Wie versprochen möchte ich Euch heute nichts vom Pferd, sondern vom Karpfen erzählen - Wissenswertes, Geschichten und Legenden.
Schon vor über 1000 Jahren wurde der Karpfen vom Menschen als Wirtschaftsfisch entdeckt. Römer und Griechen kannten ihn un hielten ihn in Teichen. Im Mittelalter wurde der Karpfen von Mönchen als beliebte Fastenspeise gezüchtet. Sie legten Teiche an, verbreiteten den begehrten Speisefisch in ganz Europa und veredelten die Wildform zu dem Karpfen, den wir heute kennen. Damit legten sie den Grundstein der heutigen Teichwirtschaft. Bevor wir unseren Karpfen kaufen können, wächst er mindestens drei Jahre lang in Teichen auf, ernährt sich von Kleinstlebewesen, Zooplankton, Insekten und Pflanzenteilen aus dem Teich und bekommt lediglich naturbelassenes Getreide gefüttert.
Karpfen und Schönheit
Eine in Asien besonders geschätzte Karpfenart sind die Kois. "Koi" ist das japanische Wort für Karpfen allgemein und bezeichnet dort nicht ausdrücklich die bunten Formen. Von den Koi gibt es eine Vielzahl von Formen, die Schuppen-, Zeil- und Spiegelkarpfen in verschiedenen Färbungen und Farbmustern sowie eine besonders metallisch glänzende Schuppenvariante (Ginrin) umfassen. Diese Koi tragen viele verschiedene japanische Typbezeichnungen.
Diese bunt gemusterten Edelkarpfen werden nicht für den Verzehr gezüchtet, sondern von Bewunderern liebevoll umsorgt. Ein einzelner Koi kostet in manchen Fällen mehr als ein Kleinwagen. Nach und nach setzt sich der Trend, diese kostbaren Fische zu sammeln, auch außerhalb Asiens durch.
Diese Kois habe ich im Teich von Manfred Rosenbaum in Wuppertal aufgenommen. Einigen von den Webbern ist er sicherlich noch in Erinnerung aus den Anfängen der gute, alten Webzeit., u.A. ist er auch der Trimmer von Xmas.
Karpfen und Mönche
Auch mit der christlichen abendländischen Kultur ist der Karpfen eng verbunden. Im Mittelalter diente er vielen Mönchen als Fastenspeise. Der Ãœberlieferung nach ist es den Züchtungen eben dieser Mönche zu verdanken, dass Karpfen heute eine tellerfreundliche Form haben und nicht mehr die bei der Zubereitung schwierig zu handhabenden Schuppen aufweisen.
Karpfen und Erfolg
Dem chinesischen Historiker Simaquian ist es zu verdanken, dass der Karpfen in Asien oft als Sinnbild für Erfolg steht. In einer seiner Anekdoten erzählt er von einem großen Wasserfall seiner Heimat Yongmun. Karpfen, die durch diesen Wasserfall schwammen, wurden später zu Drachen. So wurden Karpfen als Symbol für Erfolg geprägt.
Karpfen und Silvester
In vielen deutschen Familien wird zu Silvester Karpfen serviert. Wie diese Tradition entstanden ist, darüber gibt es keine einheitliche Meinung. Ein Grund könnte sein, dass es vernünftig erscheint, nach dem oft recht fettigen Weihnachtsschmaus zu Silvester eine leichtere, schmackhafte Spezialität zuzubereiten. In manchen Familien wird der Karpfen erst am Silvestertag gekauft, um ihn ganz frisch auf den Tisch zu bringen. Andere legen ihn schon Tage vorher ein, damit er gut "durchziehen" kann. Karpfen ist auch Bestandteil vieler Weihnachtsmenüs.
Karpfen-Legenden
Karpfen ist weltweit einer der beliebtesten Süßwasserfische. Wie ich oben schon erwähnte wurde er schon zu Zeiten der Römer in künstlichen Teichen gehalten, in Asien dienen Karpfen seit frühester Zeit als Fastenspeise, und Venus soll ihn wegen seiner großen Fruchtbarkeit geschätzt haben. In all den Jahren haben sich nicht nur Informationen zur Zucht und Zubereitung angesammelt, es sind auch unzählige Geschichten, Legenden und Bräuche überliefert. So waren früher Karpfen in Deutschland eher mangelware. Möglicherweise entstand so der Brauch, sich eine Karpfenschuppe ins Portemonnaie zu stecken - das sollte angeblich reichen Geldsegen bringen.
In Dinkelbühl träumte der Ãœberlieferung nach ein Ratsherr während einer Verhandlung gegen einen Räuber von einem Karpfen. Als er im Dämmerschlaf gerade über die beste Methode zu dessen Zubereitung nachdachte, wurde er gefragt, welche Strafe er für den Räuber vorschlage. "Blausieden!" antwortete der Dinkelbühler Ratsherr, in Gedanken noch ganz beim Karpfen.
Gelächter und Spott waren das Resultat, außerdem brachte es den Dinkelsbühlern den Spitznamen 'Blausieder' ein.
Gourmets
Der Geschmack des Fisches selbst ist auch unter Gourmets umstritten. Manche nennen ihn strohig oder schlicht fade. Andere schätzen dagegen sein "nussiges" Aroma. Geschmack und Konsistenz des Karpfens hängen aber stark von den Haltungsbedingungen und der verwendeten Zufütterung ab (Getreide, Mais, Soja, Pelletfutter). Wichtig ist neben der richtigen Zubereitung auch die Wasserqualität in den letzten Tagen vor dem Töten des Tieres. Wird der Fisch direkt aus dem Ursprungsgewässer heraus zubereitet, schmeckt er oft strohig oder schlammig. Der Fisch muss daher zuvor in frischem Wasser gehalten werden. Das Entfernen der Kiemen wird auch empfohlen, da sich besonders in diesen Schlamm anlagert und so den Geschmack des Gerichtes negativ beeinflussen kann.
Zahlreiche Schauabfischungen und kleine Volksfeste rund um das Abfischen gibt es jedes Jahr sachsenweit von September bis November. Hier kann den Fischern bei ihrem Fischzug über die Schulter geschaut werden. Den Auftakt setzt jährlich die Eröffnung der Sächsischen Karpfensaison mit der Krönung der Sächsischen Fischkönigin. Wir waren live dabei am Großteich Deutschbaselitz.
[Infos gelesen in der Pressemappe des Sächsischen Landesfischereiverbandes e. V. Dresden]
Mit dieser Teichidylle verabschiede ich mich ins letzte Ferienwochenende. Wochenend und Sonnenschein, so schön kann der Oktober sein. Viel Spaß!Â
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