Sonntag, 11. November 2007
Martinsgansessen
In Abwandlung eines Gedichtes von Erich Fried könnte ich jetzt schreiben .."Hier in der Türe, wo der Regen wartet, müsste ich wütend sein auf diesen Winter." Es schüttet wie aus Eimern.
Aber wir sind ja flexibel. Eigentlich wollte ich die Familie, d.h. meinen Bruder nebst Frau Jutta und unsere Mutter Edith (86) zum Gansessen einladen, um dann auch ein bisschen im Familienkreis zu schnattern. Mein Bruder ist zur Zeit zu einer Stippvisite in Bochum (seinem ZweitErstwohnsitz), aber nur im November, dann geht's für ihn wieder zurück an die Ostsee. Eigentlich eine gute Gelegenheit der "Familienzusammenführung". Doch Mutter hatte noch eine "goldigere Idee". Sie wollte mir das Bruzeln nicht zumuten und machte den Vorschlag, dass wir uns doch alle besser zum Martinsgansessen in "Schloss Berge" treffen könnten. Wir alle fanden diese Idee und die Einladung einfach nur "glänzend", und so geht's nun dem Federvieh heute im Schloss an den Kragen.
Wenn es um die Gans geht, kommen wir nicht um die Geschichte von St. Martin herum. Der 316 geborene und 397 verstorbene Bischof von Tours machte das weiße Federvieh berühmt. Der Legende nach soll der spätere Heilige von schnatternden Gänsen verraten worden sein, als er sich - auf der Flucht vor der Ernennung zum Bischof - in einem Gänsestall versteckte. Sozusagen als Strafe landen sie seit Jahrhunderten zum Martinstag als Gänsebraten auf dem Tisch.
Tatsächlich jedoch galten Gänse schon den Germanen als Gaumenschmaus und bevorzugt auch im November. Das war die Zeit des beginnenden Winters, in der das Fett willkommen war. Die Gans galt als kulinarischer Höhepunkt unter den Gourmets früherer Zeiten. Wen stört es da schon, dass die Gans biologisch zu den Wasservögeln gehört, küchentechnisch zum Fettgeflügel. Hauptsache: Lecker!!
Und wir brauchen uns auch nicht dem Gedanken der Zins- und Pachtzahlungen an die Grundherren in damaligen Zeiten anschließen, die zu Martini fällig wurden: "St. Martin war ein harter Mann für den, der nicht bezahlen kann." Wir haben ja Mutter ...smile.
Also, einen schönen Sonntag allerseits!
Donnerstag, 8. November 2007
Laterne
Eigentlich begann ja alles als harmloser Spaß. Auf der Rückfahrt von der Keramikscheune bei Rees in der letzten Woche - vielleicht erinnert sich noch der ein oder andere an den Opa-Tag - sagte Enkelin Marie mit tiefen Seufzern: "Opa ...mir ist langweilig." Nun gut, dachte ich, so eine Rückfahrt auf der Autobahn ist nicht gerade prickelnd, weder für mich noch für das Kind. Auch die Musik vermochte sie nicht zu beeindrucken. Nach dem dritten "Opa, mir ist langweilig." Schaute ich zu meiner Frau Brigitte rüber. "Erzähl dem Kind doch mal eine Geschichte..". ""Opa, erzähl du doch lieber..." Nun Opa musste sich auf den Verkehr konzentrieren und hatte eine vermeintlich glänzende Idee. "Ihr habt doch im Kindergarten schon St. Martin's Lieder gelernt, sing doch mal eins vor. " ...und schon ging's los : "St. Matin, Matte Matin, Matte Matin, Mantel warm und gut ...."Den Rest konnte ich nicht so recht verstehen, entsprang es doch gerade der Textfantasie des Kindes, die Melodie hatte Ähnlichkeit. "Ach, sagte ich beiläufig, "der St. Martin kommt doch auch immer auf einer Gans geritten". Schweigen. "Falsch, Opa, Pferd!" "Nee, Gans, die heißen doch auch Martinsgänse." "Nein, Pferd, Opa, kannst Du sehen wennn Du mitkommst." "Matte Matin..." Nun, dachte ich, frag doch mal, ob das Kind noch ein anderes Lied kennt. " Ja, Laterne, Laterne, rabimmel, rabammel, rabumm". "Rabimm, heißt das am Schluss", sagte ich. "Nein, Opa, rabimmel, rabammel, rabumm". Nun schaltete sich auch die liebste aller Omas ein. "Opa, die Marie hat doch Recht."...und nun sangen beide die Martinslieder rauf und runter...
Sankt Martin, Sankt Martin, Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind, sein Ross, das trug ihn fort geschwind. Sankt Martin ritt mit leichtem Mut, sein Mantel deckt ihn warm und gut.
und ...
Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir. Dort oben leuchten die Sterne und unten, da leuchten wir. Mein Licht geht aus, ich geh nach Haus! Rabimmel, rabammel, rabumm.Â
...nur Opa störte mit falschen Texteinwürfen wie "nee, das Licht geht nicht aus, denn dann kann man doch nichts sehen etc" und wurde jedes Mal mit einer neuen Strophe belehrt. Herrlich!!;-))
Der Zweck war jedenfalls erreicht. Es war nicht mehr langweilig im Auto!!! ...und nach einer halben Stunde war das Kind in ihrem Sitz vor Erschöpfung eingeschlafen.
Die Sache war für mich soweit erledigt, wenn nicht gestern ein Anruf gekommen wäre mit dem Inhalt ...Opa, Marie träumt nun schon die ganze Woche von dem St. Martin, singt pausenlos, hat eine wunderschöne Laterne gebastelt und wünscht sich nichts Sehnlicheres als mit Opa auf den Laternenumzug zu gehen und ihm auch das Pferd zu zeigen etc. Natürlich mit eigener Laterne. Alles andere wäre eine riesige Enttäuschung. ...Ja, nee, iss klar!
Da stand ich nun. Wat nu? Kobra übernehmen Sie, geht nicht. "Laterne, Laterne, Sonne, Mond etc.." Wo kriegste jetzt eine Laterne her? Ah, Blitzgedanke - irgendwo im Keller müssten noch Lampions liegen, davon könnte ich einen nehmen. Brenne auf, mein Licht! Von wegen! Weder Stab, noch Glühbirne im Haus und woher nehmen? Ab in die Stadt, Vollsortimenter, Kaufhäuser, Papierwarengeschäfte abgeklappert, nix. Entweder nicht im Programm oder ausverkauft. Nun kam ich arg in Zeitnot.
Ich griff nach einem rettenden Strohhalm, ...meine Frau Brigitte, weiß in solchen Fällen immer, wo man noch so "ein Schnäppchen am späten Abend" machen kann. Und ich hatte Glück. Triumphierend kehrte sie zurück mit einem Plastiklaternenstab, den sie quasi so unterm Ladentisch von einer Verkäuferin aus einem ihr bekannten Lädchen erstanden hatte. Dazu noch eine bunte Laterne! Kaum auszumalen, welche Enttäuschung heute gedroht hätte, wenn der "liebste aller Opas" versagt hätte...smile
So werde ich gleich mit Marie und eigener Laterne fröhlich am Start sein ... Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir.
Aber für die Sache von wegen .."mir ist langweilig", da muss ich mir nächstens etwas Besseres einfallen lassen, um kein Eigentor zu kassieren ...lach.
Marie mit Gans Susi und Vater Didi auf dem St. Martin's Umzug 2007 in GE-Resse
Samstag, 27. Oktober 2007
Hasenbrot
Während meiner Erkältungszeit war mein Appetit nicht all zu groß, so dass ich mal mein Frühstückspäckchen mit nach Hause nahm. "Ich hatte heute keinen Hunger", sagte ich zu meiner Frau Brigitte. "Ach, ein Hasenbrot, das ist dann für mich". Irgendwie tauchte dieser Ausdruck aus dem Nirwana auf, seit vielen Jahren nicht mehr gebraucht.
Wie kommt man zu dem Wort Hasenbrot, haben wir uns gefragt. Ich kenne es aus meiner Jugendzeit. Hasenbrot "...ist das vom Vater nicht verzehrte Pausenbrot, welches bei den Kindern besonders in Zeiten ohne Überfluss sehr begehrt war, da der Hauptverdiener der Familie auch die beste Verpflegung erhielt." Uns fielen aber auch noch gleich ein paar andere Begriffe dafür ein. "Stulle" zum Beispiel oder "Knifte. Wie wär's mit "Bütterken"? Klingt auch töffte.
Als wir so in den Tiefen unserer Gedächtnisse angelten, schlich sich hinterrücks ein weiteres Wort heran. Schon deswegen mochten wir es nicht und werden es möglichst auch nicht benutzen, das Wort "Sandwich". Dann doch lieber ganz einfach - Butterbrot.
Dienstag, 23. Oktober 2007
Friseur
Männer kennen diesen dummen Spruch. "Den Prozess würdest du gewinnen", hören sie ihr Gegenüber tönen, das damit einen unzweifelhaften Kommentar über die Qualität des frischen Haarschnitts abgibt.
Frauen sagen sich so etwas nicht. Vielleicht eher: "Hast Du einen neuen Friseur gefunden?" Der Kollege, der einer kühnen wie groben Schere untergekommen war, wiegelte entsprechende Fragen ab. Nein, es sei nicht wegen des günstigen Preises gewesen, "aber bei dem kommt man immer sofort dran." Warum wohl?
Unsere Enkelin Marie (3)Â würde dem höchstens noch hinzufügen: "Du hast die Haare schön, Du hast die Haare schön ... Schatzilein".
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Ohne Liebe sind wir uns selbst zur Last, durch die Liebe tragen wir einander.
Augustinus Aurelius
Dienstag, 9. Oktober 2007
Notgroschen
Es gibt Klischees (manche nennen sie auch: Wahrheiten), die lassen sich einfach nicht ausräumen. Zum Beispiel, dass Lehrer zu viel Urlaub haben oder, dass alte Damen ihren Notgroschen (oder auch mehr Bares) in der Zuckerdose aufbewahren.
Ein ganz anderes Versteck offenbarte mir vor kurzem ein junger Mann. Beim Kauf eines Krimis in einer Buchhandlung in der City reichte der Inhalt seines Portemonnaies nicht aus. Er trat zur Seite, öffnete seinen Turnschuh, zog ihn aus und holte zum Erstaunen der umherstehenden Kunden einen "Fuffi" (50 €-Schein) heraus.
Dass es sich bei dem Krimi um Ellery Queens "Das Geheimnis der weißen Schuhe" gehandelt hat, ist allerdings nur ein Gerücht.
Euch allen noch einen spannenden Nachmittag.
Sonntag, 23. September 2007
Fitness für Körper und Seele
Fitness für die Seele, Geist und Körper wieder in Einklang zu bringen, dafür gibt es sicherlich viele Methoden. Von Ayurveda- und Wellnessprogrammen bis hin zur Tiefenentspannung, Man kann aber auch den Alltagsstress hinter sich lassen und vergessen mit ganz einfachen Dingen, die der Seele gut tun, um sich selbst in einem neuen Licht zu sehen und damit dem täglichen Trott wieder neue Impulse zu geben.
Was eignet sich besser dafür als die Herbstferien. Entspannung pur erreiche ich persönlich mit Dingen, zu denen ich sonst keine oder nur wenig Zeit finde... Musik hören und lesen. Zwei Bücher habe ich mir ausgewählt - keine Fachliteratur ...lach. Das eine handelt vom Meer, das andere von der Mafia. Kontrastreicher geht's kaum. Ich werde zu gegebener Zeit darüber berichten.
Dass der durch die OPs geschundene Körper wieder fit wird, dafür sorgt jetzt ein Ergometer in meinem Büro. Nachdem Sohn Didi das Teil so schnell zusammengebaut hatte, bevor ich die Bedienungsanleitung auspacken konnte ...lach und Danke, Junge, war gestern zur Bundesligaspielzeit Premiere. Das Ergometer wird über verschiedene Computerprogramme gesteuert (eine Wissenschaft für sich), so dass man sich sein indivuelles Trainingsprogramm zusammenstellen kann. Es nimmt auch Rücksicht auf Gewicht, Alter und Geschlecht;-)). Da ich während der langen Zeit des unfreiwilligen Nichtstuns (nicht ein einziges Mal in diesem Jahr Golf gespielt!!!) natürlich komischerweise an Bauchumfang ...smile zugelegt hatte, kam für mich ja nur ein einziges Programm in Frage. Man ahnt es förmlich ...das Körperfett-Programm. Nach Eingabe seiner Daten wird man in einen Körperfetttypen eingestuft, BMR (Basal Metabolic Ratio) und BMI (Body Mass Index) und die Belastungsstufen samt Pulsfrequenz errechnet, und dann heißt's in die Pedalen!! Die auf- und absteigenden Betriebsstufen, Zeitintervalle, Wegstrecke etc. kann man dann "unterwegs" auf einem Display ablesen, ebenso die Puls- und Herzfrequenzen.
Um mir die Sache aber auch ein bisschen angenehm zu gestalten, habe ich mein Training zeitgleich mit dem Schalkespiel gegen Bielefeld (3:0) verknüpft und mir die Partie über das Radio zugeschaltet. Ich dachte mir, wenn die Jungens auf dem Rasen ackern, dann kannst Du das hier auch. Geteiltes Leid ist halbes Leid ... Der Anfang ist geschafft, die Motivation ist da, nun heißt es: am Ball bleiben, damit die Beine wieder fit werden und die überflüssigen, lästigen Pfunde purzeln. Ja ,auch das gehört schon wieder zum Einklang mit der Seele. Nämlich mit sich zufrieden zu sein und sich wohl fühlen - und das hat nichts mit Eitelkeit zu tun.
Fehlende Schalkespiele werden dann zukünftig mit Musik vom iPod ersetzt. Ich denke, wenn ich die mehr als 1000 Titel, die darauf gespeichert sind, gehört habe, dann müssten deutliche Anzeichen einer Gewichtsreduzierung bemerkbar sein.
Genießt das sonnige, warme Sonntagswetter und habt eine schöne Zeit. Zum Mittagessen gibt es bei uns ganz herbstlich - schmackhafte Maronenpilze. Wie ich die immer zubereite, findet Ihr mit bebilderter Anleitung [hier].
Freitag, 14. September 2007
Mutter wurde 86
Wie die Zeit doch immer schnell vergeht. Ich kann mich noch an den Eintrag vom vergangenen Jahr erinnern und natürlich auch an meinen Knieunfall vor zwei Jahren kurz vor ihrem Geburstag. Mutter wurde heute 86 Jahre, sieht immer noch prima aus, geistig völlig fit, ein paar Verschleißerscheinungen bei den Knochen sind bemerkbar geworden. Nun, wer sie kennt, den nimmt es nicht Wunder. Sie bestellt den Garten immer noch selbst, schneidet die Rosen, gräbt auch schnell mal etwas Land um, läuft fast jeden Tag zum Friedhof, um das Grab von Vater zu besuchen (immerhin eine Wegstrecke von über einer Stunde), beschwert sich dann über Rücken - oder Knieschmerzen, legt trotz Anraten und besseren Wissens keine Erholungs- oder Ruhephasen ein und backt auch zu diesem 86. Geburtstag ihren legendären Mohnkuchen selbst.
Also eine ganz normale, tolle Frau und Mutter, der wir heute die besten Glück- und Segenswünsche aussprechen und natürlich wieder das Geheimnis des legendären Mohnlaiber bestaunen durften. Selbst guten Bäckern gelingt es nicht, eine Verbindung zwischen Mohn und Teig nach dem Backen zu erhalten. Viele Profis haben sich schon daran versucht, obwohl Mutter kein Geheimnis aus der Rezeptur macht, aber kaum einem gelingst.
Also, liebe Mama, nochmals herzliche Glückwünsche zu Deinem heutigen Ehrentag und hoffen wir, auch in der Zukunft noch oft von Deinem "geheimnisvollen" Kuchen naschen zu können.
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Physische Kraft und schöne Gestalt sind Gaben der Jugend;
des Alters Blüte aber ist die Weisheit.
Demokrit, (460 - 370 v. Chr.)
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