Montag, 2. Oktober 2006
Mit Champagner & Dixie am Grab
Das war wohl die lustigste Beerdigung, die das Ruhrgebiet gesehen hat. Über 400 Gäste kamen zu der einmaligen "Party". Eingeladen hatte zu diesem Anlass - seiner Beisetzung - der Verstorbene selbst.
In einer halbseitigen Todesanzeige hatte Rolf L. W. im Milieu auch "Bubu" genannt geschrieben: "Ich Euer Bubu, bin nun tot. Nun meine letzte Bitte hier in Eurer Mitte: Trinkt, feiert und tanzt in meinem Sinne."
Und dem Aufruf sind seine Freunde zum Essener Parkfriedhof gefolgt standesgemäß motorisiert mit Ferrari, Jaguar und reichlich SLKs. Am offenen Grab spielte eine Dixie-Band auf; die Trauergemeinde nahm Abschied mit dem Dylan-Song "Knockin´ On Heaven´s Door", roten Rosen und Champagner. "Bubu" grüßte ein letztes Mal mit einem Blumengebinde, worauf zu lesen war: "Macht's gut, Jungs!"
Die Trauergäste stießen mit Champagner an und warfen ihre Gläser "als letzten Gruß" ins Grab. Stilvoll.
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Wer dir keine Freude macht, dem mache Freude.
Suaheli
Sonntag, 1. Oktober 2006
Erntedankfest
Heute haben die Kirchen das Erntedankfest gefeiert, um sich bei Gott für die Ernte zu bedanken. Bei der Feierlichkeit werden Feldfrüchte, geerntetes Getreide und anderes dekorativ aufgestellt. Eine aus Getreide oder Weinstöcken geflochtene "Erntekrone" wird oft in einer Prozession durch das Gemeindegebiet getragen. In ländlichen volkskirchlichen Gemeinden kommen zu den Gottesdiensten immernoch bis zur Hälfte der Gemeindeglieder zusammen. In der Niederlausitz z.B. schippern Frauen traditionell mit den Gaben des Feldes über die Spree. Ein wunderschönes Schauspiel. In anderen Gemeinden veranstalten die Bauern bunte Umzüge mit Traktoren oder Pferdewagen.
Mit dem Erntedankfest soll an die Arbeit in Landwirtschaft und Gärten erinnert werden und daran, dass es nicht allein in der Hand des Menschen liegt, über ausreichend Nahrung zu verfügen. Das Erntedankfest ist ein uralter Brauch schon seit vorchristlicher Zeit bei Griechen, Römern und Juden.
1773 wurde in Preußen erstmals ein regelmäßiger Erntedank-Tag eingeführt; für die katholische Kirche in Deutschland legten die deutschen Bischöfe 1972 den ersten Oktobersonntag als Erntedank-Termin fest.
Die alten heidnischen Vorfahren begingen das Fest mit großen Opfern; war die Ernte reich ausgefallen und gut eingebracht dankten sie Wodan dafür, dass er die Früchte des Feldes hatte gedeihen lassen und den Menschen eine reichliche Ernte gewährt hatte.
Daraus entwickelte sich das später "Kirchweihfest" (später Kirmes, Kirwe, Kirbe). In ländlichen Gegenden ist es auch heute noch Brauch, die Früchte des Feldes, Getreide, Obst und dergleichen auf den Altären aufzustellen, damit der Pfarrer sie segnet.
Matthias Claudius schrieb wohl das populärste Lied zum Erntedank:
"Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land,
doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand:
der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf
und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf.
Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!"
[gelesen bei wikipedia]
In den anglo-amerikanischen Ländern wird dieses Fest auch als Thanksgiving Day gefeiert.
Euch allen noch einen zauberhaften Sonntag und genießt die schöne Zeit.
Donnerstag, 21. September 2006
Kinderkochen am Weltkindertag
Ein ganz großes Event sollte es werden und mit einem Eintrag in das Guinness Buch der Rekorde enden - das Kinderkochen in der ZOOM-Erlebniswelt in GE. Ein schönes Event wurde es auch, das Wetter war wie aus dem Bilderbuch und die Akteure engagiert. Die "Buersche Stippmilch", eine kalte Yoghurtnachspeise, wurde nach Anweisung des Chefkochs des Köche-Clubs, Heinrich Wächter, hergestellt und anschließend selbst verzehrt oder später an die Zootiere verfüttert. Die Kinder und Jugendlichen wurden von den Profiköchen tatkräftig unterstützt, und ein buntes Rahmenprogramm, das von Uli Potofski von RTL und vom Schalker Olaf Thon (ehemaliger Fußball-Weltmeister) wunderbar moderiert wurde, rundete die ganze Sache ab. Soweit einfach Spitze, nur aus dem Weltrekord wurde leider nichts. Denn letztendlich hatten sich nur 298 Teilnehmer für dieses einmalige Event gemeldet, so dass keine neue Rekordmarke gesetzt werden konnte. Schade! Aber die Kinder hat es nicht weiter gestört, sie setzten den Tag mit einer Ralley durch den Zoo munter fort und konnten die Erlebniswelt genießen und die Tiere aus Alaska und Afrika bestaunen.
Am Rande habe ich dann ein paar Impressionen mit der Kamera festgehalten.
.... ein Überblick über das "Teilnehmerfeld" ...
...kaum wiederzuerkennen, der Koch Olaf Thon mit unserer Enkelin Marie und Oma Brigitte
...der Opa hatte zusammen mit Marie auch seinen Spaß...
... an den Feuerspuckern ...
... am Rande war noch Zeit für ein Pläuschchen über unser Kochbuch mit Heinrich Wächter, Olaf Thon, Uli Potofski und Lucki
... und die Drehorgel spielte nur für Marie noch einmal das Lied von Pippi Langstrumpf ...
Euch allen da draußen noch einen schönen Feierabend!
Montag, 11. September 2006
Gedenken an 9/11
Heute hätte ich über so vieles schreiben können: den Papstbesuch, die Konzerte von Hansi Hinterseer Open Air in Kitzbühel, Götz Alsmanns Präsentation der "Großen Nachtmusik", oder Schumis Rücktrittsankündigung in Monza. Alles Ereignisse zur besten Sendezeit auf den unterschiedlichen Fernsehkanälen.
Nur eins scheint am heutigen Tag nicht in das Korsett des Format-Fernsehens und des rabiaten Quoten-Denkens hineinzupassen. Die Dokumentationssendungen zu "9/11". Sendungen, die eine gewisse Konzentration und Aufmerksamkeit erfordern, werden erst zur Geisterstunde ausgestrahlt. Z.B. "World Trade Center" ARD, 8.9. 23.30 Uhr, "Der Tag, der unsere Welt veränderte" RTL 10.9. 23.50 Uhr, "Lange Nacht zum 11. September 2001" (3 Dokumentationen) 11.09. ZDF 0.40 bis 4.30 Uhr !?? Das macht die Angelegenheit noch trauriger und zeigt mit welcher Art von Gedankenlosigkeit man dem kollektiven Vergessen Vorschub leistet.
Der Anschlag auf das World Trade Center und das Pentagon am 11. September 2001 hat die Welt verändert.
Bilder von Menschen, die aus den brennenden Stockwerken des WTC in die Tiefe springen, gehen live über die Fernsehschirme in aller Welt. Um 09.59 Uhr stürzt der Südturm ein, um 10.28 Uhr der nördliche Zwillingsturm. Nach Angaben amerikanischer Behörden starben bei den Anschlägen insgesamt 2992 Menschen, darunter die 19 Entführer und die 246 übrigen Insassen der Flugzeuge.
Niemand wird diese apokalyptischen Bilder wohl jemals vergessen können.
9/11 erinnert uns daran, dass wir den Fanatismus nicht zulassen dürfen. Mehr denn je wünsche ich mir friedliches Denken und eine friedliche Zeit.
Dass in jedem Schrecklichen auch die Möglichkeit eines Neuanfangs oder etwas Gutem liegen kann, das gilt für diesen Tag nicht! Er hat die Welt verändert wie kein anderer. Nicht zu vergleichen mit dem Kriegsende in Deutschland oder sonst wo auf der Welt. Die Auswirkungen spüren wir alle auch noch fünf Jahre danach. Auch am 5. Jahrestag ist man nicht nur über den Anschlag an sich betroffen, sondern auch über die unabsehbaren Folgen. Man denke nur an weitere Stationen des Terrors: Afghanistan, Irak, London, Madrid, Guantanamo und in auch Deutschland grasiert die Terrorangst. Auf Ground Zero selbst bleiben nicht nur offene Wunden, sondern dort haben sich auch Angst, Misstrauen und Zorn entwickelt.
Das ZDF erinnert noch einmal an den 11. September - 5 Jahre danach. Gelungen finde ich die graphische Aufarbeitung in der ZDF Mediathek.
Friede ist nicht die Abwesenheit von Krieg, Friede ist eine Tugend, eine Geisteshaltung, eine Neigung zu Güte, Vertrauen und Gerechtigkeit.
Benedictus de Spinoza
Donnerstag, 7. September 2006
Über Verantwortung
Gestern hat unsere Nationalelf doch tatsächlich ein Schützenfest im EM-Qualifikationsspiel gegen San Marino gefeiert. 13:0 hieß es am Ende. Man sollte sich eigentlich freuen, dass wir wieder einmal so klasse gespielt haben, oder war es eine Demütigung eines "Fußballzwergen" der öffentlich und mit Begeisterung vorgeführt wurde. Der "Fair Play-Gedanke" jedenfalls bleibt bei solchen Spielen auf der Strecke. Verantwortlich dafür ist die UEFA. Man könnte für solch schwache Mannschaften einen anderen Qualifikationsmodus finden.
Das Medieninteresse ist und war groß im Falle des Entführungsfalles "Natascha Kampusch". Seit gestern wird es nun systematisch ausgeschlachtet, "behutsam und einfühlsam" versteht sich, mit "Extraseiten und psychiatrischem Beistand". "Das Interview" war anscheinend der Straßenfeger schlechthin. Ich habe es nicht gesehen, bin aber ob der Berichterstattung doch erschrocken. Legitimiert wird das Ganze mit dem Wunsch auf Information. Von welcher Seite? Ich hatte diesen Wunsch nie gehegt. Ehrlich gesagt interessiere ich mich auch nicht für Verbrechen in Form von Schlüssellochspäherei. Auch hier wurde eine junge Frau auf die offene Bühne gezerrt, "behutsam", versteht sich (s.o). und "mit Schutz und Rücksichtnahme auf ihre Empfindsamkeiten und das erlittene Leid". Kaum zu glauben. Macht es da einen wesentlichen Unterschied, ob da die WAZ zusammen mit NEWS interviewt oder die Bild oder das ORF und RTL die Verantwortung übernehmen? Es ist und bleibt ein seelischer Striptease, egal wie weit man in die Privatsphäre eindringt. Irritiert bin ich auch darüber, dass die Berater und Psychiater einen richtig guten Deal mit den interessierten Medien gemacht haben. Wohlgemerkt "einfühlsam und zum Wohle der jungen Frau (s.o.)". Ich würde das eher als Abzocke bezeichnen, um die öffentliche Neugier zu befriedigen. Ehrlich helfen sieht aus meiner Sicht ganz anders aus und kann auch unter Ausschluss der Öffentlichkeit geschehen zum Schutze der 18-jährigen, vielleicht mit neuer Identität und selbstloser finanzieller Unterstützung der Medien. Das wäre verantwortungsbewusst!
Oder will das sehr eloquent, auffallend selbstsicher und wortgewandt auftretende Opfer dieser Tat dies so und ist sich ihrer Verantwortung gar nicht bewusst, wenn sie davon erzählt, dass sie zwei Projekte plane: Hungernden in Afrika helfen und sich für Frauen in Mexiko einsetzen, die vom Arbeitsplatz verschleppt, entführt, brutalst gefoltert und vergewaltigt werden.
Der Entführer hat für sich selbst Verantwortung übernommen und bewusst zum Mittel der Selbsttötung gegriffen. In der Soziologie auch als anomischer Suizid bekannt. Das gleiche gilt für den Hauptverdächtigen im jüngsten Skandal um Gammelfleisch, der zudem noch eine Firmenpleite befürchten musste und sich der Vorverurteilung in den Medien nicht mehr gewachsen sah. Ja, ich kann's verstehen, das ist verdammt ärgerlich, dass diese beiden Herren nicht mehr interviewt werden können, deshalb werden sie auch als Feiglinge tituliert.
Beim Gammelfleisch frage ich mich allerdings immer noch: Wer ermöglicht denn solche schwerstkriminelle Dimensionen? Die EU mit ihren immensen Subventionen? (Fleischhalden und Transporte von Waren durch ganz Europa, die letztlich wieder dort landen, wo sie hergekommen sind.)Â Schlampige Lebensmittelkontrollen? Lückenhafte Gesetze? Der Handel, sprich Imbissbetriebe oder Restaurants? Der Verbraucher, der nicht bereit ist, einen marktentsprechenden Preis zu bezahlen (Anm.: in Berlin wird ein Dönerprodukt für 1 Euro angeboten, in Frankreich kostet der Döner über 5 Euro)Â und in seinem Konsumdenken deshalb auf Billigfleisch setzt. Wir alle in der Rolle als Schnäppchenjäger? Wer trägt hier die Verantwortung?
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In Freiheit leben heißt erst leben.
Karl Wilhelm Ramler (1725-1798) Deutscher Lyriker
Donnerstag, 31. August 2006
Tine Box
Da war Oma aber ganz schön geladen. Von Terror(isten)anrufen berichtete sie ihrem Enkel, immer sei es dieselbe Frau, die seit Neuestem anrief. Und noch viel schlimmer. Die Stimme der Frau sei so schrecklich monoton. Sie rede auch einfach weiter, auch wenn man sie bitte, die Anrufe zu unterlassen.
Den Namen der Frau kannte Oma zum Glück auch: Tine. Und den Nachnamen auch: Box. Der Enkel, Omas Liebling natürlich, versprach, schnell für Abhilfe zu sorgen. Das ging auch ruckizucki: er schaltete die neue T-Net-Box kurzerhand aus.
Kommt gut in den neuen Tag!
Montag, 28. August 2006
Unwetter - nix wie weg
Langsam reicht's aber. Wer hat behauptet, das Jahr 2006 hat uns einen Supersommer beschert? Vom August kann man getrost Abschied nehmen, sieht mal mal von dem verdammt kurzen Hoch Fritzchen ab.
Das ganze Wochenende verdiente das Prädikat uselig und ekelig nass. Noch schlimmer: 5 Besucher eines Fußballspiels der Kreisliga in Beckhausen, einem Ortsteil von Buer, wurden auf dem Sportplatz während eines Platzregens vom Blitz getroffen. Sie wurden dabei schwer verletzt. Ein Mann musste sogar reanimiert werden. Alle sind noch nicht über dem Berg und liegen stationär in Spezialkliniken.
Die Zuschauergruppe hatte Zuflucht unter einem Baum gesucht als sie der Blitz traf. Deshalb, so die Experten, ist das Sprichwort "Eichen sollst Du weichen, Buchen sollst Du suchen" auch totaler Unfug. Sicherheit bei Blitzen bieten nur ein Gebäude, ein trockener Unterstand mit Blitzableiter, Mulden oder ein Fahrzeug. Wird man total überrascht soll man in die Hocke gehen und die Arme über dem Kopf verschränken. Kaum auszudenken, wenn der Blitz in das Spielfeld eingeschlagen wäre; dies stand durch den starken Regen bis zu 5 cm unter Wasser. Wahrscheinlich hätte es dann die gesamten Akteure getroffen.Â
Bei dem Sauwetter gab es auch noch eine Terrorwarnung in GE. Gerade anlässlich eines Konzerts von Sängerin Nena auf der Kanalbühne in GE. Über 400 Polizisten durchkämmten mit Sprengstoffspürhunden das gesamte Gelände, durchsuchten einige Wohnungen im Stadtbezirk, aber ohne Erfolg. Vielleicht blinder Alarm. Das Konzert begann mit 1 1/2-stündiger Verspätung und mit starken Sicherheitsvorkehrungen der Polizei auf und um den Kanal.
Nicht weit davon entfernt hatte Ruhrpott-Original Herbert Knebel und sein "Affentheater" ein Heimspiel in der Emscher-Lippe-Halle.
"Nix wie weg!" lautet der Titel seines neuen Programms. Dem kann ich nur beipflichten. Mallorca um die 30 Grad hier 14, und die Heizung läuft. Herbert Knebels musikalischer Tourismus-Tipp für Aussteiger: "Weiße, wat der Hammer is? Walken aufm Mond! Dat is wirklich angenehm, weil kein Arsch da wohnt!" ...und für die Raucher hatte er auch noch eine kleine Geschichte als er von seinem Kumpel Walter erzählt, der heute noch immer Kette raucht. "Wenne dem auffe Packung schreibst, dat ihm beim Rauchen die Beine abfallen, zieht er ersma den Automaten leer, weil er weiß ja, der kommt da nicht mehr hin."
So, dann man mal einen schönen Feierabend und eine erträgliche Woche oder nix wie weg!
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