Sonntag, 30. Oktober 2005
Abschied vom Goldenen Oktober
Der Herbst
Das Glänzen der Natur ist höheres Erscheinen,
Wo sich der Tag mit vielen Freuden endet,
Es ist das Jahr, das sich mit Pracht vollendet,
Wo Früchte sich mit frohem Glanz vereinen.
Das Erdenrund ist so geschmückt, und selten lärmet
Der Schall durchs offne Feld, die Sonne wärmet
Den Tag des Herbstes mild, die Felder stehen
Als eine Aussicht weit, die Lüfte wehen
Die Zweig' und Äste durch mit frohem Rauschen
Wenn schon mit Leere sich die Felder dann vertauschen,
Der ganze Sinn des hellen Bildes lebt
Als wie ein Bild, das goldne Pracht umschwebet.
Friedrich Hölderlin, November 1759
Die ganze Welt blickt heute auf die Elbmetropole. In Dresden wird heute die wieder aufgebaute Frauenkirche feierlich eingeweiht. Das spätbarocke Gotteshaus war im Februar 1945 beim Angriff der Alliierten auf Dresden zerstört worden. Ein weltweites Engagement hatte dazu geführt, dass die berühmte Kirche in fünfzehnjähriger Arbeit wieder hergestellt wurde. Aus dem alten Mahnmal gegen den Krieg ist ein einzigartiges Symbol für Versöhnung und Frieden geworden.
4873 Orgelpfeifen, der von dem Straßburger Orgelbauer Daniel Kern gefertigten Orgel, warten heute auf ihren Einsatz. Die Frauenkirche entstand in den Jahren 1726 bis 1943. Beim Wiederaufbau wurden 40% Original-Bausubstanz verwendet, die Wiederaufbaukosten betrugen insgesamt 179,7 Mio. Euro, davon 131 Mio. Euro reine Baukosten. Für die Finanzierung kamen Spenden aus aller Welt: 100 Mio Euro und aus öffentlichen Mitteln 65 Mio Euro. Die "Steinerne Glocke", wie das Kirchendach genannt wird, wiegt rund 13.000 Tonnen.
Da wir persönliche eine besondere Beziehung zu Dresden haben und seit 2000 die Baufortschritte vor Ort selbst verfolgen konnten, werden wir uns sicherlich auch den Weihegottesdienst und den Festakt zusammen mit unseren Dresdener Freunden, die zur Zeit bei uns sind, die Ãœbertragung vom ZDF ab 9.45 Uhr ansehen. Leider gehören wir nicht zu den fast 2000 geladenen Gästen…smile
Euch allen noch einen schönen Sonntag.
Â
Samstag, 29. Oktober 2005
Schluss mit der Sommerzeit
Man mag es kaum glauben, dass an diesem Wochenende die Sommerzeit zu Ende geht. An Rhein und Ruhr herrschen an Seen und Flüssen dank der goldenen Oktobertemperaturen mediterrane Verhältnisse. Der Mensch genießt die Sonne, und die Kreatur kommt nicht in den Winterschlaf. Jeder Tag, der so bleibt ist ein Glücksfall. Die Straßencafés haben Hochbetrieb. Die gefühlten Sommer-Sonnentage erfahren morgen durch die Zeitumstellung auch ein jähes, amtliches Ende.
Aber dann taucht ein immer währendes Problem auf. Uhren vor- oder zurückstellen? Ein Problem, das sowohl bei Frauen und Männern auftaucht, das muss auch mal gesagt werden.
"Natürlich vor, wir bekommen doch eine Stunde dazu..." klingt's zunächst bis jemand mit großer Ãœberzeugungskraft genau das Gegenteil behauptet, und alle sind wieder verunsichert. Dann nämlich entwickelt die Diskussion eine Eigendynamik.
"In der Sommerzeit ist es morgens immer heller, das kann man sich doch leicht merken, da steht man doch früher auf". "Ja, aber warum soll ich im Winter eher aufstehen, wenn es doch hell ist"? "Falsch, die Uhr wird zurückgestellt, damit es morgens wieder hell ist, wenn wir aufstehen". "Na klar, und weil wir eine Stunde dazu bekommen wird es auch abends später dunkel". "Nein, eher dunkel, weil es ja morgens eher hell ist".
Ihr merkt schon wie verwirrend sich das Ganze darstellen kann.
Nur um ganz sicher zu gehen: Die Zeitumstellung von Sommer- auf Winterzeit ist am Sonntag 30. Oktober 2005, um 03:00 Uhr MESZ. Die Uhren werden dann um eine Stunde zurück gestellt, die Nacht ist also 1 Stunde länger.
Dann aber beginnt das Hasten mit dem Uhrenumstellen. Akribisch arbeiten wir uns vor: erst die Armbanduhr, dann die Küchenuhr, der Wecker ist ganz wichtig, ja und dann haben wir auch schnell die anderen Uhren vergessen. Für eine gewisse Zeit leben wir in Parallelzeiten. Die Autouhr fährt noch auf Sommerzeit, die am Recorder und auf dem Handy hat man auch schnell vergessen und die am Herd und an der Mikrowelle sowieso. Wohl dem, der nun eine Funkuhr sein Eigen nennen darf oder im Garten über eine Sonnenuhr verfügt …lach.
Und in einem halben Jahr, da geht das Rennen wieder von vorne los, und manch Glücklicher hat die Sommerzeit über den Winter gerettet und liegt dann wieder goldrichtig.
Euch allen ein schönes Wochenende mit "Herbst verkehrt" und einer gelungenen Zeitumstellung.
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Geh mit der Zeit, aber komm von Zeit zu Zeit zurück!
Altirischer Segenswunsch
Samstag, 22. Oktober 2005
Ein Gedicht, das mich berührt
Leider war auch gestern so ein Tag, der mir anzeigte, dass mein seelisches Gleichgewicht doch Schaden genommen hat, obwohl ich während meiner Krankheitsgeschichte gerade das durch meine Unternehmungen vermeiden wollte. Es schien für mich zumindest, dass ich bisher recht erfolgreich war.
Es ist zwar auch unangenehm, wenn man sich beobachtet fühlt, aber ich hoffe, mit innerer Kraft und Mut, damit fertig zu werden. Man kennt ja zumindest die "Andersdenkenden".
Für heute habe ich eines der schönsten Gedichte von Rainer Maria Rilke ausgesucht – der Panther. Bei diesem Gedicht von Rainer Maria Rilke handelt es sich um ein Dinggedicht, da hier eine Person (das Wesen des Panthers), die im Mittelpunkt steht, enthüllt wird. Gerühmt wird es auch wegen seines Rhythmus und Klangbildes, welche Inhalt und Rezeption verstärken. Gleichsam ist es beispielhaft für die Epoche des Symbolismus - eine vom Ende des l9. Jh. von Frankreich ausgehende literarische Bewegung. Symbolisten versuchten, den Zusammenhang zwischen Idee, Mensch und Ding in der dichterischen Aussage zu formen.
Das Gedicht beschreibt einerseits Unmenschlichkeit, andererseits jedoch auch die Bedeutung der Individualität und der Freiheit. Der Panther - äußerlich ein starkes und stolzes Tier - ist gefangen. Der triste, sich wiederholende Tagesablauf ist beschrieben. Das Gedicht ist eingeteilt in 3 Strophen zu je 4 Zeilen. Der Kreuzreim unterstreicht die Gefangenschaft und die ständige, ausweglose Wiederholung. Es wechseln sich betonte und unbetonte Silben ab. Das symbolisiert die gleichmäßigen Schritte des Tieres und macht die Wiederholung von Perspektiven sichtbar. Auch ist ein fünfhebiger Jambus zu finden, der die Hebung auf bewusst ausgewählte Wörter legt. Der Gebrauch des Wortes "Panther" ist an und für sich eine Metapher für ein äußerlich starkes und unantastbares Wesen. Die Metaphern, Zweideutigkeiten und sprachlichen Bilder geben dem Gedicht einen nachdenklichen Charakter.
Eine weitere Interpretation überlasse ich lieber meinen geneigten Lesern selbst.
Ich liebe dieses Gedicht, weil es die Ängste von Menschen so detailliert beschreibt und vielleicht auch meine augenblickliche Situation, so dass ich mich gut mit der Resignation, Apathie und sozialen Isolation identifizieren kann.
Rainer Maria Rilke hat das Gedicht im September 1903 nach einem Besuch im Jardin des Plantes, Paris, geschrieben, und es hat, so finde ich, seitdem nicht an Aktualität verloren.
Der Panther (Im Jardin des Plantes, Paris)
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.
Rainer Maria Rilke, September 1903
Mit Panther oder Panter (verdeutlichend auch "Schwarzer Panther") bezeichnet man gemeinhin einen Leoparden (Panthera pardus) oder einen Jaguar (Panthera onca), dessen Fell eine durchgehend schwarze Färbung aufweist, statt wie üblich schwarze Rosetten auf einem gold-gelben Grund. Es gibt jedoch auch von anderen Raubkatzen Melano-Formen, wenn auch oft meist seltener. Unter günstigen Lichtverhältnissen ist die eigentliche gefleckte Fellzeichnung aber immer noch zu erkennen. Es handelt sich daher bei den Panthern jeweils nicht um eine eigene Art, sondern um eine Form des Melanismus. (gelesen bei wikipedia)
Bild: Credit: U.S. Fish and Wildlife Service, Ron Singer
Ich wünsche Euch allen ein schönes, erholsames Wochenende mit Momenten, an die Ihr Euch gerne erinnert.
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Schlaue Menschen diskutieren Ideen; durchschnittliche Menschen diskutieren Ereignisse; kleinliche Menschen diskutieren über andere Personen.
Donnerstag, 20. Oktober 2005
Reflexion eines trüben Tages
Andererseits habe ich aber auch erfahren müssen, das meine Freude über die Fortschritte und meiner Genesung und meine damit verbundene Darstellung in diesem Blog nicht auf ungeteilte Freude stößt und Dinge, über die ich hier schreibe, mit einer ganz anderen Wahrnehmung von der realen Welt zur Kenntnis genommen werden. Meine Absicht und die Wirkung auf andere scheinen nicht immer deckungsgleich zu verlaufen.
Ja, vielleicht hätte ich viel deutlicher machen müssen, das die Schwere und das Ausmaß des Trümmerbruchs erst während der OP zum Vorschein kam. Dass das OP-Team stundenlang daran gearbeitet hat, das Puzzle der Knochentrümmer zusammenzusetzen, wieder zu richten, zu glätten und mit drei dicken, langen Schrauben zu stabilisieren und dass sie mir nicht garantieren können, ob das Knie je wieder annähernd den alten Zustand erreichen wird oder ob ich ein Krüppeldasein mit Stock und Krücke als Invalide fristen muss. Das ist Fakt, unbeschönigt! Auch die Tatsache, dass ich momentan nicht ohne fremde Hilfe auskommen kann.
Nein, darüber habe ich nicht geschrieben, sondern ich habe versucht, mich selbst aufzuheitern, zu motivieren, Ziele zu stecken, zu mobilisieren, gymnastisch mich zu schinden und habe auch Annehmlichkeiten wie ein freundliches Krankenzimmer, in das man mir sogar einen Internetanschluss legte, um Heilung und Genesung durch positive Akzente zu verbessern und somit über Schmerz und Schicksalsschlag hinwegzutrösten, dankbar angenommen. Ich kenne die Intention des Krankenhauses nicht, die Zimmer so zu gestalten, kann mir aber vorstellen, dass sie damit gute Erfahrungen in der Patientenbehandlung gemacht haben. Dennoch wollen wir uns nichts vormachen, ein Krankenzimmer bleibt ein Krankenzimmer, eine Station bleibt eine Station und ein Aufenthalt zuhause ist dem allemal vorzuziehen, es sei denn man hat kein schönes Zuhause.
Warum ich das alles in mein journalartig geführtes Weblog geschrieben habe, ist recht schnell zu erklären. Weblogs helfen dabei, Gedanken zu ordnen, und so manch einer kann, nachdem er die Worte ins Web gestellt hat, in einer Angelegenheit viel klarer sehen. "Für einige Menschen ist es wohltuend und ein entscheidender Prozess bei der Rückkehr in einen lebenswerten Alltag, wenn sie sich ihre Sorgen und Nöte, Gedanken und Ängste einfach von der Seele schreiben können. Wer seine Gedanken in Sätzen formuliert, wird sich bewusst, kann sich wieder spüren." So jedenfalls sehen es Therapeuten, Psychologen und Ärzte. Vielleicht kann der ein oder andere auch mit dem aus der Psychologie stammenden Begriff "Schreibtherapie" etwas anfangen. Oft bekommt man auf seine Notizen und Gedanken auch ein Feedback von anderen Bloggern (das hat aber auch rein gar nichts mit Chatten zu tun). Deshalb ist so ein Journal/Tagebuch nichts für Einzelgänger oder Selbstdarsteller.
Jedenfalls haben mich die unterschiedlichen Wahrnehmungsebenen doch gestern stark beschäftigt, tief betroffen gemacht und gekränkt. Heftige Kopfschmerzen und Unwohlsein waren die Konsequenz meiner Grübelei, so dass ich gestern mich auch außer Stande sah, ein paar Zeilen für den Blog zu schreiben oder klare Gedanken zu fassen. Ich will nicht hoffen, dass ich durch solche Niederschläge psychologische Hilfe in Anspruch nehmen muss und sich mein augenblicklicher psychischer Zustand bessern wird.
Lassen wir diesen Ausschnitt meiner Gefühle von gestern mal so stehen, auch wenn sie im Detail etwas lückenhaft sind.
Erfreulich fand ich jedoch noch abends einen Anruf einer Kollegin, die mir nachträglich zum Geburtstag und für meine Genesung ein Präsent überbringen wollte, das sinniger Weise aus einem Pool, der "Freud und Leid" heißt, gesponsert wird. Ja, Freud und Leid, wie dicht liegen beide zusammen. Nach den Erfahrungen des gestrigen Tages fand ich diese Konstellation schon fast makaber.
Eigentlich schaue ich nicht oft in Horoskope. Gestern habe ich das irgendwie doch gemacht. Dort war zu lesen: "Die Sterne stellen Ihre Geduld auf eine harte Probe. Nichts will so richtig klappen. Die Botschaft heißt: Ãœberdenken Sie Ihre Pläne noch mal. Und durchleuchten Sie nun auch ehrlich ihre Beziehungen und Freundschaften. So manches ist reformbedürftig." Glaube ich auch! Ich denke, ich werde mich mal von hinten nach vorne durcharbeiten …;-)
Es gibt bei allem doch wieder ein schönes Ereignis zu vermelden. Bei einem Wettbewerb der Fotoholiker konnte ich mich wieder auf das Siegertreppchen stellen. Hier zeige ich Euch das Bild, das in der Kategorie "Landschaften" auf den ersten Platz gewählt wurde. Es ist die Felsenlandschaft einer Bucht in der Nähe des Leuchtturms von Cala Ratjada/Mallorca.
Ciao bis bald
Als Anerkennung für den Erfolg gab es dann noch diese individuell gestaltete Erinnerungsgrafik und auch eine geschmackvolle [Gewinnerpräsentation].
Dienstag, 18. Oktober 2005
Freudige Ereignisse
Nach der heutigen Krankengymnastik habe ich eigentlich mehr zufällig bemerkt, dass die Schwellung im Fuß rückläufig ist. Hoffentlich bleibt’s so. Vielleicht hat er sich aber auch nur erschrocken, weil ich mich gestern noch bei der Routineuntersuchung und Röntgenkontrolle beim Chefarzt über ihn beschwert habe ...lach. Der Chefarzt findet den Heilungsprozess recht positiv, obwohl er mir deutlich zu verstehen gab: "Ich verstehe Ihre Ungeduld, und ich bewundere Ihre Beherrschung, aber wir müssen schon die Heilungszeiten geduldig abwarten. Es geht definitiv nicht schneller!" Er konnte Gedanken lesen.
Heute Morgen erfuhr ich dann, dass ein Foto von mir bei dem Wettbewerb der Fotoholiker in der Rubrik Architektur von den Mitgliedern auf den [1. Platz] gewählt wurde. Das hat mich wirklich sehr gefreut, zumal ja dort auch echte Experten starten.
Mit dem Siegerbild, das eine Hausidylle in Valldemossa/Mallorca zeigt, möchte ich mich für heute von Euch verabschieden. Noch einen schönen Abend allerseits.
Als Anerkennung für den Erfolg gab es dann noch diese individuell gestaltete Erinnerungsgrafik und eine hübsche [Gewinnerpräsentation].
Montag, 10. Oktober 2005
Zum 5. Mal beim Kräuterexpress
Wie heißt es doch bei Schiller: "Sonnenblick und Hoffnung begleiten einander gerne."
Das Rezept für 10 Personen:
Zutaten:
0,075 kg Butter, 0,050 kg Speck, 0,150 kg Zwiebeln, 0,150 kg Porree, 0,150 kg Möhren, 0,050 kg Sellerie, 0,750 kg Kartoffeln, 2 l Bouillon, Majoran, Petersilie, 0,125 l Schmand.
Zubereitung:
Die Speck-, Zwiebel-, Porree-, Möhren- und Selleriewürfel in Butter anschwitzen. Die Kartoffelwürfel zugeben. Mit Bouillon aufgießen und etwa 30 Minuten garen. Suppe pürieren, so dass sie etwas sämig wird. Abschmecken mit Zitrone, frischen gezupften Majoran und gehackter Petersilie und mit Schmand verfeinern. Als Garnitur geröstetes Weißbrot oder ein Scheibchen Fleischwurst.
Guten Appetit, allerseits!
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