Montag, 12. Juni 2006
Erdbeerquark
Heiße Rhythmen, heißes Wetter -stöhnt da wer? Auch Petrus ist zu Gast bei Freunden und hat ein gutes Sitzfleisch.
Obwohl die Erdbeerzeit schon lange begonnen hat, durch die momentane Sonne gedeihen sie auf den Feldern hervorragend.
Erdbeeren gehören zur Familie der Rosengewächse. Der Name täuscht jedoch: bei Erdbeeren handelt es sich nicht um Beeren, sondern um Sammelnussfrüchte.
Aus ihnen kann man in wenigen Minuten einen Erdbeerquark zaubern. Geradezu erfrischend bei den augenblicklichen Temperaturen.
Einfach 100Â g der Früchte mit einem Teelöffel Zitronensaft und zwei Teelöffeln Zucker pürieren. Dieses Püree mit 250 g Quark verrühren und 100 g steif geschlagene Sahne unter den Quark heben. Weitere 300 g Erdbeeren vierteln und unter den Quark mischen. Ein Genuss!
Tolle Stimmung bei Kaiserwetter
Auch wenn sich die Favoriten schwer tun bei der WM, so sind die Fans in fantastischer Stimmung. Trotz Streit um die begehrten Karten und den horenden Preisen, werden an fast allen WM-Orten tolle Feste rund um König Fußball gefeiert. Vergessen sind auch die Aufgeregtheiten um die Sicherheit in den Stadien, und selbst das Wetter ist strahlend dabei. Hoffentlich lacht die Sonne weiter so.
In Gelsenkirchen ist anlässlich des heutigen WM-Auftritts der Amerikaner gegen die Mannschaft aus Tschechien mit einem hohen Standard an Sicherheit zu rechnen.
Wieviele Anhänger aus den jeweiligen Lagern dabei sein werden, ist noch unklar. Für das Spiel um 18 Uhr haben sich jedenfalls der Päsident Tschechiens Vaclav Klaus, der Botschafter der USA, Verkehrsminister Tiefensee, Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher, Franz Beckenbauer und Maradonna auf die Promi-Liste setzen lassen. Hoffen wir auf ein munteres Spiel.
Der Verkaufsboom in den Fanshops ist jedenfalls noch ungebrochen.

Das Gesicht verrät die Stimmung des Herzens.
Dante Aligheri, (265-1321) italienischer Dichter
Sonntag, 11. Juni 2006
Geschmacksache
Die Spiele am gestrigen Nachmittag England : Paraguay 1:0 und Trinidad und Tobago : Schweden 0:0 waren für den WM-Fan sicherlich abtörnend. Kein Feuer und auch kein Titelanwärter war bei diesem langweiligen Gekicke zu sehen. Ganz anders am Abend . Das Spiel Argentinien - Elfenbeinküste 2:1 war aufregend, schnell, abwechslungsreich, auf technisch hohem Niveau und prickelnd, ganz nach dem Geschmack der Fußballfreunde. Leider gingen die Ivorer nach großem Kampf traurig vom Platz. In dieser Gruppe C wird aber sicherlich noch tüchtig gerangelt werden.
Bei meinem Stadtrundgang hat meine Kamera wieder ein paar WM-Besonderheiten in GE- Buer eingefangen.
Ein bisschen geschmacklos finde ich, wenn eine Metzgerei einen Fußball und Fußballschuhe inmitten seiner Wurstwaren drapiert, auch wenn diese recht neu aussahen, man weiß ja nie...smile.

Ansprechend fand ich einen Obststand der seine Zelte mit den Fahnen der WM-Teilnehmer aufgebaut hatte.

Was mich wirklich wunderte, war die Tatsache das ein bekanntes Sporthaus in der City ihre WM-Dekoration ausgerechnet mit dem Bild eines nicht WM-Teilnehmers dekorierte. Das wird sicherlich das Geheimnis der Marketing-Abteilung bleiben. Vielleicht, weil Kevin Kuranyi bei Schalke kickt? Ich kann mir sonst keinen Reim darauf machen. Alternativen gibt's doch genug, und ob dieses Bild verkaufsfördernd ist, lasse ich mal dahingestellt. Geschmacksache!

Ich wünsche Euch noch einen schönen, sonnigen Sonntag und den weniger Sportinteressierten viel Spaß bei allen Euren Unternehmungen. Das Wetterchen lädt ja förmlich dazu ein.
Samstag, 10. Juni 2006
WM in Gelsenkirchen
Im Zeitungsständer überfliegt man die Überschriften. Von "Grandios" bis "Mühsam" reicht das Spektrum journalistischer Freiheit über das Spiel unserer WM-Elf. Irgendwie kann man es doch noch nicht ganz realisieren: Ja, es hat wirklich begonnen. Tag eins der WM ist Geschichte passé. Wir haben uns gut präsentiert und das erste Spiel gewonnen.
Insgesamt ein flottes Spiel in der Münchener Arena mit sehenwerten Toren einer gut aufgelegten Mannschaft, die zweimal in ihre eigene Abseitsfalle tappte. Kleine Schönheitsfehler aus denen man lernen kann und muss.
Das zweite Spiel zwischen Polen und Ecuador war dagegen Valiumfußball pur, sorgte jedoch am Ende für eine faustdicke Überraschung durch 2:0 Sieg des vermeintlichen Außenseiters. So schön kann Fußball sein. Nach der 0:2-Niederlage Polens gegen Ecuador in Gelsenkirchen zeigten sich die polnischen Fans als faire Verlierer. Die befürchtete Anreise polnischer Hooligans war zuvor ausgeblieben. Die Polizei äußerte sich zufrieden. Es sei bisher alles friedlich geblieben, sagte ein Sprecher.
In GE hieß es den ganzen Tag "Polska, Ecuador, ho ho". Tausende Fans brachten sich schon Stunden vor dem Anpfiff in Stimmung. Rot-weiße und blau-gelbe Trikots bestimmten das Stadtbild. Überall wehen die Fahnen an den Häusern, Balkone werden liebevoll geschmückt. Schwarz-Rot-Gold dominiert, aber auch sonst sind alle Farben zu sehen, die die Welt zu bieten hat. Friedlich geht es hier zu. Gelassen, entspannt, mit freundlichen Helfern in der Arena. 4:2 für unsere Kicker, 1:0 für Gelsenkirchen. Die Stadt hat sich herausgepuzt und hübsch gemacht. Mit Fahnen, blauen Bällen und Geranienkübeln entlang den Hauptverkehrsstrassen.
Für bleibende Erinnerungen dürften - zumindest bei den Südamerikanern - die Bratwürste gesorgt haben. So mit Senf und Soße angemacht kennen sie Würste nicht, bekannten die Fans. "Köstlich und unglaublich" lautete Ihr Urteil. Und noch am Rande erwähnen wollen wir, dass sie begeisterte Straßenbahnfahrer sind. Bis spät in die Nacht fuhren sie mit der Bahn von der Arena zum Hauptbahnhof und wieder zurück. Immer wieder hin und her. In Ecuador ist Ihnen diese Verkehrsmittel fremd.
Ob sich das WM-Flair allerdings vier Wochen trägt, wird man sehen. Ob alle Hoffnungen erfüllt werden - sicherlich auch.Â


Freitag, 9. Juni 2006
Die Welt zu Gast in Gelsenkirchen
Ja, jetzt geht's looos
Ab heute heute rollt der Ball, bereits gestern erfolgte fürs Fan-Fest der Anpfiff in der alten Glückaufkampfbahn mit einem Konzert von Simple Minds. Die schottische Kultband spielte vor 12.000 Fans. Das alte Stadion wurde umgebaut und ist zentraler Veranstaltungsort für das offizielle Begleitprogramm der Fifa. Auf einer Großbildleinwand werden auch alle Spiele übertragen.
Heute steigt dann um 21 Uhr in der Veltins Arena, Pardon, im Fifa WM- Stadion Gelsenkirchen die Begegnung Polen gegen Ecuador.
Pünklich zur WM wurde auch der neue Hauptbahnhof in GE gestern frisch eingweiht. Blumen und Fahnenschmuck verschönern im Augenblick die Stadtszene, und es gibt kaum einen Geschäftsmann, der nicht in irgendeiner Art auf den WM-Zug aufgespungen ist. Teilweise Geschmackssache, aber doch irgendwie begrüßenswert. Hoffen wir nur alle auf einen friedlichen Auftakt. Zum Spiel in der Arena werden ca. 14.000 polnische Schlachtenbummler erwartet und 6000 Anhänger der ecuadorianischen Mannschaft.
Ich habe heute mal schnell ein paar Impressionen aus der buerschen City gemacht, und ich muss gestehen Buer gibt sich wirklich ganz gastlich, sogar mit einer kulinarischen Meile. Fans und Einheimischen wird erstaunlich viel geboten. Es scheint schon fast ein Überangebot zu geben, so dass man sich die Frage stellt: wer soll das alles kaufen? Manchmal ist weniger einfach mehr.



Wir wünschen uns spannende Spiele, viele Tore und Fairplay.
Donnerstag, 8. Juni 2006
Die Rosen im Süden
Die Rosen im Süden
Aus den Knospen, die euch deckten,
Süße Rosen, mein Entzücken,
Lockte euch der heiße Süd;
Doch die Gluten, die euch weckten,
Drohen jetzt, euch zu ersticken,
Ach, ihr seid schon halb verglüht!
Und dem Freunde, dem erschreckten,
Deucht, er muß euch eilig pflücken,
Daß ihr nicht zu schnell verblüht!
Christian Friedrich Hebbel, (1813-1863)

Euch allen noch einen schönen, sommerlichen Tag - zumindest in GE - ist das Wetter recht heiter, auch wenn ich von einer Sommergrippe nicht verschont wurde.
Mittwoch, 7. Juni 2006
Revier-Dönekes zur WM
Revier-Dönekes
Das Ruhrgebiet, das ist ein Stück Rheinland und ein Stück Westfalen und inzwischen ein Völkergemisch aus Polen, Belgiern, Italienern, Türken und vielen anderen Nationalitäten.
Historisch gesehen war das Ruhrgebiet immer schon ein Land der Fremden, die diese Region nachhaltig prägten. Die Montanindustrie lockte Menschen aus den Niederlanden, die ihre Liebe zum Fisch mitbrachten. Belgier machten den Endiviensalat und die Esskultur des Spargels bekannt. Viele Zutaten für die Ruhrgebietsküche lieferten aber auch die Nachbarregionen. Als Beispiel sei hier der rheinische Sauerbraten und der westfälische Pfannkuchen erwähnt. Den Stielmus sucht man in Hamburg sicherlich vergebens, denn außer im Revier wird er nur noch in Frankreich geschätzt, und man sagt, Napoleon habe ihn hierher mitgebracht als er mit seinen Truppen hier durchzog. Auch sprachlich fand dieses Ereignis in der Redewendung "mach keine Fissematenten" durchaus seinen Niederschlag, eine sprachliche Verformung der Aufforderung französischer Soldaten an ein Mädchen, ihr Zelt aufzusuchen (Visite ma tente). Heute hat es die Bedeutung, keinen Zwergenaufstand also nicht viel Aufhebens um Nichts zu machen.
Kulinarisch gesehen ist das Ruhrgebiet ein Eintopfland. Immer gleich und doch immer anders.
Kartoffeln, Fleisch und vor allem Gemüse köcheln gemeinschaftlich vor sich hin. Das hat seinen Ursprung darin, dass man in frühen Zeiten nur eine einzige Feuerstelle hatte und deshalb auf das Kochen in einem Pott angewiesen war. Erbsen, weiße oder grüne Bohnen, Linsen, Sauerkraut, Grünkohl, Stielmus, Möhren mit Speck, Fleisch, Kartoffeln verfeinert mit verschiedenen und geheimsten Gewürzmischungen sättigen in Fußgängerzonen, auf Volksfesten, vor dem Fußballspiel oder auf Betriebsfeiern Jung und Alt.
Die unterschiedlichen Zutaten wirken zusammen und ergeben im Pott- wie die Region auch liebevoll genannt wird- eine ganz neue Mischung.
Die bäuerlich geprägten Arbeitsimmigranten brachten ihre Lebensweise mit in die Kolonien und Wohngebiete. Eine weitere Einnahmequelle erschlossen sich viele Familien, indem sie ein Stück Land pachteten oder einfach bearbeiteten. Das Stück Land lag nur in den Musterkolonien direkt hinter dem Haus. Mit dem Bergarbeiterlohn konnte die wirtschaftliche Existenz der Familie nicht gesichert werden. Auf dem Stückchen Land zogen sie Kartoffeln und Gemüse für die Selbstversorgung. Gezogenes aus dem Grabenland oder dem Kleingarten war mehr als ein guter Ersatz für die frischen Zutaten vom Markt. Die Menschen hier liebten und bearbeiteten den Boden, und der Boden gab ihnen die Geschenke- unten die Kohle und oben das Gemüse. Der größte Teil des geernteten Gemüses wurde eingemacht oder eingeweckt, benannt nach Weck, dem Hersteller von Einmachgläsern.
Die Bergarbeiterfamilien hielten sich zudem Kaninchen, Geflügel und Ziegen. Für die Tiere wurden eigens Stallungen hinter den Koloniehäuschen errichtet. So meckern Bergmannskühe (Ziegen) hinter den Koloniehäuschen und der Kawenzmann (Kanickel) raschelt im Stall.
Heimischer Fisch für den Handel und für die Gastronomie kommt aus den Teichen der Region. Die Bewirtschaftung von stehenden Gewässern im Westfälischen, im Norden des Reviers, oder der aufgestauten Bäche an den Ausläufern des Sauerlandes im Süden des Reviers, war auch eine Reaktion auf die Verschmutzung der Flüsse in der Region. "Tu´Butter bei die Fische" forderten die Bergleute nicht nur beim allwöchentlichen Heringsbraten. Die Worte bekamen Flossen.
Das Ruhrgebietsdeutsch war immer ein historischer Spiegel der Region. Klar das der "melting-pot" deshalb viele Worte und Wendungen aus dem Jiddischen, aus der polnischen Sprache und auch regionale Varianten aus dem Oberschlesischen hat und Dialekte aus dem Niederdeutsch und Westfälischen mit der hochdeutschen Variante verschmolzen. Aber auch herrlich skurrile Neuschöpfungen, die die ehrliche und offene Sprache des Reviers kennzeichnen, wurden erschaffen. So weiß man nur hier, dass mit Ärpelschlot der Kartoffelsalat , Matschare etwas Essbares meint und dass bei Zwistigkeiten nicht nur zur Weihnachtszeit der Panhas am Christbaum hängen kann.
Panhas ist auch ein Stück Ruhrgebiet. Die Arbeitsschritte bei der Herstellung der Urmasse sind wie folgt: Wasser in den Töpfen erhitzen und wenn es kocht, werfen wir Schweinefleisch hinein, Backen meist oder Kopffleisch. Zwei Stunden kocht das Fleisch. Dann passieren wir den Sud, das Fleisch wird klein geschnitten. Nun kippen wir Schweineblut hinzu und Buchweizenmehl. Dann die Gewürze, Salz, Pfeffer, Nelke, Majoran, Thymian – nur eine Prise, dann geriebene Zwiebel, und Zucker. In eine Form gebracht, erkaltet und in Scheiben geschnitten und dann zu Hause in der Pfanne mit Schmalz gebraten. Wirklich ein Genuss, im Handel angeboten wird er nur in den Wintermonaten.
Im Ruhrpott darf´s gern immer handfest sein. Wo viel Arbeit ist, da wird ordentliche zugelangt. Und so ist das Essen der Kumpel nicht raffiniert, sondern einfach und nahrhaft. Gut und modern zubereitet aber ein Gedicht. In der Kohlengrube gibt es keine Kantine. Der Bergmann nahm sich ein "Fresspaket" mit an den Arbeitsplatz. Vor Ort wurde dann gegessen. Die "Dubbels" waren und sind jene doppelte Kniften (reich belegte Brote) in Zeitungs- oder Butterbrotpapier verpackt und in das Grubentuch gewickelt, in das man beim Hinausgehen aus der Grube Stücke Holz für den eigenen Ofen daheim mit hinausschmuggelte – das sogenannte Mutterklötzchen. Dazu kalter oder lauwarmer Kaffee. Bier gab es erst abends. In der blechernen "Teepulle" eines Stahlkochers konnte es schon dagegen mittags zu finden sein.
Aber es gab auch die 'Feine Kost' für die Zechenbarone in ihren Stadthäusern. Die Herrschaften vertafelten so viel Geld an einem Tage wie das Dienstmädchen in einem halben Jahr an Lohn bekam (das war 1911).






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