Sonntag, 26. August 2007
Schulkampf & Kinderarmut
Schlagzeilen der vergangenen Woche stimmen nachdenklich. In NRW tobt wie jedes Jahr wieder ein "Schulkampf". Das beginnt immer ganz harmlos. Zunächst werden wieder Dinge eingeführt - hier Kopfnoten - mit Handreichungen, wo die Schulen wiederum nicht wissen wie behutsam oder sensibel sie damit umgehen müssen, können, dürfen. Ob das Ganze überhaupt sinvoll ist, weiß kein Pädagoge, denn man hatte sie bereits mühsam vor ein paar Jahrzehnten abgeschafft.
Das Einführen der integrativen Gesamtschule in den 70er Jahren kann man als Experiment sicherlich als gescheitert bezeichnen. Grob dargestellt kann man diesbezüglich festhalten, dass die Gesamtschule lediglich verschiedene Schulformen unter einem Dach beherbergt, sogar mit Leistungsdifferenzierungen in A- und B-Kursen. Nun glaubt man ein neues System gefunden zu haben: die "Einheitsschule", und die soll solch eine Wunderwaffe sein, dass sie letztendlich Realschulen und Gymnasien zerschlägt. Berufskollegs wird dabei noch keine Beachtung geschenkt. Manche wissen auch gar nicht, dass es auch dort Wege gibt, die zum Abitur führen. Das gegliederte Schulsystem scheint vielen deshalb ein Dorn im Auge zu sein, weil es Kinder zu früh in Schubladen sortiert, statt sie zu fördern. Dennoch darf man nicht leugnen, dass Stütz- und Förderunterricht an allen Schulformen angeboten wird. Dieser aber kaum genutzt wird, weil man dafür etwas Freizeit opfern müsste. Ich kann mir aus meiner Praxiserfahrung leider nicht vorstellen, dass aus jedem Kind ein Einstein werden kann, weil eine Vielzahl von Bedingungen dem entgegenwirkt. Abgesehen von milliarden-teuren Schulumbauten, der Einstellung von mehr als 10.000 Lehrern, Entwicklung von Lernplänen gibt es immer noch das "Elternhaus", das wesentlich prägend auf die (Schul-)Kinder wirkt und "Fehlentwicklungen" während der Schulausbildung nur noch schwer korrigierbar sind. Da wird auch eine Einheitsschule kein Zaubermittel bzw. Elternhauskorrektiv sein.
In diesem Zusammenhang ist vielleicht eine andere Zahl von besonderer Bedeutung, die in der letzten Woche zu beeindrucken wusste: 1,9 Millionen!! So viele Euro verdienen im Schnitt die Vorstände der 30 größten börsenorentierte Unternehmen im Jahr. So viele Kinder leben auch in Familien, die Arbeitslosengeld II beziehen. Während sich die Gehälter deutscher Manager in den Wolken bewegen, leiden im Lande immer mehr Kinder unter Armut! Festzustellen bleibt hier: Kinder machen nicht arm, wohl aber die fatalistische Kombination von geringer Bildung, Arbeitslosigkeit und Kindern. Für die Politik der Bundesrepublik sollte es deshalb völlig inakzeptabel sein, dass sich der Lebensweg eines Menschen bereits im Kreißsaal entscheidet.
Es ist mit der Liebe wie mit den Pflanzen: Wer Liebe ernten will, muss Liebe säen.
Jeremias
Dienstag, 14. August 2007
Gewusst?
Warum heißt der "Peterwagen" so ?
Dieser Ausdruck geht, dem Volksmund nach, auf folgende Anekdote zurück: Während der Besatzungszeit in Hamburg 1946 sollten die ersten Funkwagen genehmigt werden. Dafür versuchte ein deutscher Sachbearbeiter dem britischen Kontrolloffizier zu erklären, worum es sich handelte: "Patrolcars. Mit einem P wie Peter."
Schon einmal von einem "Goetheknochen" gehört?
Ich bis dato auch nicht. Dabei handelt es sich um den Zwischenkieferknochen, an dem die oberen Schneidezähne hängen. Eisbären, Elefanten und Affen haben ihn. Dass Menschen ihn auch besitzen, wissen wir dank der Forschungen eines berühmten Mannes. Der Dichter und Naturforscher Johann Wolfgang von Goethe entdeckte den Knochen 1784. Beim Menschen ist er so allerdings nicht sichtbar, denn er wächst bis zum vierten Lebensjahr mit dem übrigen Kiefer zusammen.
Goethe war gut, Mensch, der konnte nicht nur reimen. Euch noch einen sonnigen und schönen Nachmittag.
Montag, 13. August 2007
Pan-Wörter
pan... das ist [griechisch], und drückt als Vorsilbe aus, dass das Ganze (alles, oder jeder) gemeint ist, so las ich heute. Im Pantheon sitzen also alle Götter, das Panoramafoto zeigt uns die ganze Landschaft oder Ansicht, und eine Pandemie ist eine Krankheit, die in jedem Land grasiert und nicht wie eine Epidemie räumlich oder zeitlich begrenzt ist.
Pan-Wörter sind, da sie also jeden Einzelnen betreffen, hervorragend geeignet, Unbehagen zu stiften. Man denke da an Beispiele wie Panflöte, Pannade oder gar Pantoffel. Zu erfinden wäre noch die Panpanik, die Pansteuer oder die Panpanne. Panschwiegermütter wären kaum auszudenken ;-))
Samstag, 11. August 2007
Schulstress?
Kaum ist das neue Schuljahr eine Woche alt, schon stehen wieder neue und alte Bildungsprobleme auf der Tagesordnung.
Dass Lehrer schon in der letzten Ferienwoche an ihren Schulen aktiv sind, ist nicht neu, vielen aber in der Denkweise über das Berufsbild fremd. Die 180000 Lehrkräfte in NRW unterliegen der Allgemeinen Dienstordnung § 12 ADO, die seit 1992 gültig ist und die vorschreibt. " In der letzten Woche vor Unterrichtsbeginn ... müssen sich die Lehrer ...zur Dienstleistung für schulische Belange bereit halten ...soweit dies erforderlich ist und vorher angekündigt wurde." Ob und was das ist, entscheidet der Schulleiter in eigener Verantwortung. Also, den Lehrer als Globetrotter gibt's schon lange nicht mehr. Es ist keine Neuerung, sondern ein alter Hut.
Auch der nun kontrovers geführte Streit um die Samstagsschule ist nichts Neues, war schon mal da. Bei Bedarf dürfen Schulen seit Jahren an zwei Samstagen im Monat unterrichten. Die Wiedereinführung der Sechs-Tage- Woche, die in den 70er Jahren abgeschafft wurde, soll, so die Opposition nur das Versagen beim flächendeckenden Ausbau der Ganztagschulen kaschieren. Ob Samstagsunterricht Entlastung in die vollgepackten Stundenpläne bringt, ist fraglich, so auch Psychologen zum Thema Schulstress. Darüber hinaus verursacht der Samstagsunterricht auch Mehrkosten für die Schulträger. Ob Lehrer freiwillig am Samstag arbeiten wollen, ist noch nicht bekannt...smile. Viele, das weiß ich aus eigener Erfahrung, nutzen auch das Wochenende für Unterrichtsvorbereitungen, Korrekturen etc. Mal schauen wie sich das Thema entwickelt.
Sorgen bereitet hingegen nicht nur den Lehrer, die in diesem Schuljahr verlangten Kopfnoten in den Zeugnissen. Künftig gibt es Ziffernnoten für Sorgfalt, Konflikverhalten etc. Der Protest gegen diese Notengebung richtet sich dagegen, dass damit der Lehrer nicht das Kind, sondern das Elternhaus benotet. So erhalte das Kind aus einem behüteten Elternhaus, dem stets bei den Hausaufgaben geholfen und das pünklich zur Schule gefahren wird, automatisch eine gute Note. Für schwer handhabbar hält man auch, das Lehrer nun pro Klasse 360 Noten im Jahr zusätzlich vergeben müssen. Denn ein Viertklässler erhalte jetzt neben sieben Fachnoten auch noch fast genauso viele Verhaltensnoten.
Schließlich landen wir bei den Kosten der Einschulung bei den i-Dötzchen. Knapp 180 Euro kostet die Erstausstattung. Für Hartz-IV-Empfänger eine unüberwindbare Hürde. In ihrem Regelsatz ist kein Cent für die Einschulung vorgesehen.
Wenn die Politik es wirklich ernst meint mit Bildungschancen, dann besteht in vielen Sektoren dringender Handlungsbedarf hinsichtlich materieller Unterstützung, nicht in Sonntags-Reden oder pädagogischem Schnick-Schnack.
Freitag, 10. August 2007
Studien
Es gibt wichtige Untersuchungen und Studien und solche, die die Welt nicht braucht. Warum Spechte keine Kopfschmerzen bekommen oder ob Malaria- Mücken lieber Schweißfüße statt Harzer Roller lieben, interessiert wirklich nur ein paar Wenige unter uns. Aber für die unsinnigsten Forschungen verleiht die Universität Havard bei Boston seit 16 Jahren den Ig-Nobel- Preis (ignobel= unwürdig). Ein paar Kostproben gefällig ...
Weihnachtseinkäufe macht uns Männer krank. Wir ahnten es ja schon immer: Jetzt bestätigt es ein britischer Psychologe. Der Weihnachtsbummel ist für Männer ein medizinisches Desaster. Vom Stress-Niveau gleicht der Einkauf dem eines Kampfpiloten im Einsatz.
Hamster können die Welt retten. Das Wissenschaftsmagazin hat berechnet, dass 5000 Hamster durch das Drehen im Laufrad einen kompletten Haushalt mit Strom versorgen können.
Warum führen sich so viele Menschen bei McDonalds heimisch? Ein kalifornischer Professor hat das Rätsel gelöst: Weil die beiden Bögen des "M" symbolisch wie Brüste aussehen. Wieder was dazugelernt!Â
Gut zu wissen: der harte Händedruck so eine amerikanische Studie zeigt: Je kräftiger der Händedruck, desto höher die Lebenserwartung.
Jetzt wissen die Damen, warum manche Männer auf den galanten Handkuss verzichten und ihre Hände, verehrte Damen, lieber in einen Schraubstock spannen und dabei in ein schmerzverzehrtes Anlitz schauen. Das ist alles nur wegen der Lebenserwartung ...smile.
So, dann macht mal etwas aus diesem verregneten Wochenende, ich wünsche Euch viele kreative Ideen und lasst Eure Männer ausspannen.
Denn: Es ist schon fast mitleiderregend: Männer verbringen etwa ein Jahr ihres Lebens mit Warten, ergab eine britische Umfrage. Aber nicht auf ein neues Auto - sondern auf die eigene Ehefrau. 22 Wochen davon allein vor irgendwelchen Umkleidekabinen. 60 Prozent der Herren mache das wahnsinnig. Und wer will das schon ...?
Donnerstag, 2. August 2007
Dem Volk aufs Maul schauen
Seit dem 1. August ist die überarbeitete Rechtschreibreform jetzt offiziell in Kraft. Bislang nicht beanstandete überholte Schreibweisen müssen Lehrer jetzt als Fehler werten. Damit hat das heillose Wirrwarr, das die Politik mit der 1996 aufgenommenen Reformarbeit ausgelöst hat, ein Ende, und nun ist Schluss mit den vielen Unsinnigkeiten der ursprünglichen Reformer.
Bis allerdings alle Verwirrungen, die angerichtet wurden, aus den Köpfen der Menschen ist, werden wohl noch einige Jahre vergehen. Die Kinder haben es da einfacher. Sie wachsen mit dem neuen Regelwerk auf. Auch wir werden trotz allgemeiner Verunsicherung mit der deutschen Sprache und den Regeln wachsen wie auch die Sprache, die nie statisch ist und war, sich dem Volke anpassen wird. Die Wörterbuchverlage werden in alter Tradition dem Volke aufs Maul schauen und Trends und Neologismen in den Neuauflagen aufnehmen. Wenn sich dann in ein paar Jahren herausstellt, dass der Frisör dem Friseur den Rang abgelaufen hat, dann hat das Volk gesprochen oder besser: geschrieben. Was soll's? Auch die Blogger werden hier ihren Beitrag leisten, da bin ich mir ganz sicher.
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