Mittwoch, 20. Dezember 2006
Was zu verzollen?
Was zu verzollen? Â
Weihnachtsgeschichte von Heinz Bornemann (bis 2002 Regisseur der Tagesschau und der Tagesthemen der ARD)   Â
In Hamburg gibt es wie jeder weiß, an der Elbe einen großen Hafen. Und mittendrin liegt der so genannte Freihafen, das Zollgebiet. Wie an einer ausländischen Grenze gibt es auch hier einen Schlagbaum und die Zöllner kontrollieren die Menschen, die Richtung Innenstadt wollen. Es ist kurz vor Weihnachten. Zöllner Fred schiebt Dienst und hat es sich in seiner kleinen Wachstube gemütlich gemacht. Um diese Zeit ist nicht mehr viel los. Ab und zu mal ein Taxifahrer, der einen Seemann bestimmt nicht zu einer Weihnachtsfeier fährt. Man kennt sich und winkt ihn kurz grüssend durch.
Gerade als er sich seinen frisch gebrühten Tee einschenken will, stört ihn lautes Motorengeräusch. Schnell die Mütze gerade gerückt und schon steht ein großer, alter Lastwagen vor seiner Schranke. "Guten Abend, Zollkontrolle, darf ich mal ihre Ladepapiere sehen?" Am Steuer sitzt ein älterer Herr mit Bart und schmunzelt: "Ich habe keine Ladepapiere, nur Wunschzettel. Ich bin der Weihnachtsmann." "Ja, ja und ich der Kaiser von China", antwortet noch beherrscht Zöllner Fred. Er macht hinten die Ladeluke auf und sieht Unmengen von Spielsachen und Süßigkeiten. "Von welchem Schiff sind die denn geschmuggelt?" Der alte Herr hat inzwischen das Führerhaus verlassen. Gekleidet in einer alten Jeanshose und Weste sieht er wirklich nicht wie der Weihnachtsmann aus. "Wir hatten dieses Jahr Transportprobleme mit den Schlitten und da haben wir alle Geschenke für die Hamburger Kinder per Schiff kommen lassen." "Folgen sie mir bitte in mein Büro", kommt nun schon etwas unfreundlicher die Aufforderung vom Zöllner. "Bitte weisen sie sich aus."
Der alte Herr nestelt einen alten, vergilbten Zettel aus seiner Hosentasche. Name: Weihnachtsmann, Geburtsort: Nordpol. So langsam reicht es Fred, ist es die versteckte Kamera oder war schon wieder einer aus der Psychiatrie entflohen. Irgendwie war ihm unwohl. Aber gut, denkt er, spiele ich ein wenig mit. "Wieso haben sie ihre Dienstkleidung nicht an, so läuft doch kein Weihnachtsmann rum?" "Nun, beim Verladen der Geschenke wäre mein schöner roter Mantel doch recht unansehnlich geworden. Ich verrate ihnen ein Geheimnis, in der großen Kirche am Hafen, dem Michel, habe ich in den unteren Gewölben meine Geheimkammer, dort ziehe ich mich immer um und gebe dann vom Turm meinen Rentieren das Zeichen zum Aufbruch."
Langsam muss der Zöllner nun doch schmunzeln, soviel Unsinn hatte er an einem Tag noch nicht gehört. "Weißt du noch Fred, wie ich vor vielen Jahren deinen größten Wunsch nicht erfüllt habe?" Der Zöllner stutzt, woher kannte er seinen Namen? "Du wohntest mit deinen Eltern und Geschwistern in der Stresemannstrasse, die Zeiten waren schlecht und dein größter Wunsch war ein Teddybär. Dein Vater konnte nicht jeden Wunsch erfüllen und so schriebst du mir einen Wunschzettel. Aber auch bei uns waren die Möglichkeiten begrenzt."
Der Zöllner kratzt sich verlegen am Hinterkopf, die Daten stimmten, woher wusste der alte Herr das. Der Weihnachtsmann schmunzelt und holt einen alten, verstaubten Aktenordner hervor. "Auch wir haben eine gute Buchführung, sehen wir doch mal nach." Er blättert die Jahrgänge durch und sein Gesicht strahlt. "Hier haben wir ihn ja", mit diesen Worten hält er Fred seinen alten Wunschzettel unter die Nase. Sprachlos starrt Fred auf den Zettel. Tatsächlich, sein alter noch mit krickeliger Kinderschrift beschriebener Wunschzettel. "Nun wenn das so ist, dann mal los, wollen wir die Hamburger Deerns und Jungs nicht warten lassen." "So ist es recht mein Guter, wünsche dir frohe Weihnachten."
Wie in Trance öffnet Fred den Schlagbaum, der alte Herr winkt ihm noch einmal freundlich zu und biegt rechts zur Stadt ab. "Das darf ich auch keinem Kollegen erzählen", brummelt der Zöllner und geht nachdenklich zurück in die warme Wachstube. Als er sich gerade setzten will, fällt sein Blick auf einen braunen Teddybär.
© Heinz Bornemann (mit freundlicher Erlaubnis des Autors. Danke Heinz und "Fröhliche Weihnachten!")
Dienstag, 19. Dezember 2006
Ein Winterabend
Trakl, Georg (1887-1914)
Wintergedichte
Ein Winterabend
Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
Lang die Abendglocke läutet,
Vielen ist der Tisch bereitet
Und das Haus ist wohlbestellt.
Mancher auf der Wanderschaft
Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
Aus der Erde kühlem Saft.
Wanderer tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
Auf dem Tische Brot und Wein.
Euch weiterhin eine schöne Vorweihnachtswoche. Wir haben heute noch einen pädagogischen Tag über das neue Schulrecht in NRW, und am Mittwoch kommen dann die ersten Lichtblicke....die Weihnachtsferien. Bis dahin müssen wir uns noch in Geduld üben.
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Ist man in kleinen Dingen nicht geduldig, bringt man die großen Vorhaben zum Scheitern.
Konfuzius (551-479 v Chr.)
Montag, 18. Dezember 2006
Nadeldreisatz
Zu den typischen Weihnachtsgeräuschen gehört neben "Last Christmas" von Wham und dem Rascheln von Geschenkpapier auch das Brummen des Staubsaugers. Man muss es so deutlich sagen, denn ein abgesägter Baum egal welcher Preiskategorie ist ein sterbender Baum. Folglich nadelt er.
Der Braunschweiger Werner Behm wollte einmal genau wissen, wie viele Nadeln eine Fichte hat. Er ließ einen 2,20 Meter hohen Baum komplett abnadeln und zählte nach. Das Ergebnis 2.800.130 Nadeln.
Natürlich zählte er nicht alle durch, sondern hörte bei 1000 Stück auf. Diese Menge nahm er mit zur Post und ließ sie auf einer Briefwaage wiegen. Genau 3 Gramm. Dann kippte er wieder alle Nadeln zusammen, wog noch einmal und hatte per Dreisatz das Ergebnis.
Ãœbrigens, so ein Baum hat mehr Nadeln als ein Mensch Haare auf dem Kopf. Maximal 150.000 sollen es sein, bei mir sind es sicherlich weitaus weniger. Ob man Menschen abnadeln ließ, um auf die Zahl zu kommen, ist leider nicht überliefert.Â
Rauft Euch bei all diesen Rechenspielchen jetzt nicht gleich die Haare. Ich wünsche Euch allen eine coole Woche - bald ist Weihnachten.
Sonntag, 17. Dezember 2006
Der Bratapfel
Meine Frau sagte eben zu mir: Dein Artikel über den Weihnachtsmarkt in Buer ist ja korrekt, aber zum 3. Advent könnte ich doch auch etwas Nettes schreiben. Nun, wir sind heute bei unseren Kindern zum Bratapfelessen eingeladen, da passt doch dann dieses schöne Gedicht ...
Der Bratapfel
Kinder, kommt und ratet,
was im Ofen bratet!
Hört, wie’s knallt und zischt.
Bald wird er aufgetischt,
der Zipfel, der Zapfel,
der Kipfel, der Kapfel,
der gelbrote Apfel.
Kinder, lauft schneller,
holt einen Teller,
holt eine Gabel!
Sperrt auf den Schnabel
für den Zipfel, den Zapfel,
den Kipfel, den Kapfel,
den goldbraunen Apfel.
Sie pusten und prusten,
sie gucken und schlucken,
sie schnalzen und schmecken,
sie lecken und schlecken
den Zipfel, den Zapfel,
den Kipfel, den Kapfel,
den knusprigen Apfel.
Fritz Kogel
Euch allen noch einen wunderbaren und erholsamen 3. Adventssonntag. Siebenmal werden wir noch wach, heissa dann ist ....
Buersche Weihnacht
Die freiberufliche Malerin Stephanie Albers schuf dieses schöne Motiv "Buer - ein Wintermärchen, mit dem die Werbegemeinschaft auf den diesjährigen Weihnachtsmarkt aufmerksam machen will. Das neue Motiv zeigt das bunte Treiben zwischen Urbanus-Kirche und Rathausturm. Das Werk selbst besteht aus Acrylfarben, Tusche und Layout-Marker, Arbeitszeit fünf Stunden, so die 38-jährige Künstlerin aus Bulmke-Hüllen. Das Bild wurde auch auf 15.000 Postkarten gedruckt, damit ein winterlicher, märchenhafter Gruß in die Welt geschickt werden kann.
Bis dahin wäre ja auch alles in Ordnung, die Idee wunderbar wie auch die Umsetzung der Künstlerin.
Nur die Frage sei gestattet: Wie ist es denn nun wirklich um den Weihnachtsmarkt in GE und Buer bestellt? Nach Umfrage der WAZ-Lokalredaktion machten 74,7 Prozent der Befragten ihr Häkchen bei.. "Schlimm, so was schimpft sich Weihnachtsmarkt?" Das lässt doch aufhorchen - in Gelsenkirchen wie in Buer. Selbst die Glühweinverkäufer zogen eine Zwischenbilanz: "Hier ist nix los. Die meisten hetzten nur so durch die Straßen, da hilft nur Augen zu und durch. In gut einer Woche ist es vorbei, das Elend." Märchenhütten hatte man sogar aufgestellt, nur die Kinder können diese kaum verstehen, da in GE direkt daneben ein kleines Fahrgeschäft mit dröhnendem Kirmesgejaule die gepriesene Besinnlichkeit stört, in Buer ist es eine Lokomotive. So hat sich das der Hans Christian Andersen wohl sicherlich doch nicht vorgestellt. Im tannenbestückten Märchenwald türmt sich auch so manche nette Müllbescherung.
So ungefähr muss man sich den "Massenandrang" an den Glühwein- und Bratwurstständen vorstellen. Vielleicht würde Glühpirinha besser laufen...smile
Der Sprecher der Stadtmarketing Wolfgang L. gestand zwar ein, dass man sich den Weihnachtsmarkt so eigentlich nicht vorgestellt habe, aber, so fügte er entschuldigend hinzu, das läge auch an der kurzen Vorbereitungszeit nach der WM. Da legt's die nieder!!! Weihnachten kommt also doch so plötzlich, da rechnet keiner mit, erst recht nicht die, die für die Stadt werben sollen. Nun muss der geneigte Leser Obacht geben, denn die nächsten Worte des gleichen Herrn sind die frohlockende Botschaft für das kommende Jahr. Auf die Frage: Wird's nächstes Jahr besser? antwortete er: "Das hoffen wir stark. Wir haben ein Jahr Zeit. (Anm: Rechnen kann er ja...smile)Â Man kann auch überlegen, ob man es auch Weihnachtsmarkt nennen muss. Damit weckt man falsche Erwartungen."
Ja, nun bin ich ganz fetttich. Welche Erwartungen soll ich denn zur Weihnachtszeit haben..."besinnliches Müllfest, Lala-Markt oder festlicher Trödelmarkt"??? Ich bin nicht nachtragend, aber dem Herrn gehört die Lizenz entzogen.
In Buer hat der Handel am 3. Advent seine Geschäfte von 13.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet. Ich habe dies aus der Zeitung erfahren, die Angestellten in den betroffenen Geschäften selbst wussten noch nicht einmal, dass sie heute antreten müssen. So geschehen in einer Parfümerie. Stattdessen liest man auch, dass Buers Kaufleute, so der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Buer Michael W., heute "ein volles Haus" erwartet. Ãœber 50.000 Besucher sollen in die City auf die buersche Weihnachtsmeile kommen zum ersten verkaufsoffenen Sonntag. Wo sollen die Leute denn bloß herkommen, um den Super-Gau "Hauptweihnachtsmarkt" (wir berichteten) zu bewundern. Auf welches Gottvertrauen sich diese Zahlen stützen, wissen nur die Sterne. Schalke spielt heute wirklich nicht. Denkt man sich solche Statements am Glühweinstand aus? Von 14 -19 Uhr soll der Weihnachtsmann samt seinen Engelchen in der Stadt Hof halten. Vielleicht sollten sich die Verantwortlichen der Werbegemeinschaft dort mal Rat und göttliche Eingebungen holen oder ihren Wunschzettel in die Kinderpost an das Christkind werfen. Der Bürger jedenfalls ist sprachlos und entsetzt! Echter Weihnachtswahnsinn.
Samstag, 16. Dezember 2006
Glühweinbonbons
Es gibt Glühwürmchen, Glühbirnen und besonders im Winter, so denn einer ist, auch Glühwein. Und während sich die meisten Leute einig darüber sind, dass Glühwürmchem süß und Glühbirnern praktisch sind, scheiden sich am Glühwein die Geister. Die einen verbinden damit den Geruch von Weihnachten, die anderen machen stets einen großen Bogen um die Glühweinstände, weil sie schon den Geruch nicht ertragen können.
Gestern bekam ich einen Beutel mit Glühweinbonbons, die sind süß, aber auch praktisch, weil sie erstens keinen Alkohol enthalten, zweitens in die Hosentaschen passen und drittens auch nicht an den Weihnachnachtsmarkt gebunden sind. Die kann man sogar im Sommer am Strand von Mallorca noch lutschen.
Euch allen noch einen romantischen 3. Advent. So langsam wird es Zeit, sich noch um die die letzten Geschenke zu kümmern ...smile
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Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern viel Zeit, die wir nicht nutzen.
Senca (römischer Philosoph)
Fanmeile ist Wort des Jahres
Auch in sprachlicher Hinsicht war die Fußball-WM in diesem Jahr das herausragende Ereignis: "Fanmeile" ist das Wort des Jahres 2006. Dies gab die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden bekannt.
Mit der Wahl würdigte sie den prägenden Charakter der Weltmeisterschaft auf die Stimmung in Deutschland. Auch in GE war sie Ausdruck des diesjährigen Lebensgefühls. Nun bleibt die "Fanmeile" im kollektiven Gedächtnis als Bild und als Wort. Ein Hauch vom "Sommermärchen" bleibt uns in der Sprache erhalten.
Die Fanmeilen haben breite Schichten ergriffen und vereinten Menschen jeden Alters und jeder Herkunft. Die Fans feierten die Mannschaften, die Stimmung und sich selbst. Vereint im Siegestaumel und im Schmerz der Niederlage.
Die Fußballfans aus der ganzen Welt, die "zu Gast bei Freunden" waren, nahmen ein Bild des guten und des fröhlichen Deutschlands mit nach Hause. Sie waren die eigentlichen, großen Gewinner dieser WM und bekommen nun durch die "Fanmeile" noch ein Denkmal. Von nun an sogar mit dem Gütesiegel der Sprachforscher.
Ausgelassen und friedlich feierten die mexikanischen Fans auf der Fanmeile in GE-Buer vor dem Spiel ihrer Mannschaft in der Arena.
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