "Vier Kerzen"
Gerade jetzt in der Weihnachtszeit sind viele im www unterwegs, um ein passendes Gedicht für einen adventlichen Anlass zu suchen. Sie stoßen dabei oft auf das Gedicht "Vier Kerzen" von Elli Michler, das manche mangels guter Recherche, gerne dem Dichter Rainer Maria Rilke zuschreiben.
Rainer Maria Rilke hat aber nie ein Gedicht wie "Vier Kerzen" geschrieben oder veröffentlicht.
Das Gedicht "Vier Kerzen" von Elli Michler entstammt ihrem Buch: Ich wünsche dir Zeit , © Don Bosco Verlag, München, 3.Aufl. 2006.
Es gehört zu einem Zyklus von Wunschgedichten ähnlich wie ein anderes recht bekanntes: "Ich wünsche dir Zeit."
Elli Michler schreibt selbst zu ihrem dichterischen Anliegen: "Ich wollte meine Gedichte gegen die um sich greifende Sinnkrise in den Dienst der Lebenshilfe stellen, um die in unserem Alltag verloren gegangenen Werte ins Bewusstsein zu bringen."
Sie erhebt auch nicht den Anspruch auf literarische Kunst und Maßstäbe, die man an Rilke-Literatur anlegt. Rilke hat sich in den frühen Phasen systematisch einer Betrachtung der menschlichen Innenwelt zugewandt. Das Stunden-Buch (3 Teile, entstanden 1899-1903, Erstdruck 1905), benannt nach traditionellen Gebetbüchern des Mittelalters, bildet den ersten Höhepunkt des Frühwerkes und ist Ausdruck eines pantheistischen Gottesbildes. Mit seinen kunstvoll verschlungenen Reimbändern und seinem fließenden Rhythmus ist der Gedichtzyklus eines der Hauptwerke des literarischen Jugendstils.
Die radikale Anerkennung der Wirklichkeit ohne Jenseitsvertröstungen oder soziale Entwicklungsromantik prägt auch Rilkes Weltverständnis. Dafür stehen intensive Beobachtungen der Natur sowie des menschlichen Verhaltens und Gefühlslebens.
Rilke wendet sich in den Werken seiner mittleren Phase/Neue Gedichte radikal der Welt menschlicher Grunderfahrungen zu, nun aber nicht mehr in reiner Beobachtung des Innen, sondern in einer das Subjekt zurückdrängenden symbolischen Spiegelung dieses Innen in erlebten Dingen. So entstehen seine "Dinggedichte", beispielsweise Blaue Hortensie und Der Panther, die den literarischen Symbolismus weiterentwickeln. Dieses Welterfassen bezieht ausdrücklich auch die negativen und fremden Aspekte des Lebens ein: Hässliches, Krankheit, Trieb und Tod. (vgl. wikipedia)
All dies wird man in Elli Michlers Gedichten vergeblich suchen und finden. Sie wollte lediglich das Einzigartige, das Besondere im Alltäglichen erkennen und Worte dafür finden.
Montag, 10. Dezember 2007
Noch ist Herbst nicht ganz entflohn
Noch ist Herbst
Noch ist Herbst nicht ganz entflohn.
aber als Knecht Ruprecht schon
kommt der Winter hergeschritten,
und alsbald aus Schnees Mitten
klingt des Schlittenglöckleins Ton
Und was jüngst noch, fern und nah,
bunt auf uns herniedersah,
weiß sind Türme, Dächer, Zweige,
und das Jahr geht auf die Neige
und das schönste Fest ist da.
Tag du der Geburt des Herrn,
heute bist du uns noch fern,
aber Tannen, Engel, Fahnen
lassen uns den Tag schon ahnen,
und wir sehen schon den Stern.
Theodor Fontane (1819-1898)

Wer jetzt mehr als zwei Weihnachtsmänner sieht, der sollte mal die Punsch- oder Glühweinmischung überprüfen ... hohoho
Kommt gut in die 3. Adventswoche. Übers Wetter sprechen wir heute nicht. Ja - es ist da!
Dienstag, 4. Dezember 2007
Ein Winterabend
Ein Winterabend
Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
Lang die Abendglocke läutet,
Vielen ist der Tisch bereitet
Und das Haus ist wohlbestellt ,
Mancher auf der Wanderschaft
Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
Aus der Erde kühlem Saft.
Wanderer tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
Auf dem Tische Brot und Wein.
Georg Trakl

Sonntag, 2. Dezember 2007
Lied im Advent
Lied im Advent
Immer ein Lichtlein mehr
im Kranz, den wir gewunden,
daß er leuchte uns so sehr
durch die dunklen Stunden.
Zwei und drei und dann vier!
Rund um den Kranz welch ein Schimmer,
und so leuchten auch wir,
und so leuchtet das Zimmer.
Und so leuchtet die Welt
langsam der Weihnacht entgegen.
Und der in Händen sie hält,
weiß um den Segen!
Matthias Claudius

Heute durften wir die erste Schublade des Weihnachtstrucks öffnen, ein etwas anderer Adventskalender. Jetzt wollt Ihr wissen was drin war, nicht wahr? Ein kleines Zettelchen: Zum Kaffee gibt's leckeren Christstollen - original aus Dresden!;-))
Euch einen gemütlichen Adventssonntag, Das Wetter kann manchmal wirklich grausam sein! Bei uns jagt man sprichwörtlich nicht einmal den Hund vor die Tür, obwohl Xmas war schon am frühen Morgen unterwegs, da ging's noch.
Freitag, 23. November 2007
Die Lieb'
Die Lieb'
ist wie's Wetter,
bald stürmich, bald still;
a Narr, der durchs Bitten
was ausrichten will.
volkstümlich
Ein gemütliches Wochenende wünsche ich Euch, auch wenn der Himmel sich in einem gepflegten Grau zeigen wird!
Dienstag, 20. November 2007
Es kann die Ehre dieser Welt
Es kann die Ehre dieser Welt
Es kann die Ehre dieser Welt
Dir keine Ehre geben,
Was dich in Wahrheit hebt und hält,
Muss in dir selber leben.
Wenn's deinem Innersten gebricht
An echten Stolzes Stütze,
Ob dann die Welt dir Beifall spricht,
Ist all dir wenig nütze.
Das flücht'ge Lob, des Tages Ruhm
Magst du dem Eitlen gönnen;
Das aber sei dein Heiligtum:
Vor dir bestehen können.
Theodor Fontane (1819-1898), deutscher Schriftsteller
Ich mag dieses Gedicht, weil es mich daran erinnert, stets einen gradlinigen Weg zu gehen, Entscheidungen zu treffen, die ich verantworten kann, mir bewusst zu sein, nicht gegen meine Überzeugung zu arbeiten, meinen Charakter nicht zu verbiegen, Dinge zu hinterfragen, nicht leichtfertig zu handeln, auch ein unliebsames "Nein" sagen zu können, ein klares Ziel vor Augen zu haben und vor mir selbst zu bestehen.
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Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein.
Simone de Beauvoir (1908-1986), franz. Schriftstellerin






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