Freitag, 19. Januar 2007
Sturmnacht
Orkantief "Kyrill" verursachte gestern in NRW ein Chaos. Windböen von fast 200km/h ließen Masten, Bäume und Schirme knicken. Und der frühere Werbespruch der DB: "Alle reden vom Wetter, wir nicht!" zog auch nicht mehr: Am Abend verkündete Bahnchef Hartmut Mehdorn: "Wir liegen still." Selbst einige Schulen in GE schickten die Kinder frühzeitig nach Hause. Die Wochenmärkte waren leer, und die Straßenbahngesellschaft "Bogestra ließ ab 20 Uhr fast alle Busse und Bahnen in den Depots. Auch im Zoo in GE blieben die Tiere in ihren Behausungen. Polizei und Feuerwehr im Dauerstress. Erst heute wird das Ausmaß der Schäden so richtig erkennenbar. Jedenfalls hat "Kyrill" das Leben in Gelsenkirchen gestern schlagartig verändert und vierlerorts zum Ausnahmezustand gezwungen. Im Augenblick ist man dabei die abgerissenen Oberleitungen zu reparieren, Bäume zu fällen und alles wieder in geordnete Bahnen zurückzuführen. Das wird noch eine Weile dauern, und Bahn- und Busbenutzer müssen viel Geduld mitbringen.
Da passt doch das Gedicht von Th. Storm ..., und Euch zum Wochenende alles Gute und eine "sturmfreie Bude".
Sturmnacht
Im Hinterhaus, im Fliesensaal
Über Urgroßmutters Tisch' und Bänke,
Über die alten Schatullen und Schränke
Wandelt der zitternde Mondenstrahl.
Vom Wald kommt der Wind
Und fährt an die Scheiben;
Und geschwind, geschwind
Schwatzt er ein Wort,
Und dann wieder fort
Zum Wald über Föhren und Eiben.
Da wird auch das alte verzauberte Holz
Da drinnen lebendig;
Wie sonst im Walde will es stolz
Die Kronen schütteln unbändig,
Mit den Ästen greifen hinaus in die Nacht,
Mit dem Sturm sich schaukeln in brausender Jagd,
Mit den Blättern in Übermut rauschen,
Beim Tanz im Flug
Durch Wolkenzug
Mit dem Mondlicht silberne Blicke tauschen.
Da müht sich der Lehnstuhl, die Arme zu recken,
Den Rokokofuß will das Kanapee strecken,
In der Kommode die Schubfächer drängen
Und wollen die rostigen Schlösser sprengen;
Der Eichschrank unter dem kleinen Troß
Steht da, ein finsterer Koloß.
Traumhaft regt er die Klauen an,
Ihm zuckt's in der verlornen Krone;
Doch bricht er nicht den schweren Bann. -
Und draußen pfeift ihm der Wind zum Hohne
Und fährt an die Läden und rüttelt mit Macht,
Bläst durch die Ritzen, grunzt und lacht,
Schmeißt die Fledermäuse, die kleinen Gespenster,
Klitschend gegen die rasselnden Fenster.
Die glupen dumm neugierig hinein -
Da drinn' steht voll der Mondenschein.
Aber droben im Haus
Im behaglichen Zimmer
Beim Sturmgebraus
Saßen und schwatzten die Alten noch immer,
Nicht hörend, wie drunten die Saaltür sprang,
Wie ein Klang war erwacht
Aus der einsamen Nacht,
Der schollernd drang
Über Trepp' und Gang,
Daß drin in der Kammer die Kinder mit Schrecken
Auffuhren und schlüpften unter die Decken.
Theodor Storm
Sonntag, 14. Januar 2007
Schau mir in die Augen, Kleines
Das ist einer der berühmtesten Sätze der Filmgeschichte. Humphrey Bogart spricht ihn zu seiner Filmpartnerin Ingrid Bergman in "Casablanca". Der kantige Charme beider führte immer wieder zu der Frage: Ist er ein smarter Macho – oder doch ein hoffnungsloser Romantiker? Bei Blaine wird die Frage in "Casablanca" gelöst: Er entscheidet sich für die Liebe.
Bogey hieß eigentlich DeForest Bogart, wurde am 25.12.1899 in New York geboren und starb am 14.01.1957 in Los Angeles. Heute vor 50 Jahren starb wohl der "männlichste" aller männlichen Filmstars. Mit seinen Darstellungen harter, erfahrener, oftmals zynischer und konsequent einem inneren Moralkodex folgender Charaktere wurde er zu einer der schauspielerischen Ikonen des Zwanzigsten Jahrhunderts. 1999 wählte ihn das American Film Institute zum "größten männlichen amerikanischen Filmstar aller Zeiten". Der Kultfilm "Casablanca" war sicherich sein großer Durchbruch. Gegen Ende seines Lebens fand Bogart zu großen Charakterrollen in aufwändigen Produktionen. 1952 bekam er für seine Rolle in John Hustons klassischem Abenteuerfilm "African Queen" den Oscar. 1955 folgte seine letzte Nominierung für die Darstellung des psychotischen Kapitäns in "Die Caine war ihr Schicksal".
Was können wir als Männer von ihm lernen?
Nun er hatte jede Menge Charisma, Rollen als Softie wie in "Sabrina" waren eigentlich grauenhaft. Cool? Nein cool war Bogey eigentlich auch nicht. Er hatte immer einen weichen Kern, siehe Casablanca. Und genau da scheint unser Problem zu liegen. Frauen fordern zwar sensible Männer, lieben aber die harten Typen. Bogey würde man heute als Macho-Relikt belächeln, ein Typ ähnlich wie John Wayne oder auch Clint Eastwood. Qualmend und dauerdurstig erinnert er an das bürgerliche Leben des Ruhrpotts in den härtesten Tagen. Von sich behauptete er auch: "Was ich habe, ist Charakter in meinem Gesicht. Hat mich 'ne Menge langer Nächte und Drinks gekostet, das hinzukriegen." Gern ließ er sich über Frauen aus: "Ein kluger Mann widerspricht nie einer Frau. Er wartet, bis sie es selbst tut." Und: "Frauen, die lange ein Auge zudrücken, tun es am Ende nur noch, um zu zielen".
Heute sind unsere Stars irgendwie kuscheliger, ob Brat Pitt oder Leonardo Di Caprio. Die sind allesamt weichgespült und würden heute nicht mehr in das Bild eines Humphrey Bogart passen -Â hart, meistens gerecht und mit der Faust nicht geizend.
Man(n) hat sich spürbar verändert. Auch wenn wenn wir nur Whiskey trinken und schwarze Zigarren rauchen würden, es wäre nur ein stummer Schrei nach Liebe.
Aber einen anderen Punkt möchte ich nicht unerwähnt lassen. Es ist der historische Zusammenhang. Casablanca entstand im Sommer 1942, noch auf dem Höhepunkt des Dritten Reiches mit seiner Macht und seiner territorialen Ausdehnung. Ohne die Kriegswirren wäre eine solche (Liebes-)Geschichte wohl kaum möglich gewesen.
Auch das Thema "Afrika" scheint immer wieder Stoff für die Filmindustrie zu bieten. Zur Zeit zeigt das ZDF "Afrika, mon amour" ein Melodrama aus dem ersten Weltkrieg. Eine bewegende Lebens- und Liebesgeschichte einer jungen Frau (Iris Berben), die sich zu Zeiten des ersten Weltkrieges gegen alle gesellschaftlichen Konventionen stellt und sich völlig mittellos nach Afrika durchschlägt, wo sie ihre große Liebe findet. Afrika - ein Stoff aus dem die Träume sind.?
Doch kehren wir zurück zu Bogey, der Legende und dem Macho. Es gibt Set-Fotos da steht der große Bogart auf Holzklötzchen unter den Schuhen, weil ihm die Partnerin über den Kopf gewachsen ist und hätte da besser sagen können: "Ich kann dir in die Augen schauen."
Trotzdem Danke, Humphrey und Euch noch einen schönen, entspannten Sonntag.
Freitag, 5. Januar 2007
Regentropfen
Irgendwie war der gestrige Tag so richtig uselig. Strömender Regen, den ganzen Tag, nasse Kälte, Wind und Matsch, kurzum eigentlich ein Tag 'um hinter dem Ofen zu sitzen' oder sich mit einer Ayurveda-Massage verwöhnen zu lassen, die Sauna aufzusuchen oder ein Wellnessbad zu genießen. Bei dem Wetter, da jagt man ja nicht mal einen Hund vor die Tür, außer man hat einen Terrier wie Xmas, der es auch noch Spaß macht, über klatschnasse Wiesen zu toben, die dreckigen Pfötchen an Herrchens Hosen abzureiben, um dann schnell wieder loszudüsen. Da sieht man wieder... Mensch und Hund sehen manches mit anderen Augen und letzterer fühlt sich selbst bei so einem miesen Wetter sprichwörtlich 'pudelwohl'. Bei den Golfern gibt es auch so ein Sprichwort: 'Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung'. Egal!
Und mir ging komischerweise den ganzen Tag die alte Melodie, die einst das Orchster Ludwig Rüth (Berlin 1935) spielte und später auch von Margot Eskens interpretiert wurde, nicht aus dem Kopf....
Regentropfen, die an Dein Fenster klopfen,
das merke Dir: die sind ein Gruss von mir.
Sonnenstrahlen, die an dein Fenster fallen,
das merke Dir: die sind ein Kuss von mir.
Abends aber dann im hellen Mondschein
komm' ich selbst zu dir und will belohnt sein.
Regentropfen, die an dein Fenster klopfen,
das merke Dir: die sind ein Gruss von mir!
Blumen rot und blau, Vöglein auf der Au'
sagen gemeinsam: Wirklich einsam bist du nie!
Jeder Vogel singt, jede Glocke klingt
nur die eine wunderfeine Melodie:
Regentropfen...
Manche sind nur bei schönem Wetter Atheisten.
(aus England)
Mittwoch, 27. Dezember 2006
Tock-Tock
Aufräumen ...
Es gibt wirklich nicht viele Gründe, aufzuräumen. Aber bevor man gar nichts zu tun hat, könnte man ja in Erwägung ziehen, sich unter Umständen dafür zu entscheiden, eventuell aufräumen zu wollen.
Jedenfalls habe ich mir gedacht, so eine Putzkur täte meinem Auto so vor Jahresende sicherlich gut, anschließend kann man dann noch Auftanken, zumal ja die Spritpreise im Neuen Jahr drastisch anziehen sollen.
Gesagt, getan: Staub geputzt, Fußmatten ausgeklopft und natürlich den überflüssigen Müll entsorgt. Das gehört ja schließlich zum Aufräumen dazu.
Und seitdem klappert der Eiskratzer in der Tür. Tock-tock. Wo mal Zettel, CDs und Bonbontüten für ein Polster sorgten, ist's nun aufgeräumt. Tock-Tock.
Wie gesagt: Es gibt nicht viele gute Gründe ...
Eigentlich gilt in den nächsten Tagen: "Jetzt das Herz zum Lächeln bringen".
Die ruhige Pause reguliert alle Spannungen positiv, lädt ein zum Entladen und Nachklingen. Das Verklingen, Erlöschen der Musik benötigt die Pause ...So auch das Leben. In diesem Sinne noch einen schönen Après-Weihnachtstag.
Sonntag, 3. Dezember 2006
Das Paket
Um es vorwegzunehmen, es war nicht das Paket des lieben Gottes, diese Geschichte könnt Ihr [hier] nachlesen, aber diese ist nicht minder wunderbar.
Da klingelt es doch am frühen Morgen, ich öffnete das Adventstürchen und hinter einem riesigen Paket blinzelte ein kleiner Postmann, der sich erkundigte, ob er hier auch richtig sei.
"Richtig? Das weiß ich so nicht, an wen ist denn das Riesenteil adressiert?" "An Frl. Xmas P.", konnte er so gerade noch herauspressen.
"Xmas so heißt unser Terrier," entgegnete ich, "aber Mamutknochen verträgt der nicht."
"Kann auch was anderes drin sein," entgegnete der freundliche Postmann, "kann ich das Paket nicht schon mal drinnen bei Ihnen abstellen?"
"Ja, neee, iss klar, kommen Sie doch rein."
"Vielleicht ist das ja auch für Sie," sagte der Postmann.
Ich schaute auf den Absender: "Da haben Sie recht, da wollen uns unsere Freunde aus Königsbrück zum Advent überraschen."
"Ja dann ..., schöne Bescherung und tschüss," verabschiedete sich der Postmann.
Flugs war das Paket geöffnet und vor uns lag ein 'Original Dresdner Christstollen' von gigantischem Ausmaß. Unsere lieben Königskinder Mari und Andi haben uns mit dieser Kuchendelikatesse wirklich überrascht. Wir sagen Danke für die nette Gabe und freuen uns nun, dass nicht nur wir in der kommenden Adventszeit 'keinen Hunger mehr leiden müssen' ...smile.
Davon gekostet haben wir natürlich auch schon ...lecker, lecker, lecker!
Sonntag, 26. November 2006
Weihnachtsbazar im Altenheim
Am Totensonntag, das ist schon eine lange Tradition, macht das Altenheim Haunerfeld in Buer einen Weihnachtsbazar. Ich kann mich noch gut an die Anfänge erinnern, da war alles noch recht klein und überschaubar. Inzwischen ist auch dort das Angebot der Aussteller größer und bunter geworden.Â
Was sich all die Jahre aber nicht verändert hat, ist die Liebe zu der Ausstellung von meiner Frau Brigitte, die mitverantwortlich für die damalige Gründung dieser Veranstaltung war. Auch diesmal präsentierte sie ein umfangreiches Angebot an weihnachtlichen Gestecken und adventlichen Dekorationen, selbstgemachtes Marzipan, Zimstangen zum Basteln, Lavendelbeutel etc. Ich hatte den Eindruck, irgendwie ist das auch alles mehr geworden, obwohl unsere Wohnung weniger darunter gelitten hat ...smile. Frau scheint organisierter geworden zu sein. Nein, ein Chaos wie in früheren Jahren war nicht feststellbar.
Was auch in all den Jahren geblieben ist, ist die Begeisterung der Heimbewohner für die adventliche Ausstellung. Wie kleine Kinder warteten sie schon seit Wochen auf den heutigen Tag. Gestern haben wir schon die meisten Teile angeliefert und hingestellt, und da fand ich es lustig mit anzusehen, wie der ein oder andere schnell mal einen neugierigen Blick in den Raum werfen wollte;-)
Meine "Kleene" ist seit Jahren auch immer wieder die Anlaufstelle für die alten Leute, die sie ja auch über die Jahre her persönlich kennt und betreut. Wie liebevoll sie mit den einzelnen Ausstellungsstücken wie Teddies, Weihnachtsmännern, Engeln oder Puppen umgehen, das ist schon erstaunlich. Ich glaube manche sind auch richtig verzückt und scheinen von früheren, vielleicht besseren Zeiten zu träumen.
Träumen
Es gibt so wunderweiße Nächte,
drin alle Dinge Silber sind,
da schimmert mancher Stern so lind,
als ob er fromme Hirten brächte
zu einem Jesuskind.
Weit wie mit dichtem Diamantenstaube
bestreut, erscheinen Flur und Flut,
und in die Herzen, traumgemut,
steigt ein kapellenloser Glaube,
der leise seine Wunder tut.
Rainer Maria Rilke
Samstag, 25. November 2006
Am Rande notiert
Die Königsblauen aus Schalke sind nach ihrem 2:1 Sieg über Bochum weiterhin Tabellenführer der 1. Fußballbundesliga. Wenn auch glanzlos gespielt, so zählt am Ende doch nur das Ergebnis.Â
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